- Bitcoin rutscht nach starkem Oktober-Peak sichtbar ab und liegt YTD nur noch bei 1 Prozent, deutlich hinter Gold mit über 55 Prozent.
- Makrobedingte Risikoaversion und sinkende Zinssenkungsfantasie belasten Krypto, während Gold trotz kurzfristiger Range weiter als Jahresgewinner gilt.
Bitcoin hat einen Teil seiner starken Jahresgewinne abgegeben. Nach dem Allzeithoch von rund 126.000 US-Dollar im Oktober 2025 fiel der Kurs im Zuge breiter Risikoaversion in die 93.000-US-Dollar-Region.
Laut TradingView reduzierte dies die Performance seit Jahresbeginn auf etwa ein Prozent. Der Kursrückgang folgt auf eine Phase, in der die Hoffnung auf weitere Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank die Risikobereitschaft gestützt hatte. Jüngste Wirtschaftsdaten und geldpolitische Mitteilungen haben diese Erwartungen jedoch gedämpft.
Marktteilnehmer preisen wieder höhere längerfristige Realzinsen ein. Das erhöht die Opportunitätskosten für nicht verzinsliche Anlagen und trifft vor allem hochvolatile Segmente.
Die Korrektur hebt mehrere bekannte Verwundbarkeiten hervor. Erstens die hohe Sensitivität von Krypto gegenüber Zins- und Dollarbewegungen. Zweitens die Hebelwirkung über Derivate, die Bewegungen im Kassamarkt in beide Richtungen verstärken kann.
Drittens die Abhängigkeit von Zuflüssen in börsengehandelte Produkte und von stabilen Banking-Rails. In Phasen zunehmender Unsicherheit steigt die Nachfrage nach Liquidität, was Gewinnmitnahmen in zuvor stark gelaufenen Positionen begünstigt.
Gold verteidigt die Spitzenposition trotz kurzfristiger Range
Im Kontrast zu Bitcoin führt Gold die Jahresrangliste mit einem Plus von mehr als 55 Prozent an. Der Zufluss in das Edelmetall speist sich aus mehreren Kanälen. Inflationssorgen bleiben präsent.
Geopolitische Risiken halten die Nachfrage nach Werterhalt hoch. Zudem sorgen höhere Absicherungsquoten institutioneller Portfolios für stetige Käufe. Kurzfristig bewegt sich der Goldpreis unterhalb von 4.100 US-Dollar in einer Spanne.
Strategen großer Häuser bleiben dennoch konstruktiv und sehen Spielraum bis 2026, wenn die Realzinsen nachlassen und die Zentralbanken ihre Nettozukäufe fortsetzen.
Aus Allokationssicht ergibt sich ein klares Bild. In einem Umfeld robuster Realzinsen und erhöhter Unsicherheit bevorzugen Anleger defensive Bausteine. Gold profitiert von seiner Rolle als Liquiditäts- und Absicherungsinstrument. Bitcoin benötigt dagegen frische Impulse aus der Geld- und Fiskalpolitik oder deutliche Zuflüsse, um den jüngsten Drawdown zu neutralisieren.
Für taktische Investoren sind die Spannweiten in den impliziten Volatilitäten und die Tiefe der Orderbücher zentrale Indikatoren. Für langfristig orientierte Halter bleiben Netzwerkmessgrößen, die Entwicklung der On-Chain-Gebühren und die Stabilität der ETF-Zuflüsse entscheidend.
Die weitere Pfadabhängigkeit hängt an drei Fragen. Erstens der Zinskurve. Eine Bestätigung sinkender Realzinsen würde Risikoanlagen stützen. Zweitens der Liquidität im Finanzsystem. Lockerere Finanzierungsbedingungen erleichtern Kapitalflüsse in alternative Assets.
Drittens der politischen Sicht. Regulatorische Klarheit erhöht die Planbarkeit für institutionelle Anleger und reduziert Risikoaufschläge. Umgekehrt kann eine Verschärfung der Maßnahmen die Risikoprämien erhöhen und Kapital aus hochvolatilen Segmenten abziehen.
Für Portfolios spricht die aktuelle Konstellation für eine ausgewogene Risikosteuerung. Wer Bitcoin-Exponierung hält, achtet auf disziplinierte Positionsgrößen, definierte Stopp-Niveaus und abgesicherte Derivate-Korridore.
Gold bleibt ein Stabilitätsanker, dessen Performance jedoch ebenfalls mit der Zinsdynamik korreliert. In beiden Fällen sind klare Regeln für Rebalancing und Liquiditätspflege im Vorteil, da Marktfenster in Phasen hoher Volatilität schnell schließen können.






