- Italiens Banken signalisieren Unterstützung für den digitalen Euro und pochen zugleich auf eine gestaffelte Finanzierung der hohen Anfangsinvestitionen.
- Ein Pilot mit Mizuho, MUFG und SMBC prüft die gemeinsame Emission von als „Electronic Payment Instruments“ klassifizierten Stablecoins – mit Fokus auf Compliance und operative Standards.
Italiens Banken rücken die Einführung eines digitalen Euro in Reichweite. Wie der Vorsitzende der Financial Services Agency (FSA) in Rom bekräftigte, steht der heimische Sektor hinter den Plänen der Europäischen Zentralbank (EZB), einen zentralbankgestützten digitalen Euro (CBDC) einzuführen.
Zugleich macht die Branche keinen Hehl daraus, dass Vorlauf- und Integrationskosten substanziell sein werden – und über die Zeit gestreckt werden müssten, um die Bilanzbelastung beherrschbar zu halten, so ABI-Generaldirektor Marco Elio Rottigni.
Die Debatte fällt in eine Phase, in der digitales Zentralbankgeld in Europa vom Prüfauftrag in die Phase konkreter Ausgestaltung übergeht. Der italienische Fokus spiegelt zwei Leitlinien wider: Regulatorische Solidität und digitale Souveränität.
Letztere versteht der Sektor als strategische Fähigkeit Europas – und Italiens –, kritische Zahlungsinfrastruktur unabhängig, interoperabel und resilient zu betreiben, ohne sich von außereuropäischen Anbietern abhängig zu machen.
Gestaffelte Investitionen und regulatorischer Rahmen
Die FSA skizziert einen Pilotansatz mit starker Einbindung von Großbanken und Industriepartnern. Beteiligt sind Mizuho Bank, Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG), Sumitomo Mitsui Banking Corporation (SMBC) sowie Mitsubishi Corporation, Progmat Inc. und die Mitsubishi UFJ Trust and Banking.
Ziel ist die gemeinsame Emission eines Stablecoins, der unter dem japanischen Klassifizierungsregime für „Electronic Payment Instruments“ (EPI) – dem Pendant zu regulierten, tokenbasierten Zahlungsmitteln – fungiert.
Der Testbetrieb soll klären, wie mehrere Bankengruppen einen verbundsweiten Emissions-, Reserve- und Einlöseprozess aufsetzen können, der aufsichts- und datenschutzkonform ist und banktaugliche Betriebsprozesse (SLA, Resilienz, Incident-Handling) abbildet.
Das Vorgehen entspricht dem europäischen Erwartungshorizont: Ein digitaler Euro bedarf klarer Governance-Modelle, strenger KYC/AML-Prozesse und standardisierter Datenpfade (etwa ISO-20022), damit Buchung, Abgleich und Reporting in die Kernbankensysteme überführt werden können.
Banken und Aufsicht achten zudem auf segregierte Verwahrstrukturen (z. B. HSM/MPC-gestützte Schlüsselverwaltung), klare Einlöse- und Haftungsregeln sowie Datenminimierung und Sanktionskonformität entlang der gesamten Customer Journey.
Bedeutung für Markt und Infrastruktur
Für den Zahlungsverkehr eröffnet ein digitaler Euro – ob als CBDC oder EPI-basiertes Stablecoin-Konstrukt – die Option auf nahezu Echtzeit-Settlement, reduziertes Gegenparteirisiko und programmierbare Workflows (z. B. konditionale Freigaben).
Zugleich stellt der Aufbau entsprechender IT- und Compliance-Kapazitäten erhebliche Anforderungen an Budget, Personal und Architektur.
Die Forderung der Banken, Capex über längere Zeiträume zu verteilen, ist vor diesem Hintergrund ein nüchterner Hinweis auf die Operationalisierungskosten eines gesamtwirtschaftlich bedeutsamen Infrastrukturprojekts.
Die Branche betont darüber hinaus den Souveränitätsnutzen: Ein digitaler Euro könne als öffentliche Abwicklungsschicht neben bestehenden Kartensystemen und Instant-Payment-Rails fungieren und damit die Abhängigkeit von proprietären Netzen verringern.
Für Unternehmen eröffnet die Bündelung von Fiat- und Token-Zahlungen in bankeigenen Kanälen neue Spielräume – vorausgesetzt, Interoperabilität mit SEPA-Flows, Treasury-Systemen und Handels-/Wertpapier-Infrastrukturen ist sichergestellt.
Die Erfolgskriterien des Piloten liegen damit offen: Technische Belastbarkeit, Skalierungsfähigkeit, Compliance-Tauglichkeit und Kosteneffizienz. Für Investoren und Marktteilnehmer wird entscheidend sein, inwieweit der Versuch zeigt, dass Multi-Bank-Emission, Einlösung und Policy-Enforcement friktionsarm funktionieren – und wie sich die Kapitalanforderungen im Roll-out zeitlich staffeln lassen, ohne Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfreude zu dämpfen.






