• Bhutan migriert sein nationales Self-Sovereign-Identity-System von Polygon auf Ethereum und hat die technische Integration abgeschlossen.
  • Die Überführung aller Bürgernachweise soll bis zum ersten Quartal 2026 erfolgen und die Identitätsprüfung sowie den Zugang zu staatlichen Services vereinheitlichen.

Bhutan migriert sein nationales Identitätssystem auf Ethereum. Laut Aya Miyaguchi, Präsidentin der Ethereum Foundation, ist die Mainnet-Anbindung abgeschlossen, während die Migration aller Einwohnernachweise für das erste Quartal 2026 geplant ist. Ziel ist es, rund 800.000 Menschen eine einheitliche, selbstbestimmte digitale Identität bereitzustellen, die als Schlüssel für den Zugang zu staatlichen Dienstleistungen dient.

Hintergrund und Zeitplan

Der Wechsel folgt auf eine erste Phase, in der das System auf Polygon betrieben wurde. Mit der Umstellung auf Ethereum sollen Governance-, Sicherheits- und Interoperabilitätsanforderungen auf einer global etablierten Infrastruktur gebündelt werden.

Das Rollout sieht vor, dass bereits integrierte Behördenportale schrittweise an das neue ID-Backend angebunden werden. Während die Kernintegration steht, erfolgt die Überführung der bestehenden Nachweise etappenweise, um laufende Prozesse in Gesundheitswesen, Bildung und Verwaltung nicht zu stören.

An der offiziellen Einführung nahmen hochrangige Vertreter teil, darunter Spitzen aus der Politik und dem Ethereum-Ökosystem. Operativ liegt der Fokus nun auf Migrationswerkzeugen, Datenvalidierung sowie der Synchronisierung von Ausgabestellen (Issuers) und Prüfstellen (Verifiers), damit bestehende und neu auszustellende Nachweise parallel funktionieren können. Für Bürger ändert sich die Zugangslogik: Eine privat kontrollierte, wiederverwendbare Identität (SSI) dient als Anker, während Berechtigungen und Nachweise feingranular ergänzt oder entzogen werden.

Architektur, Datenschutz und Betrieb

Technisch basiert das Setup auf einem hybriden Ansatz: Prüfsummen, Zeitstempel und Registrierungsereignisse werden on-chain verankert, während personenbezogene Daten off-chain verbleiben. So sollen Verifizierbarkeit und Nichtabstreitbarkeit mit Datenschutzanforderungen in Einklang gebracht werden.

Selektive Offenlegung und standardisierte Schemas (z. B. für behördliche Bescheinigungen) ermöglichen kontextabhängige Prüfungen, ohne unnötige Informationen preiszugeben. Für die Betriebssicherheit sind Mehrparteien-Kontrollen in der Schlüsselverwaltung und im Release-Management vorgesehen, ergänzt um Notfallprozeduren für Credential-Widerrufe.

Die Wahl von Ethereum zielt auf globale Interoperabilität, Verfügbarkeit von Entwicklerressourcen und eine breite Tool-Landschaft. Gleichzeitig bleiben Kostenkontrolle und Skalierung zentrale Punkte: Transaktionen werden gebündelt und – wo möglich – über Layer-2-Anbindungen oder Rollup-basierte Pfeiler entlastet, während kritische Verankerungen auf L1 verbleiben.

Für den öffentlichen Sektor ist Verfügbarkeit entscheidend. Daher sind Service-Level-Ziele für Latenz und Finalität definiert, damit Wartezeiten bei Bürgerinteraktionen (etwa bei der Dokumentenbeantragung) planbar bleiben.

Aus Marktsicht stärkt der Schritt die Sichtbarkeit staatlich nutzbarer Web3-Bausteine. Für Unternehmen entsteht ein klarer Integrationspfad – etwa für E-Government-Workflows oder Lieferketten-Nachweise, die auf derselben ID-Schicht aufsetzen. Mit der schrittweisen Migration erhält Bhutan ein konsolidiertes Fundament für digitale Identitäten, das regulatorische Anforderungen mit internationaler Anschlussfähigkeit verbindet.