• Ripple strebt eine gerichtliche Klärung zur Zulässigkeit von XRP-Verkäufen an und bereitet sich auf einen potenziellen Börsengang (IPO) vor.
  • Die Aussetzung des Gerichtsverfahrens ermöglicht einen Vergleich zwischen Ripple und der SEC; XRP stabilisiert sich derweil inmitten der regulatorischen Unsicherheit bei rund 2 US-Dollar.

Der laufende Rechtsstreit zwischen Ripple Labs und der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC nähert sich einer möglichen Beilegung. Wenngleich beide Parteien das Gerichtsverfahren vorübergehend ausgesetzt haben, weisen Rechtsexperten auf Hürden hin, die einer vollständigen Einigung noch entgegenstehen.

Vergleichsgespräche und Antrag auf indikative Entscheidung

Ripple Labs verfolgt Berichten zufolge eine zweigleisige juristische Strategie, um den langjährigen Rechtsstreit um XRP abzuschließen. Laut James Farrell, einem Anwalt für digitale Vermögenswerte, bereite Ripple einerseits ein Vergleichsangebot an die SEC vor. Andererseits strebe das Unternehmen bei Richterin Analisa Torres eine sogenannte indikative Entscheidung an. Eine solche Entscheidung würde das bestehende Urteil modifizieren, um bestimmte XRP-Verkäufe – mutmaßlich an nicht-institutionelle Käufer – zu gestatten.

Farrell erklärte, eine solche gerichtliche Entscheidung sei für Ripples Pläne eines Börsengangs (IPO) unerlässlich:

Ohne dieses Urteil ist die Möglichkeit eines Börsengangs in den nächsten drei Jahren praktisch gleich Null“,

führte er aus. Dieser Schritt sei entscheidend, damit Ripple mit anderen Krypto-Unternehmen gleichziehen kann, die einen Börsengang bereits vorbereiteten. Vergleichsangebot und Antrag auf indikative Entscheidung können je nach Rechtsstrategie gemeinsam oder separat eingereicht werden. Während die Zustimmung der SEC zu einem Vergleich mit geringeren prozeduralen Hürden verbunden sein könnte, dürfte der Antrag auf eine gerichtliche Entscheidung auf größeren verfahrenstechnischen Widerstand stoßen.

Am 16. April stimmte das zuständige US-Berufungsgericht einem gemeinsamen Antrag von Ripple und der SEC auf eine vorübergehende Aussetzung des Verfahrens zu. Wie wir bereits berichtet, bietet die 60-tägige Aussetzung beiden Parteien die Gelegenheit, eine potenzielle Einigung ohne den Druck des laufenden Rechtsstreits zu evaluieren.

Das Berufungsgericht hat die SEC zudem aufgefordert, bis zum 15. Juni einen Statusbericht einzureichen. Aus diesem könnte hervorgehen, ob das Verfahren durch ein endgültiges Urteil oder einen Vergleich abgeschlossen wird. Die Verfahrensaussetzung folgt auf die Ankündigung von Ripple-CEO Brad Garlinghouse im März, die Kommission werde ihre Berufung gegen das Blockchain-Unternehmen zurückziehen.

Zeitplan und weiteres juristisches Vorgehen

Farrell erläuterte, das Gerichtsverfahren könne sich noch über mehrere Monate erstrecken, falls dem Antrag Ripples auf eine indikative Entscheidung stattgegeben werde. Er schätze, allein die Entscheidung von Richterin Torres über diesen Antrag könne bis zu sechs Monate beanspruchen. Bei Stattgabe müssten beide Parteien das Berufungsgericht informieren und die freiwillige Rücknahme der Berufung beantragen, was einen weiteren Monat dauern könne.

Sollte die Richterin den Antrag jedoch ablehnen, könne sich der Rechtsstreit deutlich länger hinziehen. Farrell prognostizierte, ein fortgesetztes Berufungsverfahren könne eine endgültige Klärung bis mindestens Januar 2027 verzögern. In diesem Szenario würden die Auseinandersetzungen vor dem US-Berufungsgericht weitergeführt.

Im Nachgang der Anordnung zur Verfahrensaussetzung hat der XRP-Kurs offenbar einen Boden nahe der Marke von 2 US-Dollar ausgebildet. Zum Redaktionszeitpunkt notiert der Preis bei 2.10 und verzeichnet ein Plus von 0,85% in den letzten 24 Stunden.