• IOTA erzielte erste Erfolge, indem das Projekt sich strikt auf Anwendungen für das Internet der Dinge (IoT) konzentrierte – einen Markt, den Kritiker als allzu eng gesteckt einstufen.
  • Die Gründer raten Blockchain-Start-ups, zunächst klar umrissene Anwendungsfälle zu adressieren und ihr Modell erst nach technischer Validierung auf breitere Szenarien auszurollen.

David Sønstebø, Dominik Schiener, Sergey Ivancheglo und Dr. Serguei Popov verfolgten 2015 konsequent diesen fokussierten Ansatz. Die Konzentration auf eine scharf definierte Nische wirkte als Katalysator für eine der innovativsten Distributed-Ledger-Technologien im Kryptosektor.

Von der Blockchain zum Tangle

IOTA hat sich zu einer dezentralen Infrastruktur entwickelt, die digitale Identitäten, Nachhaltigkeit, Lieferketten-Transparenz und dezentrale Finanzanwendungen absichert. Der entscheidende Durchbruch kam jedoch, als das Team die klassische Blockchain zugunsten des revolutionären Tangle-Konzepts verwarf.

Die Gründer erkannten früh, dass etablierte Blockchains wegen hoher Transaktionsgebühren, hohen Energieverbrauchs und begrenzter Skalierbarkeit für IoT-Einsätze ungeeignet sind. Innerhalb weniger Monate entwarfen sie eine Directed-Acyclic-Graph-(DAG-)Architektur, die Mining-Gebühren eliminierte und nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit ermöglichte.

Dieses technische Versprechen zog rasch erste Anwender aus der IoT-Community an – genug, um einen erfolgreichen Crowdsale zu stemmen. Der kompromisslose Fokus auf IoT-Anwendungen entwickelte sich damit zum Alleinstellungsmerkmal des Projekts.

Sønstebø und sein Team bezeichneten die enge Spezialisierung als essenziell für die technische Reife von IOTA. Gleichwohl stieß sie auf erhebliche Skepsis unter Blockchain-Puristen, die den IoT-Markt als zu fragmentiert einschätzten, um ein großes Kryptovorhaben zu tragen.

„Ihr baut für einen Markt, den es noch nicht gibt“,

warnten Kritiker – das Ökosystem schien zu unreif, um eine einheitliche Distributed-Ledger-Lösung zu verlangen.

Strategische Technologieentwicklung

Die Gründer räumen ein, dass beide Standpunkte Berechtigung hatten: Die enge Fokussierung auf IoT beschleunigte Innovationen und validierte ihr gebührenfreies Transaktionsmodell; zugleich begrenzte die kleine Zielgruppe das unmittelbare Wachstum.

Aus dieser Erfahrung leitet die IOTA Foundation ihre Marktstrategie ab: Jedes Krypto-Protokoll durchläuft zwei Phasen. Zunächst gilt es, einen spitz zugeschnittenen Anwendungsfall technisch überlegen zu lösen und eine Entwickler-Community aufzubauen. Erst danach folgt die Expansion hin zu dem, was die Gründer als „unendlichen Nutzen“ bezeichnen – Anwendungen, die sich branchenübergreifend skalieren lassen.

Damit folgt IOTA dem Prinzip, technologische Tiefe vor horizontaler Ausbreitung zu priorisieren – eine Vorgehensweise, die sich besonders bei neuen Konsens- und Skalierungslösungen bewährt.

Die Entwicklungsgeschichte belegt, wie eine vermeintlich enge Nische tiefgreifende Durchbrüche ermöglichen kann. Heute adressiert die Plattform digitale Identitäten, Nachhaltigkeits-Reporting, Lieferketten-Transparenz und DeFi-Anwendungen. Statt von Beginn an auf Massenadoption zu setzen, profitierte IOTA davon, konkrete IoT-Probleme zu lösen.

So validierte das Team die Tangle-Architektur, etablierte gebührenfreie Transaktionen und schuf nachhaltige Wettbewerbsvorteile – Leistungen, mit denen traditionelle Blockchains kaum Schritt halten können.

Der Ansatz widerspricht der gängigen Start-up-Maxime, frühzeitig den größtmöglichen adressierbaren Markt anzustreben. Die IOTA-Geschichte legt nahe, dass geduldige, präzise Technikarbeit in frühen Protokollphasen ehrgeizigen Wachstumsvorgaben überlegen ist.

Inzwischen hat sich die IOTA Foundation mit der Trade Worldwide Information Network (TWIN) Foundation zusammengetan, um globale Handelsprozesse zu modernisieren. Die im Mai lancierte Non-Profit-Initiative digitalisiert Handelsdokumente und implementiert eine Tangle-basierte Infrastruktur, um Reibungsverluste in Lieferketten zu reduzieren.