- Fed-Gouverneur Christopher Waller signalisiert für Juli eine mögliche Zinssenkung und verweist auf nachlassende Inflation sowie steigende Arbeitsmarktrisiken.
- Zinssenkungen könnten die Kryptomärkte beflügeln; Bitcoin dürfte profitieren, wenn die Liquidität zunimmt und der Dollar weiter nachgibt.
Die US-Notenbank könnte die Leitzinsen bereits im Juli 2025 senken – darauf deuten jüngste Äußerungen von Fed-Gouverneur Christopher Waller hin. Seiner Einschätzung nach gilt die Inflation nicht länger als zentrale Bedrohung für die Wirtschaft.
Diese Aussagen haben den Optimismus an den Finanz- und Kryptomärkten im Vorfeld der FOMC-Sitzung Ende Juli spürbar befeuert.
Waller plädiert für einen schrittweisen Kurswechsel
In einem CNBC-Interview erklärte Waller:
„Ich glaube, dass wir diesen Schritt bereits im Juli gehen können.“
Er betonte zugleich, dass die endgültige Entscheidung beim gesamten Federal Open Market Committee (FOMC) liege, das seine Einschätzung nicht zwingend einstimmig teile.
Waller hob hervor, die Inflation liege inzwischen „sehr nahe“ am Zwei-Prozent-Ziel der Fed – ein Befund, der eine Zinssenkung rechtfertige. Die Maßnahme sei daher „eine gute Nachricht“ und spiegele Stärke, nicht Schwäche, der US-Wirtschaft wider.
Nach der FOMC-Sitzung im Juni hielt das Gremium die Zinsen bereits zum vierten Mal in Folge unverändert. Waller hatte diesen Beschluss mitgetragen, warnt nun jedoch, ein zu langes Festhalten am aktuellen Niveau könne den Arbeitsmarkt unnötig belasten:
„Wenn Sie beginnen, sich über Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt Sorgen zu machen, sollten Sie handeln – nicht warten.“
Divergierende Fed-Positionen und Markterwartungen
Innerhalb des FOMC ist die Haltung weiterhin gespalten: Von 19 Entscheidungsträgern rechnen sieben mit unveränderten Zinsen bis Jahresende, zwei prognostizieren eine und zehn zwei oder mehr Zinssenkungen. Der Leitzins liegt aktuell bei 4,25 % bis 4,50 %.
Das CME FedWatch Tool veranschlagt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juli derzeit auf lediglich 12,4 %. Gleichwohl preist der Terminmarkt zwei Kürzungen à 25 Basispunkte für September und Dezember ein.
Waller äußerte sich auch zu den von Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Zöllen: Anders als Fed-Chef Jerome Powell, der steigende Verbraucherpreise befürchtet, sieht Waller lediglich einmalige Effekte und keinen Einfluss auf die künftige Geldpolitik.
Zudem mahnte er erneut, vor einem deutlichen Arbeitsmarktabschwung handeln zu müssen, um unnötigen wirtschaftlichen Schmerz zu vermeiden.
Kryptomarkt preist geldpolitische Lockerung ein
Wallers Einschätzung wird in der Krypto-Industrie aufmerksam verfolgt, da makroökonomische Signale hier als Kurskatalysatoren gelten. Bitcoin und andere digitale Vermögenswerte tendieren dazu, sich bei fallenden Zinsen zu erholen, weil Anleger höhere Risiken eingehen.
Niedrigere Zinsen verringern die Opportunitätskosten unverzinslicher Anlagen wie Bitcoin. Mehr Liquidität stützt häufig Rallys an den Kryptomärkten. Einige Analysten halten ein Kursziel von 112.000 US-Dollar oder höher für erreichbar, sollte die Fed früher als erwartet lockern.
Ein weicherer Dollar begünstigt in Dollar notierte Vermögenswerte, während billigere Kredite Handel und Mining beleben könnten. Institutionelle Investoren – vor allem jene, die über jüngst zugelassene Bitcoin-Spot-ETFs eingestiegen sind – dürften ihr Engagement bei einer dovishen Fed ausbauen.
Kurzfristig kann die Volatilität jedoch steigen, falls Märkte Zinssenkungen als Schwächesignal interpretieren. Mittel- bis langfristig bleiben die Aussichten für Bitcoin konstruktiv: Mehrere Prognosen nennen Zielzonen zwischen 160.000 und 250.000 US-Dollar bis Jahresende – gestützt auf die Geldpolitik, institutionelle Nachfrage und das reduzierte Angebot nach dem Halving.
Die nächste FOMC-Sitzung findet am 29. und 30. Juli 2025 statt. Nach Wallers Kommentaren richtet sich der Blick der Märkte noch schärfer auf diesen Termin – ein klarer Konsens ist jedoch weiterhin nicht in Sicht.