• Binance prüft Entschädigungen auf Einzelfallbasis nach dem USDe-Depeg und ruft betroffene Kunden auf, ihre Fälle beim Support zu registrieren.
  • Das Unternehmen räumt „degradierte Performance“ während extremer Volatilität ein; marktübliche Verluste und nicht realisierte Gewinne werden nicht ersetzt.

Die Kryptobörse Binance will Nutzer entschädigen, die im Zuge des Depegs der Stablecoin-ähnlichen USDe von Ethena Verluste erlitten haben, sofern diese unmittelbar auf Probleme der Handelsplattform zurückzuführen sind. Co-Gründerin und Chief Customer Support Officer Yi He entschuldigte sich am Samstag öffentlich und sprach von „degradierter Performance“ während eines außergewöhnlich volatilen Marktumfelds, das durch neue US-Zölle auf China und die anschließenden Kursstürze ausgelöst wurde. Nutzer sollen sich beim Kundendienst melden, damit ihre Vorgänge geprüft werden.

Leistungsprobleme und Prüfverfahren

Yi He führte die Störungen auf einen sprunghaften Anstieg der Handelsaktivität zurück, als Preise quer über die großen Märkte fielen. Wörtlich schrieb sie, Betroffene sollten sich melden:

Wenn Sie Verluste erlitten haben, die Binance zuzuschreiben sind, kontaktieren Sie bitte unseren Kundendienst und registrieren Sie Ihren Fall.

Jeder Account werde einzeln geprüft, um die Entschädigungsfähigkeit festzustellen. In der Praxis bedeutet dies die Auswertung von Zeitstempeln, Order- und Ausführungshistorie, Systemlogs zur Matching-Engine und zu API-Latenzen sowie Preisreferenzen, um festzustellen, ob Orderverzögerungen, Fehlpreise oder Systemunterbrechungen kausal für den Schaden waren.

Für die interne Aufarbeitung sind drei Punkte maßgeblich: erstens die Stabilität der Order- und Ausführungssysteme in Peak-Phasen, zweitens die Integrität der Preisstellung gegenüber Referenzindizes und drittens die Wirksamkeit von Laststeuerung und Failover-Mechanismen, damit der Handel – auch bei extremer Volatilität – funktionsfähig bleibt.

Was ersetzt wird – und was nicht

Yi He stellte klar, dass Binance keine „normalen“ Marktverluste ersetzt:

Verluste aus üblichen Marktbewegungen und nicht realisierte Gewinne werden nicht abgedeckt

präzisierte sie. Entschädigungsfähig sind demnach nur Schäden, die direkt auf Plattformfaktoren zurückgehen – etwa nachweisbare Verzögerungen, Fehlfunktionen oder fehlerhafte Preisfeeds, die zu nicht marktgerechten Ausführungen führten. Für Kunden, die Ansprüche prüfen lassen möchten, ist eine saubere Dokumentation entscheidend: vollständige Trade-IDs, Screenshots von Fehlermeldungen, Export der Order-History sowie – falls vorhanden – externe Preisvergleiche mit Zeitstempeln.

Operativ dürfte Binance parallel Post-Event-Analysen zu Matching-Engine-Performance, Quote-Stability und System-Throttling erstellen, um potenzielle Lücken in der Resilienz zu identifizieren und die Kriterien für Entschädigungen konsistent anzuwenden. Für Marktteilnehmer ist der Fall ein Hinweis, Risikomanagement-Regeln – etwa Limit- statt Market-Orders, Schutz-Trigger und stufenweise Positionsgrößen – in Hochvolatilitätsphasen konsequent umzusetzen.