• Standard Chartered rechnet mit einem kurzen Rückgang von Bitcoin unter 100.000 US-Dollar, betrachtet die Delle jedoch als potenzielle Einstiegsgelegenheit.
  • Trotz makrobedingter Volatilität bestätigt die Bank ein Jahresziel von 200.000 US-Dollar für BTC; aktuell handelt Bitcoin um 109.924 US-Dollar.

Die britische Großbank Standard Chartered hält an ihrem konstruktiven Grundszenario für Bitcoin fest, obwohl sie kurzfristig mit Gegenwind rechnet. Chefstratege Geoffrey Kendrick erwartet, dass die anhaltenden handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und China eine erneute Schwingung unter die Marke von 100.000 US-Dollar auslösen könnten.

Der Rückgang dürfte jedoch nur von kurzer Dauer sein und Anlegern eine Gelegenheit bieten, Positionen auszubauen. Gleichzeitig bekräftigt Kendrick die Haus-These, dass Bitcoin bis Jahresende neue Höchststände markieren und die Marke von 200.000 US-Dollar erreichen kann.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung liegt der Bitcoin-Preis bei etwa 109.924 US-Dollar (Spot, Intraday).

Kurzfristiges Stressfenster und Pfad zum Jahresziel

Die Argumentation der Bank fußt auf zwei Ebenen. Erstens das Makrobild: Zuspitzungen im Handelskonflikt verteuern globales Kapital, stützen den US-Dollar und drücken Risikoanlagen temporär. In diesem Umfeld neigen Krypto-Portfolios dazu, Hebel abzubauen, was die Perpetual-Basis einengt und das Open Interest sinken lässt.

Zweitens der Zyklus: Das jüngste 19-Milliarden-US-Dollar-Liquidationsereignis hat einen Teil der spekulativen Überdehnung bereinigt. Wenn sich die Märkte von diesem Schock erholen und ETF-Zuflüsse anhalten, könnten Rücksetzer zügig aufgekauft werden.

Das Jahresziel von 200.000 US-Dollar setzt voraus, dass drei Bedingungen weitgehend erfüllt werden. Erstens eine stabile oder wieder anziehende Nachfrage aus dem „Wealth Channel“ der Vermögensberater, die Spot-Produkte in Modellportfolios integrieren.

Zweitens ausreichende Tiefe und enge Spreads im Kassamarkt, unterstützt von funktionierenden Creation-/Redemption-Prozessen der ETFs. Drittens ein kontrolliertes Derivate-Umfeld, in dem Funding-Sätze und Basis nicht dauerhaft in extremes Terrain laufen und damit Zwangsliquidationen provozieren.

Taktische Umsetzung: Liquidität, Absicherung und Disziplin

Für Portfoliomanager lässt sich aus der Prognose ein dreistufiger Handlungsrahmen ableiten.

Ausführung: In Phasen erhöhter Volatilität sind gestaffelte Limit-Orders und konservative Slippage-Grenzen Mittel der Wahl. VWAP-Fenster und Mengenlimits pro Handelszeitraum reduzieren das Risiko, in ausgedünnte Orderbücher zu laufen.

Absicherung: Kurzlaufende Puts, definierte Delta-Bandbreiten und feste Stop-Protokolle erlauben, Kernquoten zu halten, ohne das Gesamtrisiko aus dem Ruder laufen zu lassen.

Liquiditätsmanagement: Beobachten Sie die großen Kassapaare, die Perps-Basis und die Entwicklung des Open Interest. Dreht die Basis im Zuge eines Rückgangs nur moderat negativ und stabilisieren sich die ETF-Nettozuflüsse, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Dip Käufer findet.

Operativ rückt die Qualität der Referenzpreise in den Vordergrund. Mehrquellen-Indizes mit Ausreißerfiltern, robuste Primärmarkt-Mechanik der börsengehandelten Produkte sowie redundante Preispfade sind entscheidend, um Tracking-Fehler und Spread-Ausweitungen zu begrenzen.

Auf der Gegenseite stehen die bekannten Risiken: Regulatorische Nachrichten, eine anhaltende Dollar-Rally oder ein weiterer Schub bei Realrenditen könnten die Erholungsdauer verlängern und die 100.000-US-Dollar-Marke mehrfach testen lassen.

Für risikoadjustierte Allokationen bleibt der Blick auf drei Kennziffern zentral: die Relation von Spot-Zuflüssen zu Derivate-Hebel, die Konsistenz der ETF-Nettozuflüsse sowie die Orderbuchtiefe an Leitbörsen.

Treffen diese Faktoren aufeinander, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein kurzer Rutsch unter 100.000 US-Dollar als technische Bereinigung wirkt und der Pfad in Richtung des von Standard Chartered genannten Jahresziels offen bleibt.