• Glassnode beziffert den Anteil profitabler XRP auf 58,5 %, deutlich weniger als zu Jahresbeginn.
  • Rund 41,5 % der Coins liegen im Verlust, was auf späte Einstiege nahe der Höchststände über 3 US-Dollar hindeutet.

Die On-Chain-Analysefirma Glassnode meldet, dass nur 58,5 % des zirkulierenden XRP-Angebots aktuell im Gewinn sind. Dieser Wert markiert einen klaren Rückgang im Vergleich zu früheren Phasen des Jahres, in denen durch das Überschreiten der Drei-Dollar-Marke deutlich mehr Adressen im Plus lagen.

Bemerkenswert ist der Befund vor dem Hintergrund, dass XRP mit etwa 2,17 US-Dollar weiterhin deutlich über dem Niveau von November 2024 notiert, als der Token nahe 0,53 US-Dollar gehandelt wurde.

Die Vervierfachung binnen eines Jahres hat die Verlustquote nicht verhindert, weil ein großer Teil der jüngeren Käufe im Bereich der Jahreshochs stattgefunden hat.

Die Kennzahl „Supply in Profit“ vergleicht den aktuellen Preis mit dem letzten On-Chain-Bewegungskurs der jeweiligen Einheiten. Liegt der Marktpreis darunter, werden die Coins als „im Verlust“ geführt.

Dass 41,5 % der Bestände derzeit unter Wasser sind, deutet auf eine ausgeprägte Konzentration an späten Zuflüssen hin. In Phasen erhöhter Aufmerksamkeit stiegen Käufer offenbar zu höheren Kursen ein, was die Sensitivität gegenüber Rücksetzern erhöht und die Bereitschaft zu Halten oder Realisieren beeinflusst.

Strukturmerkmale des Marktes und mögliche Folgewirkungen

Für Marktbeobachter liefert die verschobene Gewinn-Verlust-Verteilung mehrere Hinweise. Erstens steigt der potenzielle Verkaufsdruck an technischen Widerständen, wenn viele Marktteilnehmer ihre Einstandskurse knapp oberhalb des aktuellen Preisniveaus haben.

In solchen Zonen können erste Erholungen auf Angebot treffen, weil Investoren Break-Even-Niveaus nutzen, um Positionen zu reduzieren. Zweitens schafft ein beträchtlicher Anteil an Verlustadressen eine Grundlage für reflexive Bewegungen.

Positive Nachrichten oder anziehende Liquidität können zu schnellen Anschlusskäufen führen, wenn zuvor zögerliche Marktteilnehmer wieder Vertrauen fassen. Umgekehrt können neue Rückgänge Stop-Niveaus auslösen und den Abwärtszug verstärken.

Operativ richtet sich der Blick auf drei Messgrößen. Die Nettozuflüsse zu Börsen zeigen, ob Halter vermehrt zum Verkauf tendieren. Die realisierten Gewinne und Verluste geben Aufschluss darüber, ob Marktteilnehmer ihre Buchgewinne oder Buchverluste materialisieren.

Die Coin-Dormanz und das Alter von UTXO-ähnlichen Kontingenten im Account-Modell liefern Hinweise, ob ältere Bestände bewegt werden oder ob vorwiegend Neuinvestoren aktiv sind. Ergänzend bleibt die Sekundärmarktliquidität in Perpetuals und Optionen relevant, da sie Kursausschläge in beide Richtungen verstärken kann.

Für Strategien mit längerem Horizont steht die Frage im Vordergrund, wie nachhaltig Nachfrageimpulse sind. Entscheidend sind die Tiefe der Orderbücher, die Stabilität der Spreads und die Qualität der Market-Maker-Bereitstellung.

Auf Ebene der Fundamentaldaten richtet sich der Fokus auf Netzwerkaktivität, Nutzung von Zahlungen und Brückenlösungen sowie die Verfügbarkeit institutioneller Vehikel, die planbare Zuflüsse unterstützen können.

Kurzfristig bleibt das Preisgeschehen jedoch stark stimmungsgetrieben, da die Verlustquote über 40 % eine geringe Fehlertoleranz im Markt signalisiert.

Die aktuelle Konstellation zeigt, dass starke Jahresrenditen auf Index-Ebene nicht automatisch in eine breite Profitabilität der Halter übersetzen. Timing-Effekte und Herdenverhalten bestimmen die Verteilung, insbesondere wenn schnelle Anstiege zu späten Einstiegen verleiten.

Ein nachhaltiger Abbau der Verlustquote setzt entweder eine weitere Aufwärtsbewegung über frühere Hochs oder eine längere Seitwärtsphase mit selektiver Akkumulation voraus, die die Einstandspreise durchschnittlich nach unten zieht.