• Changpeng „CZ“ Zhao verstärkte eine On-Chain-Untersuchung zu einem „Hyperliquid/Hyperunit-Wal“, mahnte aber zur Überprüfung der Behauptungen.
  • Der pseudonyme Forscher Eye will den Wal mit dem Ex-BitForex-Chef Garrett Jin verknüpft haben und spricht von 192 Mio. US-Dollar Gewinn durch das De-Leverage-Ereignis.

Die Debatte um einen möglichen Großakteur im Bitcoin-Handel hat neue Dynamik erhalten. Changpeng „CZ“ Zhao teilte auf X eine mehrteilige On-Chain-Untersuchung, die einem einzelnen Hyperliquid-Trader erheblichen Einfluss auf den Abverkauf am Freitag zuschreibt und einen Profit von rund 192 Mio. US-Dollar nennt. CZ kommentierte die Vorwürfe mit den Worten:

„Ich bin mir nicht sicher, ob das gültig ist. Hoffentlich kann das jemand gegenprüfen.“

Behauptungen und offene Fragen

Im Mittelpunkt steht ein „Hyperliquid/Hyperunit-Wal“, dem seit Längerem mehr als 100.000 Bitcoin nachgesagt werden. Der Analyst Eye führt On-Chain-Indizien an, die den Akteur mit früheren Börsenverbindungen in Zusammenhang bringen. Die Argumentationslinie lautet, der Wal habe vor dem Abverkauf umfangreiche Short-Positionen aufgebaut, den De-Leverage-Prozess mit ausgelöst und anschließend Positionen mit Gewinn geschlossen. Zudem werden Wallet-Spuren, ENS-Bezüge und Interaktionsmuster zu einem konsistenten Narrativ verdichtet.

Damit stellen sich zentrale Prüffragen. Ist der zeitliche Ablauf zwischen Positionsaufbau, Marktbewegung und Gewinnrealisierung kausal oder nur korrelativ? Handelt es sich um marktmanipulative Eingriffe oder um risikoreiches, aber regelkonformes Positionsmanagement? Und lässt sich die On-Chain-Spur einer eindeutig identifizierbaren Person zuordnen oder bleibt sie eine plausibilisierte, aber nicht gerichtsfeste Zuschreibung? Die von CZ angeregte Verifikation unterstreicht, dass die Beweislast derzeit bei der Analyse-Community liegt.

Marktstruktur, Mikro-Signale und On-Chain-Attribution

Unabhängig von der konkreten Identität des Akteurs verweisen die Vorgänge auf strukturelle Faktoren. In Phasen geringer Top-of-Book-Tiefe können konzentrierte Derivate-Exponierungen die kurzfristige Preisbildung prägen. Entscheidend sind die Verteilung von Liquidations-Clustern, die Entwicklung der Perpetual-Basis sowie Funding-Sätze, die Aufschluss darüber geben, ob zusätzlicher Druck aus dem Derivatekomplex entsteht. Gegenläufige Größen sind OTC-Ströme und Nachfrageimpulse aus ETF-Vehikeln, die Verkaufswellen abfedern können.

On-Chain-Attribution bleibt grundsätzlich probabilistisch. Gemeinsame Relayer, delegierte Operator-Adressen, geliehene Schlüssel oder geteilte Infrastruktur können direkte Zuordnungen verwässern. Ohne externe Bestätigungen – etwa Börsen-Logs, API-Audit-Trails oder regulatorische Auskünfte – sind On-Chain-Befunde wertvolle Frühindikatoren, jedoch kein abschließender Beweis. Für Handelsplätze rücken drei Stellhebel in den Vordergrund: eine robuste Mark-Price-Kalibrierung zur Vermeidung unfairer Liquidationen, engmaschige Marktüberwachung für ungewöhnliche Order-Sequenzen und klar definierte Notfallprozeduren in Hochvolatilitätsphasen.

Für professionelle Anleger ergibt sich ein operativer Rahmen. Relevante Mikro-Signale sind Veränderungen der Perps-Basis, Funding-Sätze, das Wachstum des Open Interest ohne korrespondierende Spot-Zuflüsse sowie die Aufteilung großer Blöcke zwischen Orderbuch und OTC. In Verbindung mit strikt definierten Risikobudgets, Stop-Regeln und Limit-Ausführungen lässt sich die Exponierung gegenüber potenziellen „Wal-Ereignissen“ kontrolliert steuern. Die von CZ angeregte Gegenprüfung bleibt dabei der maßgebliche Schritt, um aus einer These ein verlässliches Handels- und Risikobild abzuleiten.