- Die CNB erwirbt testweise Kryptoassets im Umfang von 1 Million US-Dollar, darunter Bitcoin, einen USD-Stablecoin und ein tokenisiertes Bankdeposit.
- Ziel ist die Vorbereitung auf internationale Entwicklungen. Eine kurzfristige Umstellung der Reservepolitik ist nicht geplant.
Die Tschechische Nationalbank (CNB) hat ein Pilotprogramm zur Haltung digitaler Reserveinstrumente gestartet und ein Paket im Wert von rund einer Million US-Dollar erworben. Laut Bericht umfasst das Testportfolio Bitcoin, einen an den US-Dollar gekoppelten Stablecoin sowie eine tokenisierte Bankeinlage.
Dieser Schritt dient technischen und buchhalterischen Testzwecken und stellt keine unmittelbare Umverteilung der offiziellen Reserven dar. Die CNB betont, dass sie in absehbarer Zeit keine dauerhafte Allokation digitaler Vermögenswerte plant.
Im Fokus des Piloten stehen Prozesse entlang der gesamten Kette. Dazu zählen Verwahrung und Schlüsselmanagement, Abwicklungslogik auf der Blockchain, Gegenparteiauswahl, buchhalterische Erfassung, Bewertung und Stresstests.
Für Bitcoin geht es um Liquidität, Transaktionsfinalität und die Integration in Risikorahmen. Beim Stablecoin prüft die CNB Emittentenstruktur, Reserve-Transparenz und Abwicklungsfenster.
Beim tokenisierten Bankdeposit liegt die Aufmerksamkeit auf der Einbindung von Bankaufsicht, Insolvenzsicherheit und der technischen Interoperabilität mit bestehenden Zahlungs- und Berichtssystemen.
Begleitend analysiert die Notenbank, wie sich Marktpreise, Spreads und On-Chain-Gebühren in verschiedenen Volatilitätsphasen verhalten. Die Ergebnisse sollen in Richtlinien für Limitsetzung, Kontrahentenprüfung, Audit-Trails und Notfallprozesse einfließen.
Der Pilot adressiert zudem Fragen der rechtlichen Eigentumszuordnung, der Bilanzierung nach internationalen Standards und der Datenlieferung für statistische Zwecke.
Einordnung durch die CNB und Perspektiven für Tokenisierung
CNB-Gouverneur Aleš Michl ordnete den Pilot als Vorbereitung auf internationale Entwicklungen ein und skizzierte eine mögliche Zukunft der Tokenisierung im Alltag. Wörtlich sagte er:
„Es ist realistisch zu erwarten, dass man in Zukunft mit der Krone bequem tokenisierte tschechische Anleihen und mehr kaufen kann – mit einem Tippen einen Espresso, mit einem weiteren eine Investition wie eine Anleihe oder ein anderes Asset, das früher größeren Investoren vorbehalten war.“
Die Aussage unterstreicht das Interesse an programmierbaren Finanzinstrumenten, ohne eine kurzfristige Änderung der Reservepolitik zu implizieren.
Für den Finanzplatz sind drei Beobachtungspunkte zentral. Erstens die Verwahrung. Notwendig sind HSM-gestützte Schlüsselverwaltung, Multi-Sig-Schemata, georedundante Cold-Storage-Quoten und revisionssichere Protokollierung.
Zweitens die Interoperabilität. Tokenisierte Einlagen und Wertpapiere müssen mit bestehenden RTGS-Systemen, Collateral-Pools und Berichtspflichten harmonisieren. Drittens die Risikomessung.
Bewertungs- und Impairment-Regeln für hochvolatile Assets sowie die Abbildung von Stablecoin-Emittentenrisiken und On-Chain-Operationen sind klar zu definieren.
Zum Zeitpunkt der Ankündigung lag der Bitcoin-Preis bei etwa 102.130 US-Dollar. Für die Pilotgröße spielt der Tageskurs nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, wie robust Prozesse, Kontrollen und Rechnungslegung im Live-Betrieb funktionieren.
Sollte die CNB nach Abschluss des Tests Erweiterungen erwägen, dürften Umfang, Währungszuschnitt und die Auswahl regulierter Gegenparteien im Vordergrund stehen.
Parallel beobachtet die Notenbank die internationale Regulierung rund um tokenisierte Einlagen, Geldmarkt-Token und digitale Zentralbankabwicklung, um Kompatibilität zu europäischen und globalen Standards sicherzustellen.






