- Pavel Durov präsentierte „Cocoon“, eine vertrauliche Compute-Schicht im Umfeld von TON und Telegram; Ziel ist eine offene Infrastruktur für datenschutzwahrende Berechnungen.
- Drittanbieter erzielten laut Durov über Telegram Mini Apps im vergangenen Jahr mehr als 1 Mrd. US-Dollar Umsatz – ein wachsendes Ökosystem, das als Adressat für Cocoon-Funktionen gilt.
Pavel Durov hat auf der Konferenz Blockchain Life seine Pläne für Cocoon vorgestellt, ein „confidential compute open network“, das auf der TON-Infrastruktur und dem Telegram-Ökosystem aufsetzt.
Das Projekt soll im November 2025 öffentlich starten; Telegram wird die Entwicklung „aktiv“ begleiten. Mit dem Vorstoß rückt die Frage in den Vordergrund, wie sich vertrauliche Berechnungen – etwa mittels Trusted Execution Environments (TEE) oder Zero-Knowledge-Verfahren – mit On-Chain-Verifizierbarkeit verbinden lassen.
Was „confidential compute“ auf einer öffentlichen Chain leisten soll
Confidential Computing adressiert die Vertraulichkeit während der Verarbeitung, nicht nur bei Speicherung oder Transport. In einem Blockchain-Kontext geht es darum, Code und Daten in abgeschirmten Ausführungsumgebungen oder über kryptografische Beweise zu verarbeiten und die Ergebnisse on-chain verifizierbar zu machen. Für Behörden, Unternehmen und Consumer-Apps sind drei Effekte zentral: Schutz sensibler Informationen, prüfbare Ausführung gegenüber Dritten und Automatisierbarkeit über Smart-Contract-Workflows.
Konkrete Architekturen, Governance und Sicherheitsannahmen für Cocoon wurden nicht im Detail veröffentlicht. Entscheidend wird sein, wie das Netzwerk Vertrauensanker (z. B. Remote Attestation), Upgrades von Hardware- und Kryptoprimitiven sowie Schlüsselverwaltung und Policy-Durchsetzung gestaltet.
Ebenso relevant ist die Interoperabilität mit bestehenden TON-Protokollen – vom Messaging-Layer über Zahlungen (Toncoin, Stablecoins) bis hin zu dApps – damit vertrauliche Aufgaben ohne Medienbruch in Nutzungsfälle wie Zahlungen, Identität, Social- und Commerce-Flows einfließen.
Mini-App-Ökologie als potenzieller Katalysator
Durov verwies darauf, dass Telegram Mini Apps im vergangenen Jahr mehr als 1 Mrd. US-Dollar an Umsätzen für Drittentwickler generiert haben. Dieses Wachstum macht die Super-App-ähnliche Plattform zu einem natürlichen Adoptionsvektor: Entwickler könnten vertrauliche Berechnungen – von KYC-Prüfungen über personalisierte Auswertungen bis zu Auktionen oder sensiblen Datenabgleichen – direkt in Chat-Erlebnisse integrieren, ohne die Privatsphäre zu kompromittieren.
Für die Umsetzung sind jedoch klare Richtlinien und Schnittstellen notwendig. Entwickler benötigen standardisierte SDKs, um vertrauliche Workloads zu definieren, Eingabe-/Ausgabekanäle zu kontrollieren und Audit-Artefakte (z. B. Verifizierungsbeweise) programmatisch an Smart Contracts zu übergeben. Betreiber- und Compliance-Fragen – von Datenresidenz über Zugriffskontrollen bis hin zu Vorfallreaktion – bleiben ebenso zu klären wie das Zusammenspiel mit den Anforderungen verschiedener Rechtsräume.
Aus Sicht von Investoren und Marktbeobachtern ist relevant, wie sich ein solches Netzwerk wirtschaftlich trägt. Mögliche Modelle reichen von nutzungsbasierten Gebühren für verifizierte Ausführungen über Token-gestützte Anreize für Knotenbetreiber bis zu B2B-Dienstleistungen für Institutionen. Für die Bewertung sind Kennzahlen wie Durchsatz, Latenz, Kosten pro verifizierter Berechnung sowie die Breite der produktiven Integrationen in Mini-Apps und PartnerdApps entscheidend.
Die Ankündigung positioniert TON und Telegram im Wettbewerb um datenschutzfreundliche Ausführungsumgebungen im Web3-Stack. Ob Cocoon die Brücke zwischen skalierbarer Public-Chain-Infrastruktur und verifizierbarer vertraulicher Verarbeitung in der Praxis schlägt, hängt von der Sicherheitsarchitektur, der Entwicklererfahrung und der Regelkonformität ab. Der anvisierte Starttermin im November 2025 setzt den Takt für Piloten und frühe Integrationen in einem Ökosystem, dessen Entwicklerökonomie bereits signifikante Umsätze vorweisen kann.






