• Ein Social-Media-Bericht beschreibt „Project APERTA“ als Initiative des BIS Innovation Hub mit Beteiligung mehrerer Aufsichtsbehörden und Zentralbanken, koordiniert über die GLEIF und den verifizierbaren LEI.
  • Technisch werden IOTA für vLEI-Integration im TWIN-Kontext und Chainlink für Compliance- und Tokenisierungsflüsse genannt, um eine verifizierbare, interoperable Vertrauensschicht für Handel und Finanzinfrastruktur zu schaffen.

Die Debatte über digitale Identität und verifizierbare Unternehmensdaten gewinnt an Tempo. In einem post auf X (Twitter) kündigte Salima „Project APERTA“ an, eine Initiative des BIS Innovation Hub in Hongkong, die Aufsichtsbehörden und Zentralbanken unter der Koordination der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) zusammenbringt.

Ziel ist der Aufbau einer Basisschicht für vertrauenswürdige Identitäten und prüfbare Nachvollziehbarkeit in Finanz- und Handelsprozessen weltweit. Die technischen Pfeiler sind der verifizierbare Legal Entity Identifier (vLEI) und zwei Web3-Stacks: IOTA, um vLEI in daten- und handelszentrierte Workflows einzubetten, und Chainlink, um diese Identitätsnachweise mit Compliance-Automatisierung und der Tokenisierung von Finanzinstrumenten zu verbinden.

vLEI als Identitätsanker, IOTA und Chainlink als Ausführungsschicht

Der vLEI erweitert das etablierte LEI-System um kryptografisch verifizierbare Nachweise. Unternehmen können damit Identitätsattribute und Berechtigungen in maschinenlesbarer Form vorlegen, die sich ohne zentrale Datenbank gegen die Vertrauenskette der GLEIF prüfen lassen.

Nach der Skizze des Projekts soll IOTA diese verifizierbaren Nachweise in datengetriebene Handels- und Logistikflüsse integrieren, etwa im TWIN-Umfeld für standardisierte Dokumente, Ursprungsangaben und Lieferkettenevents. Der Wert liegt in konsistenten Audit-Trails, die sich zwischen Behörden, Banken und Unternehmen austauschen lassen, ohne proprietäre Schnittstellen oder manuelle Abgleiche.

Chainlink wird als Brücke in finanzielle Use Cases genannt. Über Oracles und Protokollmodule können vLEI-gesicherte Identitäten in On-Chain-Abläufe einfließen, etwa für automatisierte Know-Your-Business-Checks, Whitelisting, Limitlogiken oder die Emission tokenisierter Vermögenswerte, die institutionelle Anforderungen erfüllen.

Bausteine wie CCID und ACE adressieren dabei die Übersetzung von Off-Chain-Prüfkriterien in On-Chain-Durchsetzungsregeln. In Summe entsteht ein Pfad, bei dem Identität nicht nur ein Stammdatensatz ist, sondern transaktionsnah verifiziert und durchgesetzt wird.

Offene Fragen: Governance, Datenschutz und Implementierungsplan

Jenseits der technischen Versprechen stehen Umsetzungsfragen im Vordergrund. Erstens Governance: Wer betreibt welche Komponenten, wie werden Richtlinien versioniert und wie greifen Widerrufe, wenn Zertifikate oder Rollen sich ändern.

Zweitens Datenschutz: vLEI-Workflows müssen Selektive-Offenlegung ermöglichen, damit nur notwendige Attribute geteilt werden, ohne wirtschaftlich sensible Details preiszugeben.

Drittens Interoperabilität: Damit Handels- und Zahlungsflüsse skaliert ablaufen, brauchen Akteure konsistente Datenmodelle, Ereignisformate und Prozessmarker, die in ERP-, Zoll- und Bankensysteme rückstandsfrei integrierbar sind.

Für die Finanzmarktseite sind zudem klare Regeln zur Haftung und zu Eskalationspfaden nötig, falls Oracles, Netzwerke oder Identitätsdienste temporär ausfallen. Stabilitätsklauseln für Settlement, Fallback-Prozesse und redundante Preispfade sind Voraussetzung, damit tokenisierte Instrumente oder dokumentenbasierte Finanzierung nicht an Schnittstellenrisiken scheitern.

Schließlich bleibt der Zeitplan entscheidend: Pilotkorridore zwischen Rechtsräumen benötigen abgestimmte Rechtsgrundlagen, etwa für elektronische handelbare Dokumente, und definierte Testphasen mit messbaren Kriterien für Verfügbarkeit, Finalität und Fehlerquoten.

Sollte sich der skizzierte Rahmen materialisieren, ließe sich grenzüberschreitender Handel mit verifizierbarer Identität, programmierbaren Regeln und automatisierter Compliance abwickeln.

Für Unternehmen böte dies kürzere Durchlaufzeiten und geringere Abgleichkosten; für Aufseher besser prüfbare Pfade; für Finanzinstitute verwertbare, kryptografisch gesicherte Nachweise als Grundlage für Finanzierung, Collateral und Risikosteuerung. Entscheidend wird sein, ob Governance, Datenschutz und Interoperabilität im gleichen Tempo vorankommen wie die technische Basis.