- SEC-Vorsitzender Paul Atkins kritisiert die rigorose Krypto-Durchsetzung der Vorgängerregierung und plädiert dafür, Anlegern mehr Freiraum bei der Selbstverwahrung ihrer digitalen Vermögenswerte einzuräumen.
- Seit Donald Trump ins Weiße Haus zurückgekehrt ist und Gary Gensler die Behörde verlassen hat, hat die SEC prominente Klagen gegen Coinbase und Ripple fallengelassen.
SEC-Vorsitzender Paul Atkins bemängelte den früheren, prozesslastigen Kurs der Behörde gegenüber Kryptowerten während einer Veranstaltung am Montag, einem Roundtable. Das Panel mit dem Titel „DeFi und der amerikanische Geist“ markierte bereits den fünften Krypto-Roundtable der SEC im Jahr 2025.
Atkins bezeichnete die Ära seines Vorgängers Gary Gensler als „gerichtslastig“ und bemängelte, dass dieser Ansatz Innovationen auf den Kryptomärkten abgewürgt habe. Der amtierende Vorsitzende betonte zugleich, dass jede dauerhafte Regelung zu Staking-Diensten die Zustimmung des Kongresses erfordere.
Der Roundtable drehte sich vor allem um Selbstverwahrungsrechte und dezentrale Finanzprotokolle. Atkins nannte das Recht auf Selbstverwahrung ein „grundlegendes amerikanisches Prinzip“, das regulatorischen Schutz verdiene.
„Ich befürworte größere Spielräume für Marktteilnehmer, ihre Krypto-Vermögenswerte selbst zu verwahren – insbesondere dort, wo Intermediäre lediglich zusätzliche Kosten verursachen“, sagte Atkins.
Frühere Enforcement-Aktionen hätten Wetten auf Kursbewegungen und andere blockchain-basierte Aktivitäten unnötig eingeschränkt, ergänzte er.
Kritik am Kurs der Vorgängerregierung
Atkins ging besonders auf Enforcement-Maßnahmen ein, die sich gegen Entwickler von Krypto-Software richteten. Die frühere SEC-Spitze hatte argumentiert, Entwickler selbstverwahrender Wallets betrieben unerlaubt Brokerage-Geschäfte – eine Lesart, die erhebliche Rechtsunsicherheit für Blockchain-Firmen schuf.
Kommissarin Hester Peirce leitete die Krypto-Taskforce, die die Roundtables organisierte. Frühere Sitzungen befassten sich mit Handelsplätzen, Verwahrungslösungen, Tokenisierung und der Wertpapierklassifikation von Tokens. Weitere Roundtables sind derzeit nicht angekündigt.
Kommissarin Caroline Crenshaw anerkannte die Komplexität der Materie und stellte infrage, ob der sogenannte „Spring Sprint to Crypto Clarity“ substanzielle Fortschritte gebracht habe. Gründliche Regulierungsarbeit habe Vorrang vor Geschwindigkeit, betonte sie.
Neuer Kurs unter Atkins: Klagen zurückgezogen
Seit Trumps Amtsantritt und dem Rückzug Genslers im Januar hat die SEC ihre Strategie deutlich geändert. Mehrere prominente Verfahren wurden eingestellt oder gütlich beigelegt.
So beendete die Behörde im Februar ihr Verfahren gegen Coinbase nach nicht einmal zwei Jahren – ein klarer Bruch mit der konfrontativen Linie der Vergangenheit.
Auch Ripple konnte aufatmen, nachdem CEO Brad Garlinghouse mitteilte, die SEC werde ihre Berufung im langjährigen XRP-Streit fallenlassen – ein Verfahren, das seit 2020 als Präzedenzfall für Krypto-Regulierung galt.
Zugleich stehen sowohl die SEC als auch die Commodity Futures Trading Commission vor personellen Hürden. Mehrere Kommissare sind zurückgetreten oder scheiden turnusgemäß aus, sodass die Führungsgremien bald unterbesetzt sein könnten. Der Senatsausschuss für Landwirtschaft will Trumps CFTC-Kandidaten Brian Quintenz noch diese Woche anhören.
Schließlich hat die SEC ihre Klage gegen Binance und dessen Gründer Changpeng Zhao (CZ) beigelegt und damit ein fast dreijähriges Verfahren abgeschlossen: Beide Seiten reichten vor einem Bundesgericht in Washington einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens ein.