• Tether-Chef Paolo Ardoino meldet US-Treasury-Bestände in dreistelliger Milliardenhöhe, wodurch der Stablecoin-Emittent unter die zwanzig größten Halter von US-Staatsschulden rückt.
  • Investor Simon Dixon fragt nach der Verwendung der T-Bill-Erträge und verweist auf mögliche Bitcoin-Käufe – ein Hinweis auf die wachsende Relevanz von Stablecoins für Staatsanleihemärkte.

Tether, Emittent des nach Marktkapitalisierung größten Dollar-Stablecoins, zählt nach eigenen Angaben inzwischen zu den größten Haltern von US-Staatsanleihen. CEO Paolo Ardoino erklärte, die Reserven umfassten rund 135 Milliarden US-Dollar in kurzfristigen US-Treasury Bills, womit Tether auf Rang 17 im globalen Vergleich läge und Länder wie Südkorea überholt habe.

tether holding
QUELLE: Paolo Ardoino

Der Befund unterstreicht, wie stark die Reserveanlagen von Stablecoins mittlerweile mit Kernmärkten des traditionellen Finanzsystems verflochten sind.

Der britische Investor Simon Dixon kommentierte die Zahlen mit Blick auf die Allokation der Zinserträge aus den gehaltenen Treasuries:

„Zentralbanken verkaufen US-Staatsanleihen. Stablecoins kaufen US-Staatsanleihen. Was passiert mit den Erträgen aus US-Staatsanleihen bei Tether? Sie werden in Bitcoin investiert. Und auch in den Ballsaal des Weißen Hauses – denn Stablecoin-Emittenten sind zum Ausweg aus der US-Staatsverschuldung geworden. Stablecoins sind das neue Werkzeug im schuldenbasierten Schneeballsystem.“

Die Aussage verweist auf eine laufende Diskussion: Stablecoins wie USDT hinterlegen ihre Verbindlichkeiten überwiegend mit kurzlaufenden US-Staatsanleihen, deren Zinsen die Renditebasis der Emittenten bilden. Wie diese Erträge eingesetzt werden – für Rücklagen, Betriebskosten, Produktentwicklung oder zusätzliche Investments wie Bitcoin –, ist für Marktbeobachter von Interesse, zumal sie die Risikostruktur der Emittenten und potenziell deren Markteinwirkung berühren.

Marktdynamik, Liquidität und Governance

Die Positionierung eines Stablecoin-Emittenten als bedeutender T-Bill-Investor hat mehrere Implikationen. Auf der Marktseite wirken zusätzliche, preissensitive Käufer tendenziell stabilisierend auf das kurze Ende der US-Zinskurve, solange Mittelzuflüsse in den Stablecoin anhalten.

Umgekehrt könnte es in Stressphasen zu Umschichtungen in den Reserveportfolios kommen, falls Rückgaben („Redemptions“) steigen und T-Bills liquidiert werden müssen. In solchen Phasen sind Liquiditätsmanagement, Laufzeitstruktur und Repo-Zugang des Emittenten ausschlaggebend, um Versorgungs- und Abwicklungssicherheit zu gewährleisten.

Für Governance und Transparenz bleiben regelmäßige Attestierungen der Reserven, Angaben zur Asset-Allokation und zur Einlösungspolitik zentral. Investoren achten auf Ausreißer in der Tracking-Stabilität des Stablecoins, die Struktur der Gegenparteirisiken sowie auf den Umgang mit Sonderereignissen und regulatorischen Änderungen.

Fragen zur Ertragsverwendung – etwa ob und in welchem Umfang Zinserträge für den Erwerb weiterer Vermögenswerte wie Bitcoin genutzt werden – dürften die Diskussion über Risikopuffer und Geschäftsmodell-Robustheit weiter anheizen.

Regulatorische Perspektive und internationale Einordnung

Die Entwicklung fällt in eine Phase wachsender aufsichtsrechtlicher Aufmerksamkeit für Stablecoins. Entwürfe auf US- und EU-Ebene sehen strengere Reserve-, Offenlegungs- und Governance-Anforderungen vor, teilweise mit Lizenzpflichten für Emittenten und Vorgaben zur Verwahrung in sicheren, liquide verfügbaren Aktiva. Ein Emittent mit erheblicher T-Bill-Exponierung wird sich voraussichtlich an höhere Prüftiefe und Reporting-Frequenzen gewöhnen müssen, um Vertrauen von Aufsehern, Institutionen und Endnutzern zu festigen.

International rückt zudem die Makrobedeutung von Stablecoins in den Blick. Wenn private Emittenten in der Liga staatlicher Gläubiger auftauchen, steigt die Relevanz von Koordination zwischen Geldpolitik, Schuldenmanagement und Krypto-Marktaufsicht.

Für Zahlungsflüsse und Handelsfinanzierung bleibt die Skalierung von Stablecoins ein Treiber – allerdings mit dem Erfordernis klarer Regeln für Einlösung, Sanktions-Compliance und Krisenprotokolle.

Wie sich Tethers Treasury-Strategie weiterentwickelt und welche Rolle US-T-Bills und digitale Vermögenswerte darin spielen, wird daher nicht nur in der Krypto-Community mit Aufmerksamkeit verfolgt.