• ODDO BHF startet mit EUROD einen vollständig eurobesicherten Stablecoin auf Polygon und richtet sich an institutionelle sowie professionelle Nutzer.
  • Der Token soll MiCA-Vorgaben erfüllen; Handelsstart erfolgt u. a. auf Bit2Me, während Emission, Einlösung und Reporting an bankseitige Standards gekoppelt werden.

Die französische Bankengruppe ODDO BHF hat einen eurogedeckten Stablecoin mit dem Kürzel EUROD auf Polygon lanciert. Die Emission ist exklusiv an das Netzwerk gebunden und folgt einem Regelwerk, das sich an den Anforderungen der europäischen Krypto-Regulierung orientiert. Mit dem Schritt adressiert die Bank Zahlungs- und Abwicklungsfälle, bei denen niedrige Transaktionskosten, schnelle Finalität und ein klarer Compliance-Pfad entscheidend sind. Für den Primärmarkt sollen Einzahlungen und Einlösungen in Euro erfolgen, während der Sekundärhandel zunächst über ausgewählte Plattformen, darunter Bit2Me, bereitgestellt wird.

Emission unter Bankregeln: Reserven, Einlösung, Berichte

EUROD ist als vollständig gedeckter Euro-Token konzipiert, dessen Reserven in bankfähigen Vermögenswerten geführt werden. Emittentenseitig sind drei Prozesse maßgeblich. Erstens das Reservemanagement: täglich abgeglichene Einlagen und kurzfristige Geldmarktpositionen, die eine verlässliche Einlösung zum Nennwert ermöglichen.

Zweitens der Einlösemechanismus: KYC-pflichtige Konten können EUROD gegen Euro einlösen; Cut-off-Zeiten, Settlement-Fenster und Gebühren werden in Angebotsunterlagen definiert. Drittens Transparenz: periodische Attestierungen der Reserven, Offenlegung der Zusammensetzung sowie Berichte zu Ausgabe, Einlösung und aufgelaufenen Zinsen.

Auf der technischen Seite nutzt die Emission die EVM-Kompatibilität von Polygon. Smart-Contract-Kontrollen begrenzen die Ausgabe auf autorisierte Rollen, während Blacklist- und Freeze-Funktionen regulatorische Anforderungen an Sanktions- und Betrugsprävention abbilden können. Für institutionelle Workflows ist die Interoperabilität mit Verwahrstellen relevant: segregierte Wallet-Strukturen, Mehrparteien-Freigaben und definierte Wiederanlaufprozesse bei Netzstörungen zählen zum Standardumfang.

Nutzungspfade: Zahlungsabwicklung, DeFi-Kompatibilität, Treasury

Primäre Anwendungsfälle liegen in Wholesale-Zahlungen, On-Chain-Abwicklung von Handelspositionen und in der Tokenisierung von Cash-Komponenten in Kapitalmarktprodukten. Unternehmen können EUROD für Rechnungsstellung, Cash-Pooling und Lieferketten-Zahlungen einsetzen, sofern interne Richtlinien die Nutzung von Stablecoins erlauben.

In DeFi-Kontexten eröffnet Polygon ein breites Spektrum an Integrationen – von DEX-Liquidität über besicherte Kreditprotokolle bis hin zu Rechnungs- und Treasury-Automatisierung. Für diese Szenarien sind sektorielle Grenzen einzuhalten: Whitelists, Address-Screening, Transaktionslimits je Wallet-Klasse und Monitoring gegen Marktmissbrauch reduzieren operative und Compliance-Risiken.

Für Händler sind drei Punkte wesentlich. Erstens Liquidität: Orderbuch-Tiefe und Spreads bestimmen, ob EUROD effizient gegen andere Euro-Stablecoins oder Krypto-Assets getauscht werden kann.

Zweitens Preisstabilität: Abweichungen vom 1-Euro-Peg sollten durch Arbitrage und Einlösemechanismen begrenzt werden; anhaltende Basis-Spreads wären ein Warnsignal. Drittens Gegenpartei-Risiko: Die Qualität der Reserven und die Verlässlichkeit der Einlösung sind für Treasury-Einsatz und Collateral-Verwendung entscheidend.

Auf Emittentenebene bleibt die Schnittstelle zu Bankenprozessen der zentrale Vorteil: Konto-Abstimmungen, SEPA-Zugänge und regulatorische Berichtslinien können ohne Medienbruch mit On-Chain-Settlement verknüpft werden.

In Verbindung mit Polygon-Skalierung und stabilen Gebühren entsteht ein Setup, das sowohl Retail-Payment-Flüsse als auch institutionelle Abwicklung adressiert, ohne auf proprietäre Infrastrukturen angewiesen zu sein.