Krypto-Revolution: Geld weitergedacht?

Revolution: ein Begriff, den manche vielleicht als zu vollmundig bezeichnen, zumindest wenn es um Kryptowährungen geht. Dies liegt jedoch mitunter auch schlicht und ergreifend daran, dass die Innovationskraft der Technologie vielen einerseits noch nicht bekannt ist, und diese andererseits teilweise noch in den Kinderschuhen steckt. Von dem Bitcoin Potential mag zwar der ein oder andere schon gehört, ohne die Thematik jedoch in Gänze durchdrungen zu haben. Auch wir haben auf unserer Karte des Wissens zweifelsohne noch dunkle Flecken, oder um mit anderen Worten zu sprechen: Auch wir sind immer noch dabei, uns mit der Machete einen Weg durch den Dschungel zu bahnen. Doch es wird lichter!

In diesem Beitrag geht es nicht um Krypto oder Bitcoin Prognosen – zumindest nicht hinsichtlich der Kursentwicklung. Vielmehr wollen wir einen Blick auf die ganz großen Themen wagen, mit Distanz und den Augen eines Habichts. Lange Rede, kurzer Sinn: Weshalb sprechen wir von einer Krypto-Revolution? Und weshalb könnte sich dadurch die Welt fundamental wandeln?

Was ist Geld und wie hat es den Weg zu uns gefunden?

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Zum Leidwesen vieler wächst Geld nicht auf den Bäumen – wie könnte es auch anders sein: Wäre dem so, dann wäre Geld kein Geld – insofern ist Geld nichts, und interessanter Weise für viele doch alles. Für Jäger und Sammler sowie kleine Stammesgesellschaften mag es noch kein Bedarf an einem mehr oder weniger universellen Tauschmittel gegeben haben. Ab einem gewissen Ausmaß der Differenzierung scheint jedoch kein Weg daran vorbei zu führen.

Machen wir es konkret: Nehmen wir an, es gäbe kein Zahlungsmittel – in welcher Form auch immer -, auf das sich die Menschen in einer Gesellschaft einigen könnten: Dies wäre spätestens dann ein Problem, wenn eine Person Interesse an einer bestimmten Dienstleistung oder an einem Produkt hätte, ohne dass er oder sie sich in irgendeiner Form bei dem Gegenüber revanchieren könnte. In Familien oder gewachsenen Gesellschaften mit hoher Solidarität mag dies wie gesagt funktionieren oder sogar im wahrsten Sinne des Wortes funktional sein, doch sobald eine gewisse Größe und Anonymität erreicht ist, sind Schenkungen eher die Ausnahme, als die Regel. Es gilt als gesichert, dass nicht standardisierte Tauschgeschäfte der Beginn jedweden Handels waren, dass diese Praxis jedoch rasch an ihre Grenzen gestoßen ist.

Tauschhandel mühsam und kompliziert

Machen wir es an einem fiktiven Beispiel besonders praxisnah und eingängig: Wenn der Korbflechter Interesse an des Bauers Kartoffeln hat, dieser wiederum interessiert an neuen Körben ist, dann werden sie sich zweifelsohne einig. Sollte der Bauer aber absolut kein Interesse an Körben haben, dann wird es schon schwieriger. In diesem Fall bliebe dem Korbflechter die Möglichkeit, bei dem Bauern zu erfragen, woran er denn interessiert sei. Daraufhin könnte er die Chance nutzen, und versuchen, seine Körbe in jenes Produkt zu tauschen, um schließlich und endlich wieder bei dem Bauern vorbei zu schauen, damit seine heiß herbei gesehnten Kartoffeln letztlich den Weg in den inzwischen schon knurrenden Magen des Korbflechters finden. Bereits auf den ersten Blick wird deutlich, dass das Zusammenleben ohne etwas wie „Geld“ kaum möglich ist. Allerdings ist die Technik der bedruckten Geldscheine vergleichsweise neu. Ein Blick in die Geschichte verdeutlicht dies!

Erste Tauschmittel?

Die ersten Tauschmittel waren sogenannte Warengelder. Dieses konnte entweder aus rohen natürlichen Materialien bestehen, oder aus Schmuckstücken. Auch der Handel mit Nutztieren ist bereits sehr früh datiert. Zudem gab es in der Geschichte des Geldes schon allerhand, was viele heutzutage eventuell als kurios bezeichnen würden. In einigen Küstenregionen wurden beispielsweise Muscheln als Währung verwendet. Hierfür eigneten sich natürlich nur relativ seltene Muscheln, diese wurden in der Regel von Frauen gesammelt und von den Männern durchbohrt und an Schnüren befestigt. Da diese Muscheln in den unterschiedlichsten Regionen genutzt wurden – unter anderem in Afrika, Nordamerika und Asien –, haben sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Normen und Riten entwickelt.

Bei einigen Stämmen kam es auf die Länge der Muschelkette an, bei anderen wiederum stand jeweils eine Muschel für einen Vertrag – und bei Vertragserfüllung musste die Muschel wieder an den Partner zurückgegeben werden. Andernorts wurden Schneckenhäuser als Währung verwendet. Doch damit noch längst nicht genug. Die Phantasie und Kreativität der Menschen kennt keine Grenzen.

Vorläufer von Bitcoin und Blockchain im Westpazifik?

Einige Krypto-Experten und Archäologen sind davon überzeugt, dass das Steingeld auf Yap ein direktes Vorbild von Bitcoin sein könnte. Zumindest gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Auf der Insel Yap gab es eine Ökonomie, die nicht auf Scheinen oder Münzen fußte, sondern auf bis zu vier Meter großen kreisrunden Steinen. Diese wurden schlichtweg Rai genannt. In den Dörfern und vor wichtigen Bauten wurden diese Rai-Steine prominent platziert. Nun stellten unterschiedliche Familien und Clans Besitzansprüche, woraufhin im Anschluss an die Entscheidungsfindung jeder wusste, wem der Rai-Stein gehört. Diese hatten wiederum einen bestimmten Wert. Sofern der bis zu vier Meter große Rai-Stein für eine Zahlung genutzt wurde, musste der Stein nicht bewegt werden – es genügte schlicht und einfach, per Dorfkommunikation und auf dem mündlichen Weg mitzuteilen, wer der neue Besitzer sei.

Gemeinsamkeiten von Bitcoin und Rai

  • Rai-Steine müssen abgebaut werden, genauso wie Bitcoin.
  • Alle Parteien können nachvollziehen, wie viel Arbeit für eine Einheit aufgewendet wurde
  • Die Aufbewahrung von Bitcoin und Rai ist für alle gleichermaßen nachvollziehbar: Im Falle von Rai vor wichtigen Bauten, bei Bitcoin auf der Blockchain
  • Beide Währungen können gegen Dienstleistungen und Güter getauscht werden
  • Auf der Insel Yap wurden die Transaktionen mündlich verbreitet, im Fall von Bitcoin werden die Transaktionen hingegen in einsehbaren Datenblöcken festgehalten

Die Geschichte des Geldes

Erstes Gewichtsgeld in Europa im Mittelalter

Im europäischen Mittelalter wurde sogenanntes Gewichtsgeld aus den unterschiedlichsten Edelmetallen eingesetzt. Hierfür war jedoch keineswegs eine standardisierte Form notwendig, ein Barren, Schmuckstück oder eine auswärtige Münze wurde gleichbehandelt, es kam schlichtweg auf das Metall und auf das Gewicht an. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit gab es hingegen einen Silberstandard, dieser fungierte als offizielle Währung. Teure Anschaffungen wurden in aller Regel mit Gold beglichen, wobei es zwischen Silber und Gold keinen festen oder zentral festgelegten Wechselkurs gab.

Im 11. Jahrhundert wurde in China das Papiergeld erfunden, ähnliche Innovationen sowie die Idee von immateriellem Geld fand jedoch erst etwa 300 Jahre später in Europa Anklang.

Große Veränderungen ab dem 19. Jahrhundert

Im Deutschen Reich, aber auch in zahlreichen anderen Industriestaaten, galt ab dem 19. Jahrhundert der Goldstandard. Inzwischen etablierte Banknoten und Münzen waren durch Gold gedeckt und konnten jederzeit in der Bank in das Edelmetall eingetauscht werden. Im Zuge des Ersten Weltkrieges gab es auf staatlicher Seite jedoch einen erheblichen Finanzbedarf. Panzer, Munition, der Sold der Soldaten und derlei mehr mussten finanziert werden. Infolge dessen gab man die Deckung des Geldes durch Gold komplett auf: dem willkürlichen Druck von Geld war somit Tür und Tore geöffnet. Jenes Geld, welches nicht mehr auf einem Goldstandard beruht, wird als „Fiatgeld“ bezeichnet.

Krypto-Revolution: in den Fußstapfen der Französischen Revolution?

Wer bis zu diesem Unterkapitel gelesen hat, hat wahrlich unter Beweis gestellt, dass er an der Geschichte des Geldes interessiert ist. Natürlich gibt es auch Krypto Trader und Investoren, die nicht im Geringsten an derlei Dingen interessiert sind. Prinzipiell stellt dies auch gar kein Problem dar, jedem das Seine. Allerdings sind wir der festen Überzeugung, dass es hilfreich ist, über ein Hintergrundwissen zu verfügen. Dadurch ist man nicht nur ein Fähnlein im Wind, sondern kann sich sein eigenes Bild machen und läuft nicht Gefahr, der medialen Darstellung blind folgen zu müssen.

Französische Revolution – was ist überhaupt passiert?

An dieser Stelle möchten wir lediglich einen knappen Überblick geben. Die Französische Revolution fand zwischen den Jahren 1789 und 1799 statt. Hier wurde einiges fundamental auf den Kopf gestellt. Inbesondere die Abschaffung des feudal-absolutistischen Ständestaates führte zu einem regelrechten Paradigmenwechsel. Die Stände wurden landauf, landab in Frage gestellt. In das Zentrum rückte hingegen das Motto Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Diese Ideale wurden in der Ständegesellschaft wahrlich nicht vertreten, im Gegenteil. Die Ungleichheit wurde de facto sogar zementiert.

Eine Folge der Französischen Revolution war es, dass die Bürger an der Politik mitwirken konnten. Genauer gesagt eine signifikante Anzahl an Bürgern. Gewisse Gesellschaftsschichten wurden davon immer noch ausgeschlossen. Doch was hat das alles mit der Blockchain-Technologie und Bitcoin zu tun? Der ein oder andere mag vielleicht spätestens dann hellhörig geworden sein, als die Wörter Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gefallen sind. Vergleicht man nämlich das bislang vorherrschende Geldsystem mit dem Prinzip der dezentralen Währungen, dann wird gleich ersichtlich, dass Bitcoin & Co. diese Ideale weitaus mehr verkörpert. Doch eines nach dem Anderen. Bevor wir dazu übergehen, Parallelen zwischen der Französischen Revolution und Bitcoin aufzuzeigen, nehmen wir die Bitcoin Geschichte noch etwas ausführlicher unter die Lupe.

Bitcoin Geschichte

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Im Jahr 2008 wurde unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein Whitepaper veröffentlicht. In diesem wurde die dezentrale Währung Bitcoin konzipiert. Ziel war es, die Währung vollständig vom staatlichen Zugriff abzukoppeln. Anstatt des Vertrauens in den Staat soll das System durch kryptografische Beweise legitimiert sein. Der erste Wechselkurs für Bitcoin wurde im Jahr 2009 bekannt gegeben.

Vertrauen ist ein Wort, welches eine zentrale Rolle spielt. Eines ist offenkundig. Wir werden später noch darauf zu sprechen kommen. Doch sind digitale Währungen überhaupt nötig? Was sind ihre Vorteile? Erst nachdem diese Aspekte geklärt sind, können wir die Gemeinsamkeiten mit den Idealen der Französischen Revolution klar benennen.

Schattenseiten von herkömmlichen Währungen

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Der Durchschnittsbürger, welcher kein Interesse für finanzpolitische Themen aufweist, weiß vielleicht nicht unbedingt, dass das derzeitige Geld- und Finanzsystem eine Reihe von Nachteilen hat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er die Folgen nicht tragen muss. Im Gegenteil. Eingangs wurde bereits dargelegt, dass der Euro, US-Dollar und derlei mehr nicht mehr an physische Güter, wie beispielsweise Gold oder Silber, gekoppelt sind. Insofern ist der materielle Wert einer Banknote gleich Null. Aufgrund der Tatsache dass die Währungen zudem nicht limitiert sind, gibt es beileibe keine Gewissheit dafür, dass der 500 Euro-Schein unter dem Kopfkissen in einem Jahr noch dieselbe Kaufkraft mit sich bringt. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist gegenteiliges der Fall.

Die Konstruktion und Auflösung des Goldstandards führt nämlich dazu, dass der Euro eine inflationäre Währung ist. Dies bedeutet, dass sich der Euro nicht als Wertspeicher eignet. In Krisenzeiten ist es gar denkbar, dass wir auf eine Hyperinflation geraten. In einem solchen Fall könnte ein Laib Brot unter Umständen weit über 1000 Euro kosten. Weitaus wichtiger ist jedoch der Umstand, dass nicht die Gesellschaft oder die Gemeinschaft über die Geldpolitik (Zinssätze, etc.) bestimmt, sondern eine auserwählte und vor allem quantitativ äußerst kleine Gruppe. Dies ist alles andere als eine Verschwörungstheorie. Es ist ein Fakt, dass die Geldpolitik von Zentralbanken und Regierungen bestimmt wird. Und hier kommt das Wort Vertrauen wieder ins Spiel. Da wir, die Bürger, in jenen Entscheidungen weitestgehend außen vor sind und wenig Einfluss auf die Entscheidung nehmen können, legen wir unser Schicksal in die Hand anderer, anstatt selbst Verantwortung zu nehmen.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Die Gedanken sind frei. Doch besitzt auch jeder die Freiheit, sich ein eigenes Konto zu eröffnen? Die klare Antwort darauf lautet: nein. In Deutschland mag dies vielleicht anders sein. Allerdings ist es sinnvoll, keine Scheuklappen aufzuhaben, sondern auch andere Staaten in eine Analyse zu bedenken. In der Tat gibt es bis dato etwa 1,7 Milliarden Menschen, die nicht in den Genuss eines Bankkontos kommen, die dadurch in gewisser Art und Weise ausgegrenzt werden. Ganz anders verhält es sich bei Kryptowährungen. Jeder Mensch, ganz gleich welches Geschlechtes, Alters, Herkunft und derlei mehr, kann einfach & anonym ein Bitcoin Konto erstellen. Der springende Punkt ist, dass er dies auch noch in Zukunft tun können wird. Ein zentralisiertes Girokonto kann beispielsweise jederzeit eingefroren werden. Man denke nur an das Dritte Reich im Nazideutschland, als die Besitztümer der jüdischen Gesellschaft einfach entzogen wurden.

Der Aspekt der Gleichheit wurde schon teilweise skizziert. Vor dem Gesetz sind alle gleich, nur manche sind gleicher. Leider hat sich dieser etwas zynische Spruch schon oft bewahrheitet. Nicht so bei Kryptowährungen wie Bitcoin. Hier gibt es keinen Zweifel daran, dass keine Unterscheidungen getroffen werden. Jeder hat die Möglichkeit zu partizipieren und einen Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen. Aus diesen Aspekten ergibt sich auch die Brüderlichkeit, welche im Jahr 2019 wohl noch mit Schwesterlichkeit ergänzt werden müsste.

 

 

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