• New Hampshire bringt den ersten kommunalen, mit Bitcoin besicherten Conduit-Bond über 100 Millionen US-Dollar auf den Weg.
  • Die Struktur zielt auf institutionelle Zeichner und kombiniert klassische Bond-Klauseln mit Krypto-Besicherungs- und Verwahrstandards.

Die Business Finance Authority (BFA) des US-Bundesstaats New Hampshire hat einen Kommunalbond genehmigt, der erstmals Bitcoin als hinterlegte Sicherheit nutzt. Das Volumen beträgt 100 Millionen US-Dollar.

Die Emission ist als „Municipal Conduit Bond“ angelegt: Die BFA dient als Emittent und leitet die Mittel an ein qualifiziertes Projekt oder Zweckvehikel weiter, während Rückzahlungs- und Zinsdienst primär durch die Cashflows des begünstigten Kreditnehmers sowie durch die hinterlegte Sicherheit gedeckt werden.

Kernmerkmal ist die Bitcoin-Besicherung, die in einem regulierten Verwahr-Setup mit klaren Zugriffs- und Liquidationsrechten gehalten werden soll.

Für die Risikoarchitektur sind mehrere Bausteine vorgesehen. Erstens eine Überbesicherung, um die Preisvolatilität von Bitcoin abzufedern. Zweitens automatische Margin-Mechanismen mit vorab definierten Schwellenwerten für Nachbesicherung, um ungeordnete Liquidationen zu vermeiden.

Drittens eine Verwahrung via qualifizierter Custodians mit Multi-Sig-Kontrollen, HSM-gestützter Schlüsselverwaltung, Versicherungsrahmen und klaren Notfallprozeduren. Viertens Sicherheitenrechte, die den Bond-Treuhänder ermächtigen, Collateral nach festgelegten Regeln zu verwerten, falls vertragliche Verpflichtungen nicht erfüllt werden.

Auf Platzierungsseite wird eine institutionelle Zielgruppe adressiert, darunter kommunale Bond-Fonds, Versicherer und spezialisierte Absolute-Return-Strategien. Preisfestsetzung, Laufzeit und Kupon orientieren sich an klassischen Muni-Konventionen, werden jedoch um Collateral-Monitoring-Kosten, Verwahrgebühren und die Governance des Sicherheitenpools ergänzt. Entscheidend für die Sekundärmarktliquidität sind ein verlässliches Trustee-Reporting sowie transparente, turnusmäßige Publikationen zur Besicherungsquote.

Einordnung für Investoren: Chancen, Prüfsteine und Governance

Der Bond schlägt eine Brücke zwischen dem 140-Billionen-US-Dollar-Schuldenmarkt und digitalen Sicherheiten. Für Emittenten eröffnet die Struktur potenziell breitere Investorenkreise und zusätzliche Sicherheitenpfade. Für Investoren entsteht eine neue Risikoklasse: ein öffentliches Schuldpapier mit Krypto-Collateral. Entsprechend rücken mehrere Prüfsteine in den Fokus.

Erstens Volatilitätsmanagement. Investoren werden die Trigger-Logik für Nachbesicherung, Haircuts, Liquidationsmethodik und die Reihenfolge der Verwertung prüfen. Zweitens Verwahrung und Rechtssicherheit.

Die Frage, welche Rechtsordnung für Collateral-Zugriffe gilt, wie „perfected security interests“ begründet werden und welche Insolvenzfestigkeit die Struktur aufweist, ist zentral. Drittens Transparenz.

Tägliche oder wöchentliche Berichte zur Loan-to-Value-Quote, zu Collateral-Standorten und zur Performance der zugrundeliegenden Cashflows erleichtern die Risikoüberwachung. Viertens Markt- und Liquiditätsrisiko. Die Veräußerbarkeit großer Bitcoin-Tranchen bei Stress und die Absicherung gegen Slippage stehen im Vordergrund.

Auch steuerliche Aspekte bleiben wesentlich. Kommunalanleihen in den USA können, je nach Ausgestaltung, steuerliche Vorteile bieten; die Kopplung an Krypto-Collateral ändert daran nichts, erfordert aber Klarheit über die Behandlung etwaiger Collateral-Bewegungen, Realisationsereignisse und Ertragsströme.

Rating-Agenturen dürften die Emission entlang bekannter Metriken bewerten, ergänzend jedoch Collateral-Volatilität, Governance und operationelle Risiken quantifizieren.

Für die öffentliche Hand stellt die Struktur einen Testlauf dar. Gelingt der geordnete Betrieb mit stabilen Kennzahlen, könnten weitere Emittenten mit ähnlichen Sicherheitenexperimenten folgen, etwa in Form projektbezogener Einnahmebonds mit digitalem Collateral.

Entscheidend wird sein, ob das Zusammenspiel aus kommunaler Bonität, rechtssicherem Collateral-Zugriff und professioneller Verwahrung das Rendite-Risiko-Profil so verbessert, dass sich eine tragfähige Sekundärmarktliquidität etabliert.

Kurzfristig richtet sich der Blick auf die endgültige Dokumentation: Covenants, Ereignisdefinitionen, Collateral-Trigger, Stresstest-Annex und die Abstimmung zwischen Bond-Trustee, Collateral-Agent und Custodian.

Ebenso wichtig ist die Klarheit über die Verwendung der Emissionserlöse, das Reporting-Intervall und die Kommunikationslinie bei Marktstress. Erst wenn diese Bausteine verlässlich ineinandergreifen, kann das Papier als Blaupause für weitere Kommunalfinanzierungen mit digitalen Sicherheiten dienen.