- Visa kündigt auf dem Web Summit in Lissabon einen Pilot für Stablecoin-Auszahlungen über Visa Direct an.
- US-basierte Unternehmen können Auszahlungen aus Fiat-Konten direkt in USDC an Krypto-Wallets von Empfängern senden.
Visa hat einen Pilot gestartet, der Stablecoin-Auszahlungen über das bestehende Netzwerk Visa Direct ermöglicht. Im Mittelpunkt steht die Option, Geld in Form des Stablecoins USDC direkt in eine kompatible Krypto-Wallet zu senden.
Absender sind zunächst US-basierte Plattformen und Unternehmen, die ihre Auszahlungen aus fiatfinanzierten Konten initiieren. Empfänger können wählen, ob sie Mittel als Stablecoin erhalten möchten.
Der Schritt erweitert die bisherigen Push-Payment-Funktionen von Visa um eine On-Chain-Option, die Abwicklung in Minuten anstrebt und internationale Reichweite adressiert.
Operativ verbindet der Pilot Fiat-On-Ramps im Auszahlungsprozess mit der Zustellung in eine Nutzer-Wallet. Relevante Bausteine sind die Prüfung von Wallet-Adressen, Transaktionslimitierungen, On-Chain-Gebührenmanagement und eine Rückmeldung über den Ausführungsstatus.
Für Unternehmen bleibt die Integration per API entscheidend, inklusive Reporting, Abgleich und Steuerunterlagen. Visa positioniert das Angebot als Ergänzung zu bestehenden Auszahlungskanälen, nicht als Ersatz. Der Dienst adressiert Anwendungsfälle wie Creator-Honorarflüsse, Marktplatz-Payouts, Gig-Economy-Vergütung, Kundenerstattungen und Grenzüberweisungen an Lieferanten oder Dienstleister.
Anwendungsfälle, Compliance und Zeitplan
Im Fokus stehen Geschwindigkeit und Planbarkeit von Auszahlungen. Stablecoins können die Zeitspanne zwischen Anweisung und Empfang verkürzen, insbesondere bei grenzüberschreitenden Vorgängen. Für Firmenkunden sind feste Settlement-Fenster, transparente Gebühren und klare Gegenparteien ausschlaggebend.
Der Pilot bindet daher KYC- und AML-Prozesse der Absender ein, ergänzt um Sanktionsscreener und Adress-Risk-Scoring für Empfänger-Wallets. Die Verwahrung verbleibt bei den Empfängern, während Absender die Stablecoin-Zustellung wie einen alternativen Auszahlungskanal buchen. Für die Buchhaltung sind Valutadatum, Stückelung, Wechselkurslogik und potenzielle Stablecoin-Konvertierungen zu dokumentieren.
Chris Newkirk, President Money Movement Solutions bei Visa, beschreibt das Ziel als Zugang zu Geld in Minuten für jeden und überall. In der Praxis hängt dieses Ziel von Partnerabdeckung, On-Chain-Kapazität und der Stabilität der Wallet-Infrastruktur ab.
Wichtig sind Failover-Wege, etwa die Umleitung auf klassische Auszahlung, wenn eine On-Chain-Zustellung scheitert. Ebenso relevant sind Schutzmechanismen gegen Fehladressierungen, etwa durch Adressbuch-Verifizierung, QR-Workflows oder Bestätigungsschritte vor dem Versand.
Visa beginnt mit einem begrenzten Partnerkreis. Das Unternehmen führt nach eigenen Angaben ein Onboarding „ausgewählter Partner“ durch. Der breitere Zugang ist für 2026 vorgesehen. Bis dahin werden Volumina, Fehlerraten, Betrugsindikatoren und Nutzerakzeptanz evaluiert.
Für eine Skalierung sind klare Richtlinien zur Stablecoin-Selektion, zur Netzwerkwahl und zur Abwicklung in unterschiedliche Rechtsräume erforderlich. Unternehmen, die den Pilot testen, sollten frühzeitig interne Richtlinien für Wallet-Whitelists, Limits, Rechnungslegung und Steuerbehandlung definieren.
Für Endnutzer bleibt zentral, welche Wallets unterstützt werden, wie Rückabwicklungen gelöst werden und ob Konvertierung in Fiat optional angeboten wird.
Mit dem Pilot schließt Visa die Lücke zwischen bestehenden Auszahlungsrails und On-Chain-Empfang. Der weitere Ausbau wird davon abhängen, wie stabil Partnerprozesse laufen, welche regulatorischen Leitplanken in den Zielmärkten gelten und wie sich die Nachfrage nach planbaren, programmierbaren Auszahlungen entwickelt.







