• Franklin Templeton bietet in Hongkong erstmals Anteile eines mit kurzlaufenden US-Staatsanleihen besicherten Geldmarktfonds als Blockchain-Token an; die Token bilden Eigentum und Übertragungen digital ab.
  • Die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) verankert den Schritt in ihrer neuen „Fintech-2030“-Agenda mit über 40 Maßnahmen, darunter ein Settlement-Rahmen für tokenisierte Einlagen und die Option, eine CBDC für Interbank-Zahlungen einzubinden.

Franklin Templeton hat in Hongkong den Franklin OnChain U.S. Government Money Fund eingeführt – den ersten tokenisierten Fonds im Markt. Das Vehikel ist in Luxemburg domiziliert und durch kurzlaufende US-Treasuries gedeckt. Anteile werden als Blockchain-basierte Token ausgegeben; Eigentum und Transfers werden digital erfasst.

Für Anleger ändert sich am ökonomischen Profil eines klassischen Geldmarktfonds wenig, wohl aber an der Infrastruktur: Zeichnung, Rücknahme und Registerführung werden auf einer Distributed-Ledger-Schicht orchestriert, die Übertragbarkeit und Abstimmungsprozesse beschleunigen kann.

Die Tokenisierung ersetzt nicht die regulatorischen Anforderungen an Fondsdomizil, Verwahrstelle, Transfer-Agent und Abschlussprüfung. Sie verschiebt jedoch Prozesslast – etwa bei Anteilsscheinen, Stimmrechten, Ausschüttungen und Corporate-Actions – in eine programmierbare Ebene.

Damit lassen sich SLA-gestützte Workflows (Cut-off-Zeiten, Bestätigungen, Audit-Trails) definieren und Fehlervorfälle in der Registerführung reduzieren. Für den Primärmarkt bleiben KYC/AML-Prüfungen, Anlegerkategorien und Prospektregeln maßgeblich; der Token fungiert als digitale Repräsentation des Fondsanteils.

HKMAs „Fintech 2030“: Tokenisierte Einlagen, KI-Werkzeuge, Resilienz

Die HKMA flankiert die Premiere mit ihrer „Fintech-2030“-Agenda, die mehr als 40 Maßnahmen umfasst. Schwerpunkte sind KI-Enablement im Finanzsektor, der Aufbau eines Tokenisierungs-Ökosystems und die Stärkung operativer Resilienz.

Zentraler Baustein ist ein Settlement-Rahmen für tokenisierte Einlagen, der künftig Bankeinlagen als tokenisierte Verbindlichkeiten abbilden und Interbank-Abwicklung beschleunigen soll. Laut Behördenchef Eddie Yue wird dabei die Option einer CBDC-Einbindung geprüft, um Zahlungsverkehr und Liquiditätssteuerung im Bankensystem zu modernisieren.

Für die Praxis bedeutet das Interoperabilität zwischen fonds- und bankseitigen DLT-Systemen, Orakel- und NAV-Feeds, ISO-konformen Datenpfaden und Revisionssicherheit in hybriden Setups.

Tokenisierte Fondsanteile benötigen klar definierte Redemption-Prozesse, Preis- und NAV-Referenzen mit Attest-Historien sowie Fallback-Routinen bei Netzausfällen. Im Bankenumfeld erfordern tokenisierte Einlagen robuste Rechtsgrundlagen, Datenschutz, Sanktions- und Travel-Rule-Konformität sowie eine Trennung von Kunden- und Eigenbeständen.

Für Vermögensverwalter eröffnet der Schritt End-to-End-Automatisierung: vom Onboarding über Zeichnung, Registerführung und Ausschüttungen bis zum Sekundärhandel auf regulierten Venues.

Privat- und Profianleger profitieren von schnelleren Abgleichsprozessen und potenziell niedrigeren Verwaltungsaufwänden, während Gatekeeper-Funktionen (z. B. Qualifikation, Eignung) programmatisch überprüfbar bleiben. Entscheidend für die Skalierung sind Netzwerkresilienz, Schnittstellen zu Core-Banking und Custody sowie globale Anschlussfähigkeit – insbesondere bei Cross-border-Vertrieb und Steuerlogik.

Mit der Kombination aus tokenisiertem Geldmarktfonds und HKMA-Fahrplan setzt Hongkong ein Signal für industriefähige Tokenisierung: NAV-nahe Prozesse, programmierbare Compliance und standardisierte Abwicklung sollen Stückkosten senken und neue Produkt- und Abwicklungsmodelle ermöglichen.

Ob sich daraus ein breiter Marktstandard entwickelt, wird sich an Uptake-Metriken, Kosten-/Zeit-Vorteilen gegenüber Legacy-Prozessen und der Stabilität der neuen Settlement-Schienen messen lassen.