- NRW.BANK platziert ihren ersten Blockchain-Bond über 100 Millionen Euro und nutzt dafür das Polygon-Netzwerk.
- Die Emission erfolgt über Cashlink, einen von der BaFin regulierten Registerführer für Kryptowerte.
NRW.BANK hat einen digitalen Schuldtitel über 100 Millionen Euro begeben. Das Papier wird vollständig auf der Layer-2-Blockchain Polygon geführt und ersetzt die herkömmliche Sammelurkunde. Die Platzierung richtete sich an institutionelle Investoren und wurde über das eigene Treasury abgewickelt, ohne den Einsatz einer Zweckgesellschaft.
Digitale Emission auf Polygon
Für die Strukturierung beauftragte die Bank das Frankfurter FinTech Cashlink. Das Unternehmen verfügt seit Juni 2023 über eine BaFin-Lizenz als Kryptoregisterführer nach dem Gesetz über elektronische Wertpapiere. Cashlink führt ein dezentrales Register, das den Eigentumsnachweis des Bonds digital abbildet. Polygon liefert die technische Infrastruktur mit schnellen Transaktionsbestätigungen und hoher Transparenz. Ein Delivery-versus-Payment-Mechanismus verknüpft die tokenisierte Schuldverschreibung mit einem Euro-Gegenkonto, sodass Wertpapier und Zahlung synchron übertragen werden.
Die Tokenisierung erfolgt unter dem Inhaberschuldverschreibungs-Regime des eWpG. Nach Abschluss der Transaktion wird das Wertpapier unmittelbar in der Wallet des Investors verbucht und kann ohne Zentralverwahrer übertragen werden. NRW.BANK erwartet deutliche Effizienzgewinne, weil die Prüfpfade direkt on-chain vorliegen und Schnittstellen zu regulatorischen Meldesystemen automatisiert arbeiten. Zudem kalkuliert das Institut mit niedrigeren Kosten für Corporate-Actions, da Kupon- und Tilgungszahlungen künftig smart-contract-gesteuert ausgelöst werden können.
Regulatorischer Rahmen und Marktrelevanz
Die Emission unterstreicht den Trend deutscher Landesbanken, Kapitalmarktprozesse auf Blockchain-Basis zu verlagern. Seit Inkrafttreten des eWpG im Juni 2021 steigt das Volumen elektronischer Wertpapiere stetig. Nach Angaben der Bundesbank waren bis Ende 2024 Transaktionen im Umfang von rund 2,4 Milliarden Euro tokenisiert. Beobachter rechnen 2025 mit einer weiteren Zunahme, da zusätzliche öffentlich-rechtliche Institute vergleichbare Pilotprojekte vorbereiten.
NRW.BANK bewertet die Transaktion als Testlauf. Der Vorstand prüft Varianten mit unterschiedlichen Laufzeiten und Kupons sowie mögliche Übertragungen auf Förderkredite, um die Mittelverwendung transparenter zu gestalten. Für Cashlink bedeutet das Mandat einer landeseigenen Bank den Eintritt in den öffentlichen Sektor und bestätigt die Skalierbarkeit seiner Plattform. Das FinTech untersucht außerdem Integrationen in das Target-2-Securities-System, um künftig europäische Settlement-Prozesse abzudecken.
Branchenexperten schätzen, dass in Nordrhein-Westfalen Namensschuldverschreibungen von mehr als drei Milliarden Euro ausstehen. Eine Migration auf registrierte Kryptowerte könnte die Nachfrage nach BaFin-regulierten Registern deutlich steigern und dem Markt für tokenisierte Bonds zusätzliche Dynamik verleihen. Internationale Investoren sehen Deutschland wegen der klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen als attraktiven Standort für elektronische Wertpapiere.