• Die MAS kündigt einen Pilot für tokenisierte Schatzwechsel an, die über Zentralbankgeld digital abgerechnet werden und zunächst Primärhändlern offenstehen.
  • Chia Der Jiun betont Fortschritte der Tokenisierung, mahnt jedoch strukturelle Voraussetzungen für Skalierung und „Escape Velocity“ an.

Die Monetary Authority of Singapore (MAS) will im kommenden Jahr Details zu einem Pilot veröffentlichen, in dem kurzlaufende Staatswechsel der Notenbank – MAS-Bills – als tokenisierte Wertpapiere ausgegeben werden.

Die Abwicklung soll in einer zentralbanknahen digitalen Form von Singapur-Dollar erfolgen, sodass Handelsparteien Lieferung-gegen-Zahlung auf derselben Infrastruktur finalisieren können.

Adressiert wird zunächst der Kreis der Primärhändler, die an Auktionen und dem Sekundärhandel der MAS-Bills teilnehmen. Ziel ist es, Ausgabeverfahren, Settlement-Ketten und Sicherheitenmanagement in einem programmierbaren Umfeld zu testen.

Aus Sicht des Marktbetriebs eröffnet der Ansatz mehrere Optionen: T-plus-Null-Abwicklung, atomare Lieferung-gegen-Zahlung, intraday-Liquiditätssteuerung und die Einbindung automatisierter Corporate-Actions.

Für die Back-Office-Prozesse wichtiger Intermediäre sind außerdem Netting-Logiken, ISO-konforme Meldestrecken und die Spiegelung in Hauptbüchern entscheidend. Die MAS will diese Elemente unter realen Bedingungen prüfen, bevor über eine Ausweitung auf weitere Teilnehmer oder Instrumente entschieden wird.

Einordnung: Fortschritte, aber noch keine „Fluchtgeschwindigkeit“

In einer Rede auf dem Singapore FinTech Festival erklärte MAS-Geschäftsführer Chia Der Jiun, die Tokenisierung sei „klar aus dem Labor“ heraus und werde zunehmend kommerziell eingesetzt. Zugleich stellte er fest, dass asset-backed Tokens „noch nicht die Fluchtgeschwindigkeit“ erreicht hätten.

Chia nannte die erwarteten Vorteile – 24/7-Settlement, weniger Intermediärschichten und effizientere Nutzung von Sicherheiten – und verwies auf offene Voraussetzungen für einen großflächigen Einsatz.

Zu den Hürden zählen standardisierte Daten- und Besicherungsmodelle, belastbare Identitäts- und Zugriffsrahmen für institutsübergreifende Workflows, sowie die Interoperabilität zwischen On-Chain-Büchern und bestehenden RTGS-Systemen.

Ebenso zentral sind Rechtsklarheit bei Token-Eigentum und Insolvenzferne, die Behandlung tokenisierter Schuldtitel in Kapital- und Liquiditätsregeln sowie belastbare Regeln für Finalität, Wiederherstellung und Notfallprozesse.

Für Primärhändler und Depotbanken bleibt die Frage entscheidend, wie sich die tokenisierte Abwicklung nahtlos in Collateral-Pools, Triparty-Arrangements und Wertpapierleihe einfügt.

Operativ rücken außerdem Schlüsselverwaltung, Mandatentrennung und die Integration in Treasury- und Risiko-Systeme in den Vordergrund. Institutionelle Teilnehmer fordern klare SLAs, Audit-Fähigkeit, Nachvollziehbarkeit der Smart-Contract-Logik und die Möglichkeit, Verwahr- und Handelsfunktionen zu trennen.

Für die Skalierung ist zudem relevant, ob der CBDC-ähnliche Settlement-Layer als rein inländische Schiene verbleibt oder grenzüberschreitend mit Partnerjurisdiktionen verbunden werden kann.

Mit dem geplanten MAS-Pilot rückt Singapur die Tokenisierung staatlicher Schuldtitel in den produktionsnahen Testbetrieb. Ob daraus ein dauerhaftes Marktdesign entsteht, hängt von Messergebnissen zu Durchsatz, Fehlerraten, Liquiditätsbedarf und Kosten je Transaktion ab.

Für den Finanzplatz sind dabei die Kompatibilität mit internationaler Marktinfrastruktur, die Einbindung globaler Primärhändler und die Portabilität von Sicherheiten die entscheidenden Stellschrauben.