- JPMorgan arbeitet an Krypto-Handelsdiensten für Kunden, während Verwahrung derzeit nicht priorisiert wird.
- Das Institut prüft „den richtigen Custodian“ und lotet den Risikoappetit zwischen Handel, Infrastruktur und Compliance aus.
JPMorgan konkretisiert seine Digital-Asset-Agenda. Scott Lucas, Global Head of Markets and Digital Assets, bekräftigte, dass die Bank Krypto-Handel für Kunden vorbereitet. Zugleich grenzte er das Vorhaben klar ab: Verwahrungslösungen würden derzeit nicht aufgebaut.
„Custody ist nicht auf dem kurzfristigen Horizont“,
sagte Lucas,
„wir werden beim Trading involviert sein.“
Scope: Handel ja, Verwahrung vorerst nein
Lucas verwies auf die strategische Linie des Hauses:
„Jamie [Dimon] war am Investorentag sehr klar, dass wir beim Handel dabei sein werden, aber Custody steht im Moment nicht auf dem Tisch.“
Hintergrund ist die interne Risikoabwägung entlang der Wertschöpfungskette.
„Es gibt viele Fragen zu unserem Risk Appetite und wie weit wir auf diesem Pfad gehen wollen – vom Handel und anderen Bereichen – und Custody würde dann wohl folgen“,
erläuterte Lucas. Operativ prüft das Institut externe Verwahrungspartner; man erkunde,
„wie der richtige Custodian für uns aussehen würde.“
Für Kunden bedeutet die Priorisierung einen klaren Startpunkt auf der Ausführungsseite, während Bilanz- und Verwahrfunktionen bei spezialisierten Drittanbietern verbleiben.
Das reduziert Kapitaleinsatz, Modellrisiken und regulatorische Komplexität, erfordert jedoch striktes Schnittstellen- und Gegenparteimanagement, damit Handels-, Abwicklungs- und Reportingprozesse nahtlos greifen.
Implikationen für Marktstruktur und Risikorahmen
Die Fokussierung auf Handel ohne eigene Verwahrung hat mehrere Konsequenzen. Erstens bleibt die Bank flexibel in der Wahl der Infrastruktur und kann je nach Asset-Liquidität, Handelsfenster und Compliance-Anforderungen unterschiedliche Ausführungswege nutzen.
Zweitens verlagert sich das operationelle Risiko zu akkreditierten Custodians, während JPMorgan die Rolle des Ausführungs- und Risikomanagers übernimmt. Drittens wird die Qualität der Preisstellung, der Slippage-Kontrollen und der Post-Trade-Prozesse zum Differenzierungsmerkmal.
Aus Sicht der Marktstruktur kann eine große Sell-Side-Plattform zusätzliche Tiefe und engere Spreads in liquiden Paaren fördern, sofern Flow-Internalisierung, Smart-Order-Routing und klare Regeln zur Interessenkonflikt-Minimierung etabliert sind.
Für institutionelle Kunden ist entscheidend, ob Best Execution, Handelsüberwachung und T+0/T+1-nahe Abwicklung mit robusten Pre- & Post-Trade Controls hinterlegt sind.
Für den Risikorahmen bleiben drei Linien zentral: Erstens strikte Limit- und Exposure-Grenzen für Kassa- und Derivatehandel. Zweitens konsistente Know-Your-Transaction-Workflows inklusive Wallet-Screening und On-Chain-Analysen.
Drittens ein belastbares Störfallkonzept mit Kill Switches, Failover-Pfaden und dokumentierten Business Continuity-Szenarien. In Summe positioniert sich die Bank so, dass sie am Krypto-Handelsvolumen partizipiert, ohne die erhöhten Bilanz- und Haftungsanforderungen einer Eigenverwahrung zu tragen.