- Michael Saylor beschreibt, dass seine Firma binnen einer Stunde 50 bis 100 Millionen US-Dollar bewegen und das Kapital noch im selben Zeitfenster vollständig in Bitcoin allokieren kann.
- Der Ansatz kombiniert intraday Kapitalaufnahme, OTC-Execution und qualifizierte Verwahrung und verdeutlicht, wie rasch Corporate-Treasuries Krypto-Exposure aufbauen oder anpassen können.
Michael Saylor skizzierte in einem Podcast-Interview die operative Geschwindigkeit, mit der sein Unternehmen frisches Kapital in Bitcoin umsetzt. Der Investmentzyklus sei „tausendmal schneller“ als in Technologie, Immobilien oder Energie. Wörtlich beschrieb er Handelstage, an denen Kapital in dreistelliger Millionenhöhe pro Stunde bewegt wurde:
„Manchmal verkaufen wir 50 Millionen pro Stunde oder 100 Millionen pro Stunde und kaufen im selben Zeitfenster 100 Millionen Bitcoin. Wir könnten an einem Tag eine Milliarde aufnehmen, um 16 Uhr 20 Millionen Exposure haben und um 17 oder 18 Uhr komplett investiert sein.“
Die Aussagen unterstreichen, wie Treasury-Teams Marktfenster nutzen, um Bilanz-Exposure präzise zu timen.
Vom Term Sheet zum Block Trade: die Logistik hinter „Stunden-Treasuries“
Die beschriebene Geschwindigkeit setzt eine abgestimmte Kette voraus. Auf der Kapitalseite kommen beschleunigte Platzierungswege zum Einsatz – etwa ATM-Programme, Convertibles oder Block-Placements –, die Intraday-Zuflüsse ermöglichen.
Für die Allokation wird der Spot-Kauf typischerweise über OTC-Desks und Liquiditäts-Aggregatoren abgewickelt, um Orderbücher zu schonen und Slippage zu begrenzen. Preisreferenzen basieren auf konsolidierten Indizes mit Ausreißerfiltern; Pre-Trade-Checks berücksichtigen Spreads, Tiefe und die Perpetual-Basis, um Derivate-Hebel in der Preisbildung zu quantifizieren.
Die Verwahrung läuft über qualifizierte Custodians mit segregierten Wallets, Mehrparteien-Freigaben und versicherten Schlüsselverwahrungen. Tägliche Abstimmungen gleichen On-Chain-Bestände und Bilanzkonten ab, sodass Treasury-Berichte und regulatorische Offenlegungen konsistent sind.
Für Intraday-Käufe bleibt die Steuer- und IFRS/US-GAAP-Behandlung relevant: Kursgewinne und -verluste, Gebühren sowie in seltenen Fällen Token-Events (z. B. Fork-Regeln) müssen im Accounting zuverlässig abgebildet sein.
Risikofokus: Liquidität, Gegenparteien und Ausführungsdisziplin
Die Kehrseite schneller Allokation ist ein enger Risikorahmen. Auf Liquiditätsseite sind die Orderbuchtiefe, die Aktivität großer OTC-Gegenparteien und die Volatilität zentral. Steigt das Open Interest schneller als Spot-Zuflüsse, erhöht sich das Risiko elastischer Gegenbewegungen; ein gestaffeltes Ausführungsprofil mit Pre-Trade-Hedges kann diese Effekte dämpfen. Gegenparteirisiken werden über Limits, Collateral-Regime und Netting-Vereinbarungen begrenzt. Failover-Routinen greifen, wenn einzelne Preisfeeds oder Settlement-Pfade gestört sind.
Auf Taktikebene empfehlen sich Limit-Orders statt Market-Sweeps, definierte Slippage-Toleranzen und Cut-off-Zeiten für die Tagesvollinvestition. Viele Treasuries kombinieren Spot-Exposure mit Derivate-Overlays: Futures dienen der Beta-Feinsteuerung, Optionen der Crash-Absicherung. Für Anleger, die Saylor-Kommentare als Signal interpretieren, bleibt die Einordnung wichtig: Corporate-Käufe können kurzfristig die Nachfrage stützen, dominieren aber nicht dauerhaft die Mikrostruktur. Relevante Indikatoren sind ETF-Nettozuflüsse, die Perps-Basis, Funding-Sätze und die Stabilität der Spreads an großen Handelsplätzen.
Saylor deutete an, dass sein Unternehmen weitere Zukäufe erwägt, auch wenn sinkende Nettoinventarwerte bei Unternehmens-Treasuries jüngst Druck auf Bilanzen ausübten. Entscheidend bleibt die Execution-Qualität: Je konsistenter Index-Preise, OTC-Abwicklung und Verwahrung zusammenspielen, desto eher lässt sich Kapital in engen Zeitfenstern ohne spürbare Marktverwerfung in Bitcoin umschichten.