• TWIN gibt öffentlichen Stellen die volle Kontrolle über Lieferkettendaten mithilfe einer sicheren, dezentralen Infrastruktur.
  • Kenia, Großbritannien und EU-Häfen testen TWIN von IOTA, um grenzüberschreitende Handelsdaten zu rationalisieren und zu verifizieren.

Dominik Schiener, Mitbegründer von IOTA, hat in einer technischen Sitzung erläutert, wie TWIN – die Open-Source-Handelsinfrastruktur von IOTA – die digitale Transformation in Zoll, Steuern und grenzüberschreitender Logistik unterstützt. Das System richtet sich an öffentliche Behörden und Handelspartner, die den plattformübergreifenden Austausch von Lieferkettendaten vereinheitlichen und absichern wollen.

TWIN ermöglicht öffentlichen wie privaten Organisationen die Anbindung über dezentralisierte Werkzeuge. Dazu gehören Funktionen für kollaborative Dokumentenbearbeitung, digitale Identitäten sowie richtlinienbasierten Datenzugriff. Diese Bausteine unterstützen den sicheren Informationsaustausch zwischen Zollstellen, Steuerbehörden, Hafenbetreibern und weiteren Akteuren entlang der Handelskette. Der Ansatz ist so gestaltet, dass jede Partei ihre eigenen Systeme unter voller Kontrolle behält und dennoch Informationen in Echtzeit teilen kann.

In Kenia ist TWIN bereits Teil der nationalen Digitalisierungsstrategie im Handel. Das System ist mit der kenianischen Single-Window-Plattform verbunden und unterstützt Dutzende Behörden. Parallele Pilotprojekte laufen im Vereinigten Königreich sowie in großen europäischen Häfen, darunter Rotterdam und Triest.

Bemerkenswert ist, dass die TWIN Foundation am 8. Mai während des AfCFTA Digital Trade Forums in Lusaka gegründet wurde. Ihre Aufgabe ist es, die Open-Source-Weiterentwicklung der TWIN-Infrastruktur zu steuern und die Einführung über Partnerschaften zu fördern. Unterstützer sind unter anderem die IOTA Foundation, das Weltwirtschaftsforum, TradeMark Africa, das Tony Blair Institute for Global Change, das Chartered Institute of Export & International Trade sowie die Global Alliance for Trade Facilitation.

Bei der Einführung erläuterte ein Redner den Nutzen anhand eines regionalen Beispiels.

„Stellen Sie sich vor, Sie sind in Nigeria und versuchen, mit jemandem in Algerien oder Südafrika Handel zu treiben. Würden Sie deren Dokumenten vertrauen, wenn Sie sie noch nie gesehen hätten?“

Der Punkt unterstreicht die Herausforderungen der grenzüberschreitenden Koordination – veraltete Systeme unterminieren Vertrauen und verlangsamen Abläufe.

Konzeption und Umsetzung des Systems

TWIN baut auf dem als Tangle bekannten Ledger des IOTA-Projekts auf. Anders als klassische Blockchains kommt der Tangle ohne Miner und Transaktionsgebühren aus und eignet sich damit für häufige, zeitkritische Transaktionen. Das System besteht aus unabhängigen Modulen, die je nach Anforderung angepasst oder erweitert werden können.

Jede Organisation, die TWIN betreibt, installiert einen Twin-Node, der Handelsdaten erfasst, verwaltet und veröffentlicht. Ein föderierter Katalog listet Datenquellen sowie berechtigte Nutzer auf, die darauf zugreifen dürfen. Rechte und Richtlinien werden mit standardbasierten Werkzeugen verwaltet. Der Datenaustausch erfolgt über APIs und Konnektoren, die sich in bestehende Regierungssysteme oder Unternehmensplattformen – etwa SAP – integrieren lassen.

Entwickler können TWIN lokal mit Docker installieren und testen. Der Twin Playground steht als Testumgebung für Einrichtung und Simulation bereit. Alle Kernkomponenten sind Open Source und werden von der TWIN Foundation gepflegt.

Kompatibilität mit internationalen Standards

TWIN ist mit globalen Rahmenwerken wie Gaia-X und IDSA abgestimmt. Diese Standards fördern Datensicherheit, Transparenz und Interoperabilität zwischen digitalen Ökosystemen. Während des Webinars wurde darauf hingewiesen, dass neue Protokolle wie DSP und DCP die Version 1.0 erreicht haben und nun formale Standards der Eclipse Foundation sind – ein Schritt, der die Anbindung an internationale Datenräume erleichtert.

Aktuell konzentriert sich das Entwicklungsteam auf die Verfeinerung der Zugriffskontrollen und Onboarding-Werkzeuge. Bis Jahresende sind eine aktualisierte Fassung des Whitepapers sowie zusätzliche Community-Support-Funktionen geplant. Für Januar 2026 ist eine weitere Sitzung mit Updates zu Tokenisierung und Identitätsmanagement vorgesehen.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels lag der Kurs von IOTA (IOTA) bei $0,16 bei einem täglichen Handelsvolumen von $14.046.574. Das entspricht einem Rückgang von 2 % in den vergangenen 24 Stunden und 15 % in den letzten sieben Tagen.

Die TWIN-Infrastruktur steht Regierungen, Entwicklern und Lieferkettenbetreibern zur Übernahme und Integration in bestehende Arbeitsabläufe offen.