• Der Ethereum Foundation bleiben lediglich 2,5 Jahre an liquiden Mitteln.
  • Sie implementiert neue Finanzrichtlinien, um ihre 970 Millionen US-Dollar umfassenden Vermögenswerte effizienter zu verwalten.
  • Zudem allokiert die Organisation Kapital in DeFi-Protokolle und baut Personal ab, nachdem sie für ihre jüngsten ETH-Verkäufe deutliche Community-Kritik einstecken musste.

Die Ethereum Foundation hat eine umfassende Überarbeitung ihrer Treasury-Management-Strategie angekündigt und reagiert damit auf wachsenden finanziellen Druck sowie die Bedenken der Community. Angesichts eines kritischen Zeithorizonts von 2,5 Jahren, bis die Bargeldreserven erschöpft wären, sind sofortige Maßnahmen zur Optimierung der Ressourcenzuweisung erforderlich.

Stiftungsdirektorin Hsiao-Wei Wang unterstrich am 4. Juni in einer Mitteilung die Dringlichkeit der Lage und betonte die strategische Bedeutung der Jahre 2025–26 für die Weiterentwicklung von Ethereum, die eine fokussierte Unterstützung kritischer Projekte im Ökosystem verlangt.

Die neue Policy sieht eine regelmäßige Prüfung der Betriebsausgaben im Verhältnis zu den Beständen vor. Marktdynamik und Community-Feedback fließen in diese Bewertungen ein, um sicherzustellen, dass kurzfristige Aktivitäten mit den langfristigen Zielen im Einklang stehen. Damit rückt die Stiftung von früheren, eher ad-hoc geprägten Ansätzen ab.

Kassenbestände und jüngste Entwicklung

Laut Bilanz per 31. Oktober beläuft sich das Stiftungsvermögen auf etwa 970,2 Millionen US-Dollar, davon 788,7 Millionen in Kryptowährungen und 181,5 Millionen in traditionellen Assets. ETH-Token repräsentieren rund 81 % der Gesamtposition. Die jüngste Marktvolatilität belastete den Wert der Treasury.

Gemäß CoinGecko-Daten hat ETH seit dem letzten Reporting-Stichtag um 1,8 % nachgegeben und notiert weiterhin 46,5 % unter dem Allzeithoch von 4.878 US-Dollar (November 2021). Aktuell wird ETH bei 2.613 US-Dollar gehandelt, ein Minus von 0,65 % innerhalb von 24 Stunden.

Die jüngsten ETH-Veräußerungen der Stiftung lösten heftige Reaktionen aus. Kritiker stellten Zeitpunkt und Transparenz der Verkäufe in Frage und warfen der Organisation vor, Vertrauen in ihre Verantwortung für das Ethereum-Ökosystem zu untergraben.

DeFi-Integration und operative Anpassungen

Um Zusatzerträge zu generieren, will die Stiftung Teile ihres Portfolios in unveränderliche, extern geprüfte, erlaubnisfreie DeFi-Protokolle investieren, die mit ihren „Defipunk-Prinzipien“ konform sind.

Bereits im Februar wurden 45.000 ETH im Gegenwert von 120 Millionen US-Dollar in Aaves Kreditprotokoll eingebracht; zugleich lieh sich die Stiftung 2 Millionen US-Dollar in GHO-Stablecoins. Weitere Engagements bestehen bei Spark und Compound.

Damit verabschiedet sich die Stiftung von ihrer bisher strikt neutralen Haltung gegenüber einzelnen Protokollen – ein Punkt, für den sie zuvor etwa von Infinex-Gründer Kain Warwick als „anti-DeFi“ kritisiert worden war.

Am 2. Juni straffte die Organisation zudem ihre internen Entwicklungsstrukturen und leitete Entlassungen in nicht genannter Höhe ein – ein weiterer Schritt zur Kostenkontrolle angesichts wachsender finanzieller Einschränkungen, wie berichtet.

Zur Stärkung der Transparenz kündigte die Stiftung vierteljährliche und jährliche Reports zu Beständen, Performance und operativen Meilensteinen an – ein Versuch, nach den Kontroversen um ETH-Verkäufe das Vertrauen der Community zurückzugewinnen.

Diese strategische Neuausrichtung erfolgt vor dem Hintergrund der schwächeren ETH-Performance gegenüber Bitcoin und Solana, die jüngst neue Höchststände markierten, während Ethereum darum kämpft, wieder an Momentum zu gewinnen.