• JPMorgan untersucht Dollar‑Kredite, die direkt mit Bitcoin und Ethereum besichert werden, und könnte bereits 2026 an den Start gehen.
  • CEO Jamie Dimon, lange Zeit skeptisch gegenüber Kryptowährungen, öffnet dem Markt damit erstmals die Tür zu einem großvolumigen Bankprodukt.

Laut Financial Times erwägt JPMorgan Chase, künftig Kredite anzubieten, bei denen Kunden ihre Bitcoin‑ und Ethereum‑Bestände als Sicherheit hinterlegen. Der Plan befindet sich in der internen Prüfung. Eine offizielle Ankündigung könnte bereits im kommenden Jahr erfolgen, gefolgt von einer Markteinführung im Jahr 2026.

Pläne für krypto‑besicherte Darlehen

Die vorgesehenen Darlehen sollen in US‑Dollar denominiert sein und sich sowohl an institutionelle als auch an vermögende private Anleger richten. Zur Begrenzung des Volatilitätsrisikos plant die Bank konservative Abschläge von bis zu 40 Prozent. Preise für Bitcoin und Ether sollen in Echtzeit über eigene Bewertungsmodelle ermittelt werden; tägliche Nachschusspflichten sind vorgesehen.

Bislang ermöglicht JPMorgan seinen Kundinnen und Kunden, Kreditlinien gegen Krypto‑ETFs zu ziehen. Die geplante Ausweitung auf direkte Kryptobestände würde diesen Zwischenschritt überflüssig machen und könnte die Margen im Treasury‑Geschäft erhöhen. Branchenanalysten schätzen das mögliche Kreditvolumen im ersten Jahr auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag, sehen jedoch Potenzial für zweistellige Milliardenbeträge, falls die Nachfrage steigt.

Risikomanagement ohne eigene Verwahrung

Um regulatorische Fallstricke zu vermeiden, will die Bank die digitalen Vermögenswerte nicht selbst verwahren. Stattdessen sollen tri‑partite Strukturen mit spezialisierten Custodians genutzt werden, während JPMorgan die Sicherheiten über tägliche Margin‑Calls überwacht. Zusätzlich prüft das Institut, einen eigenen Stablecoin für grenzüberschreitende Zahlungsströme einzusetzen, um das Settlement‑Risiko zu verringern.

Der Vorstoß markiert einen deutlichen Kurswechsel von CEO Jamie Dimon, der Bitcoin 2017 noch als Betrug bezeichnet hatte. In jüngsten Analystengesprächen betonte Dimon jedoch, dass die Bedürfnisse der Kundschaft Vorrang hätten, selbst wenn er persönlich Zweifel an Kryptowährungen habe.

Regulatorisch dürfte das Projekt von den erwarteten Klarstellungen der US‑Behörden zur Behandlung digitaler Sicherheiten profitieren, die noch 2025 in Kraft treten könnten. Sollten diese Rahmenbedingungen wie geplant umgesetzt werden, wäre JPMorgan eines der ersten systemrelevanten Institute, das Krypto‑Kollaterale offiziell in seine Kreditbücher aufnimmt. Damit erhielte eine neue Anlageklasse Zugang zu einem etablierten Bankprodukt – ein Schritt, der die Verflechtung traditioneller Finanzinstitute mit dem Kryptosektor weiter vertieft.