• Französische Abgeordnete wollen überschüssigen Atomstrom für Bitcoin Mining nutzen und damit jährlich bis zu 150 Millionen Dollar erwirtschaften.
  • Der Gesetzentwurf vom 11. Juli sieht ein fünfjähriges Pilotprojekt vor und knüpft an frühere Forderungen nach besserer Verwertung ungenutzter Kraftwerkskapazitäten an.

Frankreichs Nationalversammlung hat am 11. Juli einen Gesetzentwurf eingebracht, der ein befristetes Bitcoin‑Mining‑Programm über fünf Jahre vorsieht. Die Initiative folgt mehreren parlamentarischen Eingaben, die eine wirtschaftliche Nutzung überschüssiger Reaktorleistung anregen.

Pilotprojekt nutzt überschüssigen Atomstrom

Die Vorlage autorisiert Energiekonzerne, ungenutzte Megawattstunden aus Kernkraftwerken an Mining‑Betreiber zu verkaufen. Die Rechenzentren sollen direkt an den Standorten entstehen, um Leitungsverluste zu vermeiden und die Netzstabilität zu sichern. Kontrollmechanismen der Energieregulierungsbehörde stellen sicher, dass Grundlastkapazitäten für Haushalte und Industrie unangetastet bleiben. Gleichzeitig verpflichtet der Entwurf Betreiber zu kontinuierlicher Berichterstattung über Strombezug, Hash‑Rate und Emissionskennzahlen.

Nach Angaben der Initiatoren fällt der größte Teil des Überschussstroms in den Nachtstunden und an Wochenenden an, wenn die Nachfrage geringer ist. Statt Reaktoren drosseln zu müssen, könnte das Mining eine konstante Grundlast gewährleisten und die Wirtschaftlichkeit der Anlagen verbessern. Die Regierung behält sich vor, den Pilotrahmen bei Netzengpässen auszusetzen.

Einnahmepotenzial und Zeitplan

Finanzpolitiker rechnen mit jährlichen Zusatzerlösen von 100 bis 150 Millionen Dollar. Die Prognose basiert auf einer installierten Leistung von bis zu einem Gigawatt und aktuellen Margen pro Terahash. Der Nettoertrag soll je zur Hälfte in den Stromsektor und in einen neu zu schaffenden Digitalisierungsfonds fließen, der Forschung zu Kryptografie und Energiespeicherung finanziert.

Das Programm könnte nach parlamentarischer Zustimmung frühestens im zweiten Quartal 2026 starten. Ein erstes Monitoring ist nach zwölf Monaten vorgesehen, gefolgt von einer umfassenden Evaluierung nach fünf Jahren. Bleiben Netzeffekte positiv und Einnahmeerwartungen stabil, kann die Nationalversammlung das Modell in permanentes Recht überführen. Andernfalls endet das Experiment ohne Verlängerung.

Die Initiative fügt sich in einen breiteren europäischen Diskurs über die Verzahnung von Digitalwirtschaft und Energiewende ein. Paris hofft, mit verlässlichen regulatorischen Leitplanken Investoren anzuziehen und zugleich sein Nuklearportfolio besser auszulasten. Ob der Entwurf eine parteiübergreifende Mehrheit findet, entscheidet sich voraussichtlich in der Herbstsitzung des Parlaments.