- Familien von Opfern des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 haben eine Bundesklage gegen Binance, Guangying „Heina“ Chen und Ex-CEO Changpeng Zhao wegen angeblicher Terrorfinanzierung eingereicht.
- Die Klage folgt auf Binances Schuldeingeständnis zu Verstößen gegen US-Geldwäschevorschriften im Jahr 2023 und die damals vereinbarte Zahlung von 4,3 Milliarden US-Dollar an Straf- und Vergleichszahlungen.
Laut einer nun eingereichten Bundesklage werfen Angehörige von Opfern des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 der Kryptobörse Binance vor, den Transfer erheblicher Summen an Hamas, Hisbollah und andere Organisationen ermöglicht zu haben.
In der Klageschrift ist von Kryptoüberweisungen in Höhe von mehr als einer Milliarde US-Dollar die Rede, die über das Börsensystem geflossen sein sollen.
Neben der Gesellschaft selbst werden auch die hochrangige Managerin Guangying „Heina“ Chen sowie der frühere CEO Changpeng Zhao (CZ) persönlich als Beklagte genannt.
Die Kläger argumentieren, Binance habe ein System betrieben, das es militanten Gruppen erlaube, Gelder „ohne jede Kontrolle“ zu bewegen. Rechtsvertreter der Familien behaupten, die Börse habe ihre Compliance-Strukturen bewusst geschwächt und interne Mechanismen aufgebaut, um der Aufsicht durch Regulierer zu entgehen.
Der Anwalt Lee Wolosky, der die Familien vertritt, erklärte, die Plattform habe „wissentlich hunderte Millionen Dollar“ erleichtert, die den für die Angriffe Verantwortlichen zugute gekommen seien. Wörtlich sagte er:
„Wenn ein Unternehmen den Gewinn über selbst die grundlegendsten Pflichten der Terrorismusbekämpfung stellt, muss es zur Rechenschaft gezogen werden – und das wird es auch.“
Die Vorwürfe sind bislang nicht gerichtlich bewiesen; sie bilden die Grundlage der Zivilklage. Binance und die genannten Personen haben sich zu der neuen Klage zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch nicht öffentlich geäußert.
Kontext: Frühere Schuldeingeständnisse und politische Dimension
Die Klage trifft Binance in einer Phase, in der das Unternehmen bereits unter intensivierter Beobachtung von Aufsichtsbehörden steht. Ende 2023 hatte die Börse im Rahmen eines weitreichenden Vergleichs mit US-Behörden Verstöße gegen Geldwäsche- und Sanktionsvorschriften eingeräumt.
Damals stimmte das Unternehmen zu, insgesamt 4,3 Milliarden US-Dollar an Straf- und Vergleichszahlungen zu leisten. Changpeng Zhao legte im Zuge des Vergleichs sein Amt als CEO nieder und bekannte sich persönlich der Verletzung von Vorschriften schuldig.
Im Jahr 2025 wurde Zhao von US-Präsident Donald Trump im Rahmen einer Begnadigung von strafrechtlichen Konsequenzen verschont. Die nun eingereichte Zivilklage ist von dieser Begnadigung formal zu unterscheiden: Sie zielt auf zivilrechtliche Haftung und Schadensersatzansprüche zugunsten der Opferfamilien, nicht auf strafrechtliche Verfolgung.
Die neue Klage wird auch vor dem Hintergrund der breiteren Debatte über „De-risking“ und Terrorismusfinanzierung im Krypto-Sektor gesehen. Regulierungsbehörden hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass unzureichende KYC- und AML-Prozesse digitale Plattformen anfällig für Missbrauch durch sanktionierte Akteure und Terrororganisationen machen können.
Sollte das Gericht die Vorwürfe der Kläger für stichhaltig erachten, drohen Binance weitere finanzielle und regulatorische Konsequenzen, etwa zusätzliche Compliance-Auflagen, zivilrechtliche Strafzahlungen oder eine Verschärfung bereits bestehender Überwachungsmechanismen.
Umgekehrt könnte ein gerichtlicher Sieg der Beklagten die Argumentation stützen, dass die Verantwortung für Missbrauchshandlungen primär bei den jeweiligen Nutzern liegt, sofern keine direkte Kenntnis oder Beteiligung der Plattform nachgewiesen wird.
Für den Markt bleibt vorerst entscheidend, wie Binance auf die Klage reagiert, welche Verteidigungsstrategie das Unternehmen wählt und ob die Vorwürfe zu neuen Maßnahmen seitens Aufsichtsbehörden oder Banken führen.
Investoren, institutionelle Kunden und Geschäftspartner werden die weiteren Entwicklungen genau beobachten, da jede zusätzliche Rechtsunsicherheit unmittelbare Auswirkungen auf Reputationsrisiko, Marktanteile und Bankanbindungen der weltweit größten Kryptobörsen haben kann.






