- Arjun Sethi erwartet, dass zentrale und dezentrale Börsen langfristig konvergieren und zunehmend ähnliche Funktionen erfüllen.
- Er beschreibt eine neue „Hybrid-Ära“, in der gemeinsame Liquidität, Compliance-Brücken und On-Chain-Identitätssysteme zentrale Rollen spielen.
In einem Interview skizziert Kraken-Co-CEO Arjun Sethi eine Entwicklung, die viele Marktteilnehmer intuitiv spüren, aber selten so klar formulieren. CEXs und DEXs seien keine Gegensätze mehr, sagt er, sondern unterschiedliche Ausprägungen derselben Koordinationsfunktion am Markt.
Sethi unterscheidet drei Phasen des Krypto-Handels. Zuerst die Verwahrungs-Ära, in der zentrale Börsenkundengelder hielten und nahezu alle Prozesse off-chain abliefen. Danach die Smart-Contract-Ära, in der dezentrale Börsen mit automatisierten Pools und Permissionless-Listing entstanden. Jetzt, so seine These, beginne eine „Hybrid-Ära“.
Gemeinsame Liquidität statt gemeinsamer Verwahrung
Diese neue Phase soll durch drei Elemente geprägt sein. Erstens durch vereinheitlichte Liquidität, bei der Orderfluss und Volumen nicht mehr strikt nach Plattform getrennt werden, sondern über verschiedene Handelsplätze hinweg orchestriert sind.
Zweitens durch Brücken zur Regulierung, etwa über standardisierte Compliance-Lösungen und Schnittstellen zu Aufsichtsbehörden.
Drittens durch On-Chain-Identitätsmodelle, die KYC- und AML-Anforderungen mit einem dezentralen Setup verbinden.
Sethi geht davon aus, dass sich beide Börsentypen gegenseitig annähern. DEXs müssten Nutzerführung, Geschwindigkeit und Support verbessern, um für breitere Kundengruppen attraktiv zu werden. CEXs wiederum würden stärker auf On-Chain-Transparenz setzen, etwa über öffentliche Proof-of-Reserves und nachvollziehbare Abwicklungswege.
Der Markt bewege sich dadurch in Richtung geteilter Liquidität statt geteilter Verwahrung. Langfristig könne sich daraus ein System entwickeln, das sich zu einem hohen Grad selbst diszipliniert, weil Risiken und Ungleichgewichte schneller sichtbar würden.





