- Brian Armstrong sieht einen durchgängigen Onchain-Prozess von der Gründung über Seed-Runden in USDC bis zum öffentlichen Handel mit tokenisiertem Eigenkapital.
- Die Vision adressiert Effizienz in Emission, Abwicklung und Reporting und wirft parallel Fragen zu Compliance, Anlegerschutz und Marktstruktur auf.
Coinbase-Chef Brian Armstrong hat eine umfassende Onchain-Strategie für die Startup-Ökonomie skizziert. Ziel ist es, alle zentralen Stationen eines Unternehmenszyklus auf die Blockchain zu verlagern. Gemeint sind die Gründung, die Finanzierung in frühen Phasen, Treasury-Prozesse in Stablecoins sowie ein später Börsengang über tokenisierte Eigenkapitalrechte.
„Man kann sich vorstellen, dass dieser gesamte Lebenszyklus onchain stattfindet“,
sagte Armstrong und ergänzte:
„Eine solche Verlagerung könnte die Zahl der Unternehmen erhöhen, die Kapital aufnehmen und überhaupt erst starten.“
Vom Gesellschaftsregister bis zum IPO: Bausteine des Onchain-Lebenszyklus
Im Gründungsstadium ließen sich Satzung, Anteilsklassen und Cap-Table als tokenisierte Einheiten abbilden. Zeichnungen in Seed- und Series-Runden könnten über whitelistische Emissionsmodule erfolgen, die KYC- und Sanktionsprüfungen automatisiert anwenden.
Ausschüttungen und Vesting-Pläne wären programmatisch hinterlegt, inklusive Cliff-Zeiten, linearen Freischaltungen und Sperrregeln für Insider. Zahlungen an Lieferanten oder Mitarbeiter ließen sich via USDC steuern, während Treasury-Richtlinien für Limits und Freigaberegeln onchain dokumentiert und durchgesetzt würden.
Für den Übergang in den öffentlichen Handel sieht Armstrong tokenisierte Eigenkapitalinstrumente vor, die über geregelte Handelsplätze mit klaren Zulassungsstandards gehandelt werden. Die Abwicklung fände in Echtzeit statt, mit finaler Verbuchung im Ledger und konsistenten Audit-Trails.
Corporate-Actions wie Dividenden, Splits oder Bezugsrechte ließen sich als Ereignisse mit eindeutigen Zustandsänderungen modellieren. Investor-Relations-Prozesse würden auf verifizierbaren Datenfeeds aufsetzen, die Finanzberichte, Stimmrechte und Offenlegungspflichten maschinenlesbar halten.
Compliance, Marktstruktur und die offenen Flanken
Ein Onchain-Lebenszyklus erfordert einen belastbaren regulatorischen Rahmen. Emittenten müssten eindeutige Identitäten und Berechtigungen pflegen, damit Zeichnungen nur an zugelassene Investoren gehen. Für die Verwahrung gilt die Trennung von Kundenvermögen als Mindeststandard, ergänzt um Mehrparteien-Freigaben und Versicherungsrahmen.
Bei tokenisiertem Eigenkapital bleiben Prospektpflichten, laufende Berichte und Regeln für Marktmissbrauch zu gewährleisten. Die technische Schicht bildet diese Anforderungen ab, ersetzt aber nicht die rechtliche Zuordnung von Ansprüchen, Rangfolgen und Haftungen.
Marktstrukturell stehen Best-Execution, Preisreferenzen und Primärmarktprozesse im Mittelpunkt. Konsolidierte Indizes mit Ausreißerfiltern und dokumentierten Berechnungszeitpunkten sind nötig, damit der Nettoinventarwert regelgebundener Vehikel stabil bleibt.
Creation und Redemption in Fonds-Strukturen müssen mit der Liquidität der onchain gehandelten Titel synchronisieren. Für die Sekundärmärkte sind enge Spreads, ausreichende Orderbuchtiefe und redundante Preispfade entscheidend, um Tracking-Fehler zu begrenzen und institutionelle Orderflüsse zu ermöglichen.
Operational betrachtet braucht es klare Notfallpläne. Dazu gehören Rollback-Strategien bei fehlerhaften Deployments, Fallback-Oracles, Policy-Regeln für Schlüsselverlust und definierte Eskalationswege bei Netzstörungen. Für Gründer zählt die Developer-Erfahrung. SDKs, Sandbox-Umgebungen und Testnet-Pipelines verkürzen die Zeit bis zum Launch.
Für Investoren bleiben Transparenz über Gebühren, Slippage-Risiken, Verwahrmodelle und Gegenparteien zentral. Erst das Zusammenspiel aus Recht, Marktlogik und belastbarer Technik kann die von Armstrong skizzierte Onchain-Kette von der Gründung bis zum öffentlichen Handel tragfähig machen.






