- Der Präsident sagte, er kenne seinen bevorzugten Kandidaten für den Fed-Vorsitz und habe formelle Interviews begonnen.
- Die Personalie rückt Fragen zu Zinskurs, Inflationsbekämpfung und Finanzstabilität in den Vordergrund, ohne dass ein Zeitplan oder ein Name genannt wurde.
US-Präsident Donald Trump hat signalisiert, dass er seine Wahl für die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell getroffen hat. Bei einem bilateralen Treffen mit dem saudischen Kronprinzen erklärte der Präsident, er „glaube bereits zu wissen“, wen er für das Amt nominieren wolle.
Zugleich bestätigte er, dass Interviews mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten begonnen haben. Namen oder ein konkreter Zeitplan wurden nicht genannt. Die Aussage setzt dennoch ein Signal an Finanzmärkte und Politik, da der Fed-Vorsitz zentrale Weichen für Zinsen, Bilanzpolitik und Finanzstabilität stellt.
Der Auswahlprozess für die Spitze der US-Notenbank folgt formalen Schritten. Der Präsident nominiert, der Senat bestätigt. In der Praxis werden Profil, geldpolitische Haltung und Verwaltungserfahrung der Kandidierenden intensiv geprüft.
Entscheidend sind neben akademischer und regulatorischer Expertise die Fähigkeit zur Kommunikation mit Märkten und Öffentlichkeit sowie der Umgang mit politischen Belastungsproben. Die aktuelle Inflations– und Wachstumslage erhöht die Sensibilität der Entscheidung zusätzlich.
Offene geldpolitische Fragen und mögliche Schwerpunkte der Nachfolge
Die kommenden Monate dürften von drei Themen geprägt sein. Erstens der Zinskurs. Nach einer Phase erhöhten Preisauftriebs und schwankender Wachstumssignale bleibt offen, ob die nächste Fed-Führung eher ein längeres Verharren auf restriktivem Niveau bevorzugt oder frühere Schritte zur Lockerung erwägt, falls die Konjunktur an Momentum verliert.
Zweitens die Bilanzpolitik. Die künftige Taktung des Quantitative Tightening und die Frage, wie groß die Notenbankbilanz in Relation zum Finanzsystem sein soll, gehören zu den Kernentscheidungen.
Drittens die Finanzstabilität. Die Leitung der Fed muss Liquiditätspuffer und Stresstests so steuern, dass Schocks im Bankensektor und an den Kapitalmärkten abgefedert werden können.
Für Kapitalmärkte und Krypto-Assets sind Zins- und Liquiditätsaussichten maßgeblich. Höhere Realzinsen erhöhen die Opportunitätskosten risikoreicher Anlagen, während eine glaubhafte Disinflationsperspektive die Bewertungsspielräume erweitern kann.
Am Anleihemarkt hängt die Zinsstrukturkurve stark von der Kommunikation der Fed ab. Eine klare Guidance zum Endniveau der Geldmarktzinsen und zu Bilanzpfaden stabilisiert Erwartungen. Im Aktienmarkt beeinflussen Kapitalkosten, Margenprojektionen und die Tiefe der Primär- und Sekundärmarktliquidität die Bewertungsniveaus.
Institutionelle Beobachter achten zudem auf die Zusammensetzung des Board of Governors und die Balance zwischen regionalen Fed-Präsidenten und dem künftigen oder der künftigen Vorsitzenden im Federal Open Market Committee.
Entscheidungsfindung in der Fed ist ein kollegialer Prozess. Gleichwohl prägt die Person an der Spitze Tonalität und Prioritäten, etwa bei der Gewichtung von Arbeitsmarkt- gegenüber Preisstabilitätsrisiken oder bei der Ausgestaltung von Notfallfazilitäten.
Auf internationaler Ebene bleibt die Koordination mit anderen Zentralbanken relevant. Wechselkursentwicklungen, globale Dollar-Liquidität und die Verzahnung von Zahlungs- und Abwicklungssystemen erfordern enge Abstimmung, insbesondere in Phasen erhöhter Volatilität. Auch Fragen der Marktinfrastruktur, von US-Staatsanleihe-Liquidität bis zur Funktionsfähigkeit von Repo-Märkten, stehen auf der Agenda.
Mit der Ankündigung, einen Favoriten gefunden zu haben, schärft das Weiße Haus die Konturen des anstehenden Nominierungsprozesses. Bis zur offiziellen Benennung und der Bestätigung im Senat bleiben Märkte auf Hinweise zur geldpolitischen Linie der nächsten Fed-Führung angewiesen.
Die konkrete Personalauswahl dürfte darüber entscheiden, wie die Notenbank die Balance zwischen Inflationsbekämpfung, Wachstumsabsicherung und Finanzstabilität in den kommenden Jahren justiert.






