• Trump Media plant mit „Truth Predict“ den Einstieg in Krypto-basierte Prognosemärkte und will Themen von Wahlen über Wirtschaftsindikatoren bis hin zu Sportereignissen abdecken.
  • Für Ein- und Auszahlungen wird eine Anbindung an etablierte Krypto-Infrastruktur geprüft; ein US-Start mit Testbetrieb ist in den nächsten Wochen vorgesehen, danach eine internationale Einführung.

Laut Bloomberg erweitert die Trump Media & Technology Group ihr Produktportfolio um einen kryptobasierten Prognosemarkt. Die Plattform namens Truth Predict ermöglicht es Nutzern, Kontrakte auf Ereignisse in Politik, Wirtschaft, Sport und Rohstoffmärkten zu handeln.

Das Produkt zielt auf einen Prognose- und Informationsmarkt ab, dessen Volumen branchenweit auf rund 9 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Ein Pilotprojekt in den USA ist für die kommenden Wochen geplant, gefolgt von einer breiteren Einführung in anderen Regionen. CEO Devin Nunes erklärte:

„Viel zu lange haben globale Eliten diese Märkte kontrolliert. Mit Truth Predict demokratisieren wir Informationen und ermöglichen es den Amerikanern, die kollektive Intelligenz zu nutzen.“

Produktumfang und geplanter Rollout

Truth Predict soll auf einem kontraktbasierten Modell aufsetzen: Nutzer wählen ein Ereignis – etwa den Ausgang einer Wahl, die Bandbreite eines Inflationsprints, das Ergebnis eines Sportspiels oder die Spanne eines Rohstoffpreises – und kaufen bzw. verkaufen Anteile, deren Auszahlungsprofil an das Eintreten des Ereignisses gekoppelt ist. Die Preisbildung spiegelt die bedingte Wahrscheinlichkeit wider, sodass Marktquoten als aggregiertes Sentiment fungieren können.

Für Ein- und Auszahlungen prüft Trump Media die Anbindung an bekannte Krypto-Dienstleister, um sowohl On-Chain-Settlement als auch Fiat-On-/Off-Ramps anzubieten. Erwartet werden KYC/AML-Onboarding, Wallet-Verknüpfungen und Geofencing, um länderspezifische Vorgaben abzubilden.

Auf technischer Ebene sind Oracles zur ergebnisbasierten Abrechnung zentral. Diese müssen manipulationsresistent sein und klare Quellen- und Eskalationspfade vorhalten, falls ein Ereignis strittig oder uneindeutig ausfällt.

Für die US-Pilotphase ist mit einem eingeschränkten Themenspektrum und Limitgrößen zu rechnen, um technische und regulatorische Lasttests kontrolliert durchzuführen. Der internationale Rollout hängt von lokalen Genehmigungsregimen ab; in einzelnen Märkten können Prognosemärkte als Finanztermingeschäfte, als Gaming-Produkte oder als eigenständige Informationsmärkte eingestuft werden, jeweils mit unterschiedlichen Lizenz- und Verbraucherschutzanforderungen.

Regulatorische Leitplanken und Marktlogik

In den USA fallen Ereignis-Kontrakte – je nach Ausgestaltung – unter den Aufsichtsrahmen für Derivate und Börsenplätze. Anbieter müssen klären, ob Kontrakte als „Event Contracts“ zulässig sind, welche Ereignisklassen (z. B. politische Wahlen) ausgeschlossen sind und ob Positions- und Einsatzlimits gelten. Zentrale Bausteine eines tragfähigen Setups sind:

  • Rechtsgrundlage und Lizenzen: Klarheit, ob das Angebot als Designated Contract Market, Swap Execution Facility oder unter spezifischen Ausnahmen betrieben werden kann.
  • Marktinfrastruktur: Best-Execution-Prozesse, Ausreißerfilter, Handels- und Abrechnungsfenster sowie transparente Gebühren.
  • Oracle-Governance: Dokumentierte Datenquellen, Mehrparteien-Signaturen, Schiedsstelle für Dispute und Audit-Trails.
  • Verbraucherschutz: Klare Risikohinweise, Limits, Abkühlungsphasen, Streitbeilegung und Schutz vor Interessenkonflikten.

Für Nutzer bedeutet ein funktionsfähiger Prognosemarkt liquide, eng gepreiste Kontrakte und verlässliche Abrechnung. Für Emittenten hängt die Akzeptanz an engen Spreads, ausreichender Orderbuchtiefe und konsistenter Liquiditätsbereitstellung, insbesondere zu Ereignisfixings. Aus Sicht institutioneller Teilnehmer ist die Preisqualität entscheidend: Aggregierte, nachvollziehbare Datenströme sind Voraussetzung, damit Ergebnisse in Research-Pipelines, Risiko-Modelle und Produkt-Designs einfließen können.

Trump Media positioniert Truth Predict als Informations- und Partizipationsplattform. Damit diese Rolle tragfähig wird, müssen Bias-Risiken (etwa einseitige Themenauswahl), Manipulationsanreize und Plattform-Konflikte adressiert werden.

Ein offenes Listing-Verfahren mit methodischen Mindeststandards, getrennte Entscheidungswege für Themenfreigaben und transparente Regeln zur Marktschließung sind dafür ebenso nötig wie belastbare Compliance-Workflows bei politisch sensiblen Ereignissen.

Ob Truth Predict in den adressierten Marktsegmenten Tritt fasst, wird sich an drei Kennzahlen ablesen lassen: aktive Märkte und Volumina, Durchschnittsspanne und Auszahlungsstabilität sowie Verhältnis genehmigter zu abgelehnten Ereignisvorschlägen. Gelingt der US-Pilot, könnte die internationale Einführung zum Testfall für Krypto-basierte Informationsmärkte mit standardisierten Oracle-Prozessen werden.