- DBS und Kinexys arbeiten an einer Interoperabilitätsschicht für tokenisierte Einlagen, die Transaktionen zwischen JPM Deposit Tokens (Base L2) und DBS Token Services (permissioned DLT) ermöglichen soll.
- Der Ansatz adressiert fehlende native Interoperabilität und Sicherheitsrisiken bei Cross-Chain-Transaktionen und zielt auf 24/7-Liquidität sowie real-time-Settlement bei Wahrung der singleness of money.
Die Bankengruppe DBS und Kinexys – die von J.P. Morgan geführte Tokenisierungs-Plattform – entwickeln ein Framework für Interoperabilität, das tokenisierte Einlagen über unterschiedliche Blockchain-Domänen hinweg übertragbar macht.
Konkret sollen JPM Deposit Tokens, die auf Ethereum Layer-2 Base ausgegeben werden, perspektivisch mit DBS Token Services interagieren können, das auf einer permissioned Infrastruktur läuft.
Beide Institute bieten ihren Unternehmenskunden bereits rund um die Uhr Liquidität und Zahlungsabwicklung in Echtzeit an – bislang jedoch innerhalb jeweils getrennter Ökosysteme.
Der geplante Interoperabilitäts-Layer soll diese Trennlinien aufbrechen, ohne Sicherheits- und Compliance-Standards zu kompromittieren. Im Mittelpunkt stehen sichere Nachrichten- und Werttransferpfade zwischen öffentlichen und geschlossenen Netzwerken, atomare Abwicklung (Delivery-versus-Payment/Payment-versus-Payment), Identitäts- und Sanktionsprüfungen über die gesamte Transaktionskette sowie harmonisierte Datenmodelle, idealerweise ISO-20022-kompatibel.
Ziel ist, dass Kunden in beiden Welten nahtlos interagieren können, während die Singleness of Money – also die Gleichwertigkeit der tokenisierten Einlage mit der bankbuchmäßigen Einlage – erhalten bleibt.
Technische und regulatorische Leitplanken: Sicherheit, Governance, Compliance
Die größte Hürde liegt in der sicheren Kopplung heterogener Infrastrukturen. Ein tragfähiges Design benötigt verifizierbare Gateways (z. B. mit MPC/HSM-gesichertem Key-Management), resiliente Oracles für Zustands- und Preisreferenzen, Standard-Policies für KYC/AML/Sanktionslisten und Fail-safe-Mechanismen bei Netzstörungen.
Für den operativen Betrieb sind SLA-gestützte Latenzziele, Wiederanlaufpläne, Event-Audits und lückenlose Protokolle entscheidend, damit Compliance-Teams prüfbare Trails über die Netzwerkgrenzen hinweg erhalten.
Auch das Rechts- und Aufsichtsregime spielt eine zentrale Rolle. Tokenisierte Einlagen gelten grundsätzlich als Bankverbindlichkeiten; damit greifen Einlagen-, Zahlungs- und Wertpapierregeln, je nach Use-Case auch Devisen- und Kapitalverkehrsrecht.
Für grenzüberschreitende Flüsse sind Jurisdiktions-Mapping, Steuer- und Rechnungslegung (u. a. Behandlung von Gebühren/Erträgen), Sanktions-Screening sowie Datenschutz-anforderungen zu harmonisieren.
Der Hinweis von Kinexys-Co-Chef Naveen Mallela auf die „singleness of money“ unterstreicht, dass die Parität zwischen on-chain und bankbuchmäßiger Einlage für die Akzeptanz bei Treasuries und Aufsehern zwingend ist.
Die Initiative reiht sich in eine breitere Bewegung ein: BNY Mellon prüft tokenisierte Einlagenservices, während in Großbritannien Barclays, Lloyds und HSBC einen Live-Pilot für tokenisierte Pfund-Einlagen angekündigt haben – flankiert von der Bank of England, die ein Regime für systemische Pfund-Stablecoins konsultiert.
Gemeinsam ist den Projekten die Suche nach programmierbaren 24/7-Zahlungsrails, die Kosten, Gegenparteirisiken und Abwicklungszeiten senken, ohne die Bankaufsicht zu unterlaufen.
Für Unternehmenskunden erscheint der Nutzen dort am größten, wo Mehrwährungs-Treasury, Cash-Pooling, Handels- und Lieferkettenzahlungen sowie intraday-Liquidity-Management in einheitliche, API-fähige Workflows integriert werden.
Entscheidend für die Skalierung wird sein, ob DBS und Kinexys ein offenes Interop-Profil etablieren – also standardisierte Schnittstellen, die weitere Banken und Marktinfrastrukturen anschließen können.
Gelingt dies, könnten tokenisierte Einlagen von einem Produkt zu einer Infra-Schicht reifen, die Payment-, Handels- und Wertpapierprozesse über öffentliche und permissioned Netzwerke hinweg zusammenführt.






