• Mike Novogratz hält die Ernennung des nächsten Fed-Chefs für einen potenziell entscheidenden Kurstreiber für Bitcoin.
  • Bitcoin handelt nach einem Rückgang um 6 Prozent nahe 109.000 USD, während Liquidationen von rund 1,1 Mrd. USD die Marktstimmung belasten.

Die Debatte um die Nachfolge an der Spitze der US-Notenbank gewinnt in Kryptokreisen an Dynamik. Galaxy-Digital-CEO Mike Novogratz bezeichnet die anstehende Ernennung des nächsten Fed-Vorsitzenden als möglichen Haupttreiber für Bitcoin. In einem Interview skizzierte er ein Kursziel von 200.000 USD für den laufenden Zyklus, sollte eine deutlich locker ausgerichtete Personalie benannt werden.

Marktlage und Derivatesignale

Bitcoin handelt nach einem Rückgang um rund 6 Prozent nahe 109.000 USD. Quer über große Börsen wurden binnen kurzer Zeit Liquidationen in Höhe von etwa 1,1 Milliarden USD verzeichnet.

Das Ausmaß deutet auf eine erhöhte Hebelwirkung hin und spiegelt eine angespanntere Risikobereitschaft wider. Im Derivatehandel reagiert die Terminstruktur sensibel auf Änderungen der US-Zinskurve.

Steigende Realzinsen und ein fester US-Dollar erhöhen typischerweise die Finanzierungskosten gehebelter Long-Positionen. Umgekehrt würde eine weichere Zinserwartung die Carry-Kosten senken und die Basis zwischen Kassakurs und Futures stützen.

Die beobachtete Schwäche korreliert mit defensiverem Sentiment. Funding-Raten pendeln in solchen Phasen häufiger um neutrale Niveaus oder drehen ins Negative, was Short-Absicherungen relativ begünstigen kann. Spot-Abflüsse aus kurzfristigen Händen und eine abnehmende Nettohebelung würden in diesem Umfeld als Stabilisierungssignale gelten.

Makrotriebkräfte und Fed-Nachfolge

Novogratz verknüpft das 200.000-USD-Szenario ausdrücklich mit der Personalentscheidung an der Fed-Spitze. Ein Vorsitz mit stärkerem Fokus auf Finanzierungsbedingungen, die Wachstum und Beschäftigung priorisieren, könnte die Erwartung niedrigerer Realzinsen verfestigen.

Für Bitcoin wäre dies historisch ein Rückenwind, da geringere Diskontsätze künftige Ertrags- und Nutzenerwartungen risikoreicher Vermögenswerte aufwerten. Die Signalwirkung einer neuen Fed-Führung würde sich zunächst über Zins- und Dollarerwartungen in die Kryptomärkte übertragen.

Die Reaktionskette verläuft über mehrere Kanäle. Erstens beeinflusst der erwartete Verlauf des Leitzinses die Opportunitätskosten von Kassa- und Futures-Exposures in Bitcoin. Zweitens verändern sich globale Kapitalflüsse, wenn sich US-Renditespreads verschieben. Drittens können sinkende Realzinsen die relative Attraktivität knapper Kryptowährungen erhöhen. Novogratz’ Einschätzung, die Ernennung könne sich zum „größten Bullen-Katalysator“ entwickeln, ordnet die Personalie als zentrales Makroereignis ein.

Kurzfristig bleibt das Setup datengetrieben. Arbeitsmarkt- und Inflationsreihen sowie die Kommunikation künftiger Fed-Mitglieder werden die Volatilität prägen. Marktteilnehmer achten auf Hinweise, ob eine locker ausgerichtete Besetzung die Risikoneigung im Kryptokomplex messbar erhöht und ob Derivatekennzahlen eine nachhaltige Neupositionierung erkennen lassen.