- MSCI konsultiert Investoren, ob Unternehmen mit überwiegend digitalen Vermögenswerten weiter in breiten Benchmarks bleiben sollen.
- Ein mögliches Delisting aus Indizes könnte Abflüsse von bis zu 2,8 Milliarden Dollar aus passiven Strategien auslösen.
Laut Bloomberg stellen die Indexanbieter MSCI und Nasdaq die zukünftige Aufnahme von Strategy in ihre Indizes infrage. Auslöser sind Regeln, die nahelegen, dass Unternehmen mit einem dominanten Anteil an digitalen Vermögenswerten eher Investmentvehikeln als operativen Industrieaktien ähneln.
Diese Unterscheidung ist für Indexanbieter entscheidend, da breit angelegte Benchmarks die Realwirtschaft abbilden sollen. Gleichzeitig erfolgt das Engagement in einzelnen Anlageklassen wie Bitcoin üblicherweise über spezialisierte Produkte.
Branchenkennern zufolge holt MSCI hierzu Feedback von Investoren ein. Die Frage ist, ob ein Unternehmen, dessen Bilanzstruktur stark von Kryptobeständen geprägt ist, noch als Blue-Chip-Aktie gelten kann.
Für Strategie- und Indexteams ist die Einordnung nicht trivial. Strategy hat sich über Jahre zu einem Proxy auf Bitcoin entwickelt. Diese Positionierung macht die Aktie empfindlich gegenüber Kursbewegungen des Basiswerts.
Gleichzeitig hat die Notiz erheblich von der Indexaufnahme profitiert. Sichtbarkeit, Liquidität und passives Kapital flossen über ETFs und Indexmandate zu. In Korrekturphasen stellen Indexkomitees die ursprüngliche Aufnahmeentscheidung regelmäßig auf den Prüfstand, wenn Profil, Größe oder Handelbarkeit nicht mehr dem Regelwerk entsprechen.
Mögliche Konsequenzen: Passivabflüsse und neue Eigentümerstruktur
Ein Ausschluss aus bedeutenden Benchmarks hätte unmittelbare Folgen für die Kapitalflüsse. Anbieter schätzen potenzielle Abgaben auf bis zu 2,8 Milliarden Dollar, sofern allein MSCI die Aktie entfernt. Addiert man etwaige Maßnahmen weiterer Indexhäuser und Regeln auf Seiten der Nasdaq-Familie, könnten die Effekte größer ausfallen.
Passiv verwaltete Produkte müssen dann proportional verkaufen, unabhängig von einer fundamentalen Neubewertung. Das kann vorübergehend Druck auf Spreads und Orderbuchtiefe erzeugen, bis aktive Investoren die freiwerdenden Stücke absorbiert haben.
Für die Eigentümerstruktur würde ein Indexausschluss eine Verschiebung hin zu aktiven Mandaten bedeuten. Value- und Special-Situation-Investoren könnten sich stärker engagieren, falls Abschläge entstehen.
Auf der anderen Seite sinkt die planbare Nachfrage aus Rebalancings und Mittelzuflüssen passiver Vehikel. Für das Management rückt damit die Aufgabe in den Vordergrund, die Bewertungsbrücke zwischen Bilanz, Bitcoin-Exposure, Finanzierungsprofil und Governance klarer zu kommunizieren.
Entscheidungsrelevant sind Offenlegungen zu Treasury-Politik, Verschuldungsgrad, Covenants, Verwahrketten und etwaigen Absicherungsinstrumenten.
Marktseitig bleibt der zentrale Katalysator der Indexentscheid. Komitees berücksichtigen neben Regeltexten auch Handelbarkeit, Free Float und Liquiditätskennziffern. Sollte die Aktie in breiten Benchmarks verbleiben, wäre das ein Signal, dass Krypto-Treasuries als Untergruppe toleriert werden.
Ein Ausschluss würde den Trend stützen, Krypto-Exposure über spezialisierte ETFs oder reine Emitter abzubilden. In beiden Fällen gilt: Die Korrelation der Aktie mit dem Bitcoin-Preis bleibt hoch.
Für Anleger ist die Differenz zum inneren Wert je Aktie, die Volatilität der NAV-Prämie und die Qualität der Market-Maker-Quotierung weiterhin ein zentrales Risikomaß.
Kurzfristig fokussieren sich professionelle Investoren auf zwei Termine. Erstens die formale Mitteilung der Indexkomitees, ob und zu welchem Stichtag Änderungen wirksam werden.
Zweitens eventuelle Übergangsregeln, die den Abwicklungsdruck über mehrere Sessions verteilen. Bis zur Entscheidung bleibt das Papier anfällig für Schlagzeilenrisiken.
Ein belastbarer Ausblick des Unternehmens auf Bilanzdisziplin und Kapitalallokation kann diese Phase abfedern, ersetzt aber nicht die binäre Wirkung einer Indexmaßnahme.





