• Die Trump-Administration hat Nvidia den Export seines H20-Chips nach China ohne entsprechende Lizenz untersagt.
  • Die Exportrestriktion fügt sich in die US-Strategie ein, Chinas Zugang zu fortschrittlicher Technologie im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) zu limitieren.

Die Trump-Administration hat den Technologiestreit mit China verschärft und Nvidia untersagt, seinen H20-Chip ohne Lizenz in das Land zu verkaufen. Diese Entscheidung betrifft ein Produkt, das spezifisch zur Einhaltung früherer Exportrestriktionen konzipiert wurde. Sie wird Nvidia im laufenden Fiskalquartal voraussichtlich Einnahmeausfälle von rund 5,5 Mrd. US-Dollar kosten.

Nvidia teilte in einer Börsenmitteilung mit, die US-Regierung habe das Unternehmen am Montag darüber informiert, dass der Export seines H20-Chips nach China „auf unbestimmte Zeit“ einer Lizenz bedürfe. Die Regierung führe Bedenken an, diese Chips könnten „in einem Supercomputer in China verwendet oder dorthin umgeleitet werden“.

Im Anschluss an diese Ankündigung gab die Nvidia-Aktie im frühen US-Handel um rund 6 % nach und löste einen breiteren Abverkauf bei Halbleiterwerten weltweit aus. Auch Konkurrenten wie Samsung Electronics, SK Hynix und Advanced Micro Devices (AMD) verzeichneten signifikante Kursverluste.

Anhaltende Tech-Restriktionen unter Trump

Die neuen Exportkontrollen signalisieren, dass die Administration von Präsident Trump die unter der Vorgängerregierung Biden begonnene restriktive Haltung zur Limitierung chinesischer Kapazitäten in den Bereichen Halbleiter und Künstliche Intelligenz (KI) fortsetzt. Handelsminister Howard Lutnick hatte bereits zuvor angekündigt, bei Restriktionen für chinesische Chips „sehr hart“ vorzugehen.

„Die verschärften US-Regularien für Nvidia sind Ausdruck der anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und China“,

kommentierte Tomo Kinoshita von Invesco Asset Management.

„Diese Politik resultiert aus der Besorgnis über Chinas Fortschritte im Elektroniksektor und dürfte von Dauer sein.“

Der H20-Chip war Nvidias Reaktion auf die 2023 eingeführten Exportkontrollen, welche den Verkauf des H800-Prozessors beschränkten. Wenngleich der H20 leistungsschwächer ist als Nvidias Spitzenprodukte, ermöglicht er dennoch die Entwicklung und Ausführung von KI-Software und -Diensten, wobei seine Stärken insbesondere in der Inferenz-Phase der KI-Verarbeitung liegen.

Finanzielle Auswirkungen und Folgen für die Branche

Laut Analysten von Bloomberg Intelligence deuteten die erwarteten Einnahmeausfälle von 5,5 Mrd. US-Dollar darauf hin, dass Nvidia im laufenden Jahr Umsatzeinbußen zwischen 14 und 18 Mrd. US-Dollar erleiden könnte. Sollten die Restriktionen andauern, könnte Nvidias Umsatzanteil aus dem Geschäft mit Rechenzentren in China wieder auf den niedrigen einstelligen Prozentbereich von Anfang 2024 zurückfallen, bevor die H20-Produktion hochgefahren wurde.

Diese Entwicklung erfolgt kurz nach Nvidias Ankündigung, über die nächsten vier Jahre KI-Infrastruktur im Wert von bis zu 500 Mrd. US-Dollar in den USA zu errichten; diese Pläne waren jedoch bereits vor der Bekanntgabe der jüngsten Exportrestriktionen initiiert worden.

Die USA hatten Nvidia und anderen Herstellern von KI-Chips erstmals im Oktober 2022 den Verkauf ihrer fortschrittlichsten Modelle nach China unter Verweis auf mögliche militärische Anwendungen untersagt. Seither wurden die Restriktionen auf Anlagen zur Halbleiterfertigung sowie auf ein breiteres Spektrum von Prozessoren und Speicherchips ausgeweitet, die für KI-Anwendungen essentiell sind.

Chinesische Unternehmen wie Huawei Technologies haben zwar konkurrierende KI-Beschleuniger entwickelt, diese bleiben jedoch hinsichtlich ihrer Leistung weiterhin hinter den Produkten von Nvidia und AMD zurück. Die Exportrestriktionen zielen darauf ab, diesen technologischen Vorsprung der USA zu wahren und gleichzeitig nationalen Sicherheitsinteressen Rechnung zu tragen.