Was ist Hedera? Einblick in die revolutionäre Distributed-Ledger-Technologie

Hedera (HBAR) – Grundlagen, Technologie und Ausblick

Hedera Hashgraph (HBAR) ist ein neuartiges öffentliches Distributed-Ledger-Netzwerk, das sich durch hohe Geschwindigkeit, Sicherheit und eine einzigartige Governance auszeichnet.

Anders als klassische Blockchains basiert Hedera nicht auf einer Chain von Blöcken, sondern auf dem Hashgraph-Protokoll.

HBAR ist die native Kryptowährung dieses Netzwerks und dient zur Bezahlung von Transaktionsgebühren sowie zum Staking zur Absicherung des Netzwerks​.

Im Folgenden werden alle relevanten Aspekte – von der Entstehungsgeschichte über Technik und Nutzung bis hin zu Sicherheit und Zukunftsaussichten – ausführlich beleuchtet.

Wichtige Links

Für alle, die wenig Zeit haben, wird Hedera in diesem Video in 4 Minuten erklärt:

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Merkmale in einer Tabelle zusammen:

Hedera (HBAR) – Grundlagen, Technologie und Ausblick
Eigenschaft Details
Gründungsjahr 2018, Mainnet Live seit 2019
Entwickler Dr. Leemon Baird, Mance Harmon
Technologie Hashgraph-Protokoll statt traditioneller Blockchain
Transaktionsgeschwindigkeit 10.000 Transaktionen pro Sekunde
Transaktionskosten 0,0001 USD pro Transaktion
Energieverbrauch pro Transaktion 0,00017 kWh
Governance Wird von einem Council aus 39 namhaften Organisationen weltweit geleitet
Sicherheitsstandard Asynchron Byzantinische Fehlertoleranz (aBFT)
Open-Source Code seit 2024 vollständig Open-Source
Umsetzung von Smart Contracts EVM-kompatibel für Solidity-Anwendungen

Grundlegende Definition und Entstehungsgeschichte

Hedera Hashgraph (oft kurz Hedera genannt) ist eine öffentliche Distributed-Ledger-Plattform, die 2018 gegründet wurde und seit 2019 mit ihrem Mainnet live ist​.

Entwickelt wurde die Hashgraph-Technologie Mitte der 2010er Jahre von Dr. Leemon Baird, einem US-amerikanischen Informatiker, der als Erfinder des Algorithmus und Mitgründer der Firma Swirlds gilt​.

Gemeinsam mit Mance Harmon gründete Baird das Unternehmen Hedera, um die Hashgraph-Idee als öffentliches Netzwerk umzusetzen​.

Hedera finanzierte sich unter anderem durch ein Initial Coin Offering (ICO) im August 2018 und startete im September 2019 den öffentlichen Betrieb seines Mainnets​.

Die Entwicklung von Hedera ist geprägt von einer neuartigen Verbindung aus Technologie und Governance. Im Gegensatz zu vielen anderen Krypto-Projekten wird Hedera von einem Governing Council aus maximal 39 namhaften Organisationen weltweit geleitet.

Zu diesen Ratsmitgliedern zählen große Unternehmen und Institutionen aus verschiedenen Branchen und Kontinenten.

Jedes Ratsmitglied betreibt eine Netzwerk-Node und hat eine gleichberechtigte Stimme bei Entscheidungen, wodurch keine einzelne Organisation die Kontrolle übernehmen kann.

Diese Council-Mitglieder sind auf begrenzte Amtszeiten bestellt, um Rotation und Vielfalt zu gewährleisten.

Ein wichtiger Meilenstein war zudem die Öffnung des Quellcodes: 2022 kaufte der Council die Hashgraph-Patente und veröffentlichte den Algorithmus unter Open-Source-Lizenz​.

Im September 2024 wurde schließlich der gesamte Hedera-Code an die Linux Foundation übergeben und als Projekt „Hiero“ offen zugänglich gemacht​.

Damit erhöhte Hedera die Transparenz und band die Entwicklergemeinschaft stärker ein. Heute ist Hedera ein aktives, öffentliches Netzwerk mit offengelegtem Code und einer besonderen Geschichte, die von wissenschaftlicher Innovation und starker Industrieunterstützung geprägt ist.

Technologie: Hashgraph statt Blockchain

Die technische Basis von Hedera unterscheidet sich grundlegend von klassischen Blockchains wie Bitcoin oder Ethereum.

Hedera verwendet den Hashgraph-Konsensalgorithmus, der anstelle einer linearen Blockchain einen gerichteten azyklischen Graphen (Directed Acyclic Graph, DAG) zur Transaktionsablage nutzt.

Dieses Verfahren wird als „Gossip about Gossip“-Protokoll bezeichnet: Knoten (Nodes) im Netzwerk tauschen ständig Informationen über neue Transaktionen und vergangene Kommunikationsereignisse aus.

Dadurch entsteht ein Geflecht (Graph), in dem jedes Ereignis einen Zeitstempel, eine digitale Signatur und kryptographische Hash-Verknüpfungen zu zwei früheren Ereignissen enthält​.

Aus diesem Netzwerk an Informationen ermitteln die Nodes den Konsens über die Reihenfolge und Gültigkeit der Transaktionen.

Bemerkenswert ist, dass dieser Algorithmus asynchron byzantinische Fehlertoleranz (aBFT) erreicht – den höchstmöglichen Sicherheitsgrad für verteilte Systeme​.

Das bedeutet, selbst wenn bis zu ein Drittel der Nodes ausfallen oder bösartig handeln, kann das Netzwerk weiterhin korrekte Konsensentscheidungen treffen.

Hashgraph kommt ohne Mining und ohne Blockbildung aus, was sehr schnelle Transaktionsverarbeitung ermöglicht. Es gibt keinen Miner oder „Leader“, der neue Blöcke erzeugt – stattdessen validieren alle Nodes gemeinsam die eingehenden Transaktionen.

Dieses führerlose Design eliminiert einzelne Schwachstellen und verhindert, dass ein einzelner Teilnehmer die Transaktionsreihenfolge diktieren kann​.

Jede Transaktion erhält einen fairen Konsens-Zeitstempel, der von der Mehrheit der Nodes bestimmt wird, wodurch keine Transaktion willkürlich bevorzugt oder benachteiligt wird.

Hedera nutzt einen Proof-of-Stake-Mechanismus, bei dem Validatoren HBAR-Token staken – dies dient als Sybil-Schutz und Anreiz für ehrliches Verhalten.

Insgesamt kombiniert Hedera so die Vorteile von Blockchains (verteilte, unveränderliche Aufzeichnung) mit einem neuartigen Konsensverfahren, das gleichzeitig schnell und sicher ist.

Entwickler können auf Hedera neben einfachen Überweisungen auch Smart Contracts (Hedera ist EVM-kompatibel) ausführen, Token erstellen und einen Konsensus-Dienst zur fälschungssicheren Protokollierung von Nachrichten nutzen. Das macht die Plattform technologisch vielseitig einsetzbar.

Skalierbarkeit und Transaktionen

Einer der größten Vorteile von Hedera ist seine hohe Skalierbarkeit und Transaktionsgeschwindigkeit. Das Netzwerk kann schon jetzt etwa 10.000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten – deutlich mehr als die meisten traditionellen Blockchains​.

Zum Vergleich: Bitcoin schafft ca. 7 TPS, Ethereum (Layer 1) um die 15 TPS. Hedera übertrifft diese Werte also um Größenordnungen.

Möglich wird das durch den effizienten Hashgraph-Konsens, der viele Transaktionen parallel verarbeitet, anstatt sie blockweise linear abzuarbeiten.

Auch die Latenz bis zur endgültigen Bestätigung ist äußerst gering. Transaktionen werden im Hedera-Netzwerk meist innerhalb von 3 bis 5 Sekunden final bestätigt​.

Man muss nicht – wie etwa bei Bitcoin – mehrere nachfolgende Blöcke abwarten, um sicherzugehen, dass eine Transaktion unumkehrbar ist.

Sobald die Mehrheit der Nodes eine Transaktion gesehen und in den Konsens einbezogen hat, gilt sie als abgeschlossen.

Diese schnelle Finalität (Time to Finality) ermöglicht Echtzeitanwendungen wie Zahlungen, Gaming oder Supply-Chain-Updates, bei denen sofortige Gewissheit über den Transaktionsstatus wichtig ist.

Ein weiterer Pluspunkt sind die äußerst niedrigen Transaktionskosten. Eine einfache HBAR-Überweisung kostet nur ungefähr 0,0001 USD, also einen winzigen Bruchteil eines Cents.

Selbst komplexere Vorgänge (z.B. Aufruf eines Smart Contracts) liegen typischerweise im Bereich weniger Zehntel-Cent. Hedera verwendet ein Gebührensystem mit festen USD-Beträgen pro Aktion, die zum aktuellen Kurs in HBAR umgerechnet werden.

Dadurch sind die Kosten sehr vorhersehbar – anders als bei Ethereum, wo Gebühren je nach Netzauslastung stark schwanken können.

Die geringen Gebühren eröffnen Anwendungsfälle wie Mikrozahlungen, die auf teureren Blockchains unwirtschaftlich wären. Man könnte z.B. Inhalte für ein paar Cent bezahlen, ohne dass die Gebühr höher ist als der Zahlbetrag.

Die Kombination aus hoher Durchsatzkapazität, schneller Bestätigung und niedrigen Gebühren macht Hedera attraktiv für Anwendungen im großen Maßstab.

Bereits heute gibt es Projekte, die Hedera intensiv nutzen: So protokolliert das Unternehmen Avery Dennison über seine Plattform atma.io jeden Schritt von rund 10 Milliarden Produkte​ in der Lieferkette auf Hedera, was zeitweise über 1.000 Transaktionen pro Sekunde ausmacht.

Dieses Beispiel zeigt, dass Hedera seine Skalierungsvorteile in der Praxis ausspielen kann. Für Nutzer bedeutet das: HBAR-Transaktionen laufen in der Regel zügig, zuverlässig und so gut wie kostenlos ab – ein entscheidender Faktor für die Alltagstauglichkeit.

Umweltfreundlichkeit und Energieverbrauch

Ein oft diskutiertes Thema bei Kryptowährungen ist der Energieverbrauch. Hedera wurde von Anfang an auf Nachhaltigkeit getrimmt und gilt als eine der umweltfreundlichsten öffentlichen DLTs.

Da Hedera auf Proof-of-Stake und den effizienten Hashgraph-Konsens setzt, ist der Stromverbrauch pro Transaktion verschwindend gering.

Eine Transaktion auf Hedera verbraucht im Schnitt nur etwa 0,00017 kWh Strom​. Zum Vergleich: Bei einer Ethereum-Transaktion lag dieser Wert (vor Umstellung auf PoS) rund beim 800.000-Fachen (ca. 134 kWh), bei Bitcoin sogar beim Millionenfachen (ca. 1.737 kWh)​. Hedera schneidet hier also um Größenordnungen besser ab.

Durch den minimalen Energiebedarf fallen auch die CO₂-Emissionen äußerst gering aus. Pro Hedera-Transaktion entstehen weniger als 0,00003 kg CO₂​.

Zum Vergleich: Eine einzige Bitcoin-Überweisung kann hunderte Kilogramm CO₂ emittieren, da sie enorm viel Energie aus meist fossilen Quellen benötigt.

Hedera ist damit schon intrinsisch sehr klimafreundlich. Darüber hinaus kompensiert Hedera die verbleibenden Emissionen vollständig: Durch den Kauf von CO₂-Zertifikaten (über Partner wie Terrapass) wird das Netzwerk regelmäßig klimaneutral gestellt​.

Tatsächlich ist Hedera sogar klimapositiv, da vorsorglich mehr Emissionen ausgeglichen werden als anfallen. Dieser Ansatz – geringer Verbrauch und aktive Kompensation – hebt Hedera in puncto Umweltbilanz positiv hervor.

Aktuelle und zukünftige Entwicklungen

Hedera befindet sich in stetiger Weiterentwicklung. Eine der bedeutendsten Neuerungen der letzten Zeit war die vollständige Open-Source-Stellung des Codes (siehe oben).

Durch die Übergabe an die Linux Foundation Ende 2024 ist der Hedera-Code nun frei einsehbar und beitragsfähig​.

Dies hat viele vorherige Bedenken bezüglich der Patentierung und Geschlossenheit ausgeräumt und dürfte die Innovationskraft erhöhen, da mehr Entwickler mitwirken können.

Im technischen Bereich hat Hedera zudem seine Smart-Contract-Funktion massiv ausgebaut: Seit 2022 ist der Smart Contract Service EVM-kompatibel und deutlich leistungsfähiger, wodurch Entwickler Solidity-Anwendungen nun schneller und günstiger als auf Ethereum ausführen können.

Auch das Ökosystem rund um Hedera wächst. Die 2021 gegründete HBAR Foundation stellt umfangreiche Fördermittel (in Form von HBAR) bereit, um Projekte auf Hedera anzusiedeln.

Dadurch entstanden zahlreiche neue Anwendungen – von dezentralen Börsen über NFT-Plattformen bis hin zu Unternehmenslösungen.

So wird Hedera beispielsweise von ServiceNow genutzt, um in Unternehmen abteilungsübergreifende Workflows über die Hedera Consensus Service zu koordinieren.

Im Finanzbereich erproben Banken wie Standard Bank (Südafrika) und Shinhan Bank (Südkorea) internationale Überweisungen mit Stablecoins auf Hedera​. Solche Pilotprojekte zeigen, dass Hedera auch im regulierten Bankenumfeld Anklang findet.

Der Governing Council füllt sich ebenfalls weiter: Aktuell (Stand 2023) sind 29 der 39 möglichen Ratsplätze besetzt​. In Zukunft ist mit weiteren hochkarätigen Mitgliedern zu rechnen, was die globale Reichweite und Dezentralisierung des Netzwerks erhöht.

neue Mitglied bringt zudem meist eigene Anwendungsfälle ein – etwa hat der Beitritt des Spieleentwicklers Ubisoft Hedera in der Gaming-Branche bekannter gemacht.

Mit zunehmender Diversität und Offenheit (perspektivisch ist geplant, die Teilnahme am Konsens schrittweise für die breite Community zu öffnen) dürfte Hedera sein ursprüngliches Versprechen, ein skalierbares und sicheres Netzwerk unter breiter Führung zu sein, weiter einlösen.

Viele Beobachter sehen Hedera daher an der Schwelle zu einer Phase beschleunigten Wachstums, sowohl was technische Features als auch was Adoption in verschiedenen Branchen angeht.

Langfristige Perspektiven und Preisprognose bis 2025

HBAR-Prognosen bis 2025 variieren: Vorsichtigere Schätzungen sehen den Kurs bei nur wenigen Dutzend Cent, während optimistischere Szenarien ~ 0,50 USD oder etwas mehr für möglich halten​.

Einige Analysten erwarten beispielsweise um 0,30 USD als Durchschnittswert. Diese moderaten Zuwächse würden eine solide Entwicklung bedeuten, aber keine explosionsartige Verzehnfachung.

Entscheidend wird sein, wie stark Hedera tatsächlich genutzt wird und wie sich der gesamt Kryptomarkt verhält.

HBARs begrenzter Vorrat von 50 Milliarden Token (wovon schon über 80 % im Umlauf sind könnte langfristig preisstabilisierend wirken. Dennoch bleiben alle Prognosen spekulativ und unsicher, da unerwartete Marktänderungen den Kurs stark beeinflussen können.

Vergleich mit anderen Kryptowährungen

Hedera (HBAR) weist im Vergleich zu etablierten Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum einige klare Stärken und Schwächen auf. Die folgende Tabelle fasst wichtige Merkmale im Vergleich zusammen:

Merkmal Hedera (HBAR) Bitcoin (BTC) Ethereum (ETH)
Start (Mainnet) 2019 2009 2015
Konsens Hashgraph (aBFT), PoS-basiert Proof of Work (Mining) Proof of Stake*
Transaktionsrate ca. 10.000 TPS​ ca. 7 TPS ca. 15–30 TPS (Layer 1)
Gebühren ~ 0,0001 $ pro Tx​ mehrere US-Dollar stark variabel (Ø oft 0,50 $–5 $)
Finalität 3–5 Sekunden​ ~ 60 Minuten (6 Blöcke) ~ 12 Sekunden pro Block
Energie/Tx 0,00017 kWh​ ~ 1.737 kWh​ < ~ 0,1 kWh (nach PoS)
Dezentralisierung Council mit ~29 Nodes (halb-öffentlich) Tausende unabhängige Nodes Tausende unabhängige Nodes
Smart Contracts Ja (Solidity/EVM) Nein Ja (Solidity & mehr)
Besonderheiten Governing Council (Unternehmen), fairer Timestamp Älteste & größte (digitales Gold) Größtes DeFi/NFT-Ökosystem

*Ethereum wechselte 2022 von Proof of Work zu Proof of Stake (Merge).

Hedera hat im Vergleich zu anderen Coins einige herausragende Vorteile, aber auch potenzielle Nachteile

Vorteile: Extrem hohe Performance (viele Tausend TPS, Finalität in Sekunden), sehr niedrige und stabile Gebühren, geringer Energieverbrauch, sowie eine Governance durch namhafte Organisationen (was Vertrauen bei Unternehmen schaffen kann).

Das Netzwerk erreicht aBFT – den höchsten Sicherheitsstandard – und ordnet Transaktionen fair nach Zeitstempeln, wodurch Miner-bedingtes „Front-Running“ entfällt.

Nachteile: Noch nicht so stark dezentralisiert wie z.B. Bitcoin oder Ethereum (da Konsensknoten auf Council-Mitglieder beschränkt sind), geringere Bekanntheit und kleineres Entwickler-Ökosystem und die Abhängigkeit von großen Institutionen führt zu Bedenken hinsichtlich Zensur oder Einflussnahme.

Manche Krypto-Enthusiasten sehen Hedera daher (noch) skeptisch, bis das Netzwerk offener für Community-Knoten wird.

Anonymität und Sicherheit

Hedera-Transaktionen sind pseudonym: Auf der öffentlichen Ledger werden nur Account-IDs und Beträge verzeichnet, keine Klarnamen. Zwar sind alle Transaktionsdaten dauerhaft einsehbar, aber ohne Zuordnung zur realen Identität.

Gleichzeitig ist das Netzwerk dank seines aBFT-Konsensusprotokolls extrem sicher gegen Angriffe (siehe nächster Abschnitt)​.

Es bietet von Hause aus keine vollständige Privatsphäre wie spezielle „Privacy Coins“, doch für die meisten Anwendungen ist die Nachverfolgbarkeit erwünscht oder akzeptabel.

Dezentralisierung: Wie unabhängig ist Hedera?

Hedera verfolgt ein etwas anderes Modell der Dezentralisierung als klassische Blockchains. Die Governance liegt bei einem Rat aus großen, voneinander unabhängigen Organisationen (siehe oben).

Dieses Modell soll verhindern, dass die Kontrolle in der Hand weniger Miner oder Validatoren liegt.

Die Ratsmitglieder stammen aus verschiedenen Ländern und Branchen, haben jeweils nur eine Stimme und sind zeitlich limitiert im Amt​:contentReference.

Damit will Hedera eine möglichst ausgewogene, weltweit verteilte Kontrolle erreichen. Im Gegensatz zu völlig permissionless Netzwerken kann jedoch nicht jeder beliebige Teilnehmer sofort eine Node betreiben – momentan sind es eben die Council-Mitglieder, die das Konsensverfahren tragen.

Kritiker bemängeln daher, Hedera sei (noch) zu zentral gesteuert. Tatsächlich könnten die Council-Organisationen theoretisch gemeinsam Entscheidungen treffen (z.B. Software-Updates oder in Notsituationen temporäre Maßnahmen – siehe Sicherheitssektion).

Allerdings ist dieses Szenario aufgrund der Diversität und der Reputation der Mitglieder eher unwahrscheinlich.

Langfristig plant Hedera, die Permissioned-Elemente abzubauen: In einem mehrstufigen Plan soll die Möglichkeit, eigene Nodes zu betreiben, schrittweise für die Öffentlichkeit geöffnet werden​.

Hedera als Geld

Hedera kann grundsätzlich als Zahlungsmittel dienen, da Transaktionen schnell und kostengünstig sind. In der Realität ist HBAR aber kaum verbreitet: Kein Land verwendet es als offizielle Währung und nur wenige Händler akzeptieren HBAR direkt.

Stattdessen wird es vor allem als Nutz- und Investment-Token im Hedera-Netzwerk gesehen. Für die Wertaufbewahrung bevorzugen die meisten Menschen weiterhin etablierte Währungen oder Bitcoin; HBAR spielt hier nur eine Nebenrolle.

Nutzen für Entwicklungsländer und Menschen ohne Banken

Einer der Hoffnungsbereiche für Kryptowährungen ist die Unterstützung von Menschen in Ländern mit instabilen Währungen oder schwacher Banken-Infrastruktur.

Hedera kann hier durch seine geringen Kosten und schnellen Transaktionen wertvolle Dienste leisten.

Zum Beispiel sind Auslandsüberweisungen (Remittances) ein Anwendungsfall: Migranten könnten Geld in ihre Heimat schicken, ohne die oft hohen Gebühren und langen Wartezeiten traditioneller Anbieter.

Im November 2021 zeigte eine südkoreanisch-südafrikanische Bankkooperation, dass Überweisungen auf Hedera innerhalb von ca. 35 Sekunden für nur wenige Cent abgewickelt werden konnten – im klassischen Finanzsystem kostet das mehrere Tage und deutlich mehr Gebühren.

Solche Effizienzsteigerungen kämen besonders Menschen zugute, die auf regelmäßige Geldsendungen angewiesen sind.

Auch bei Hyperinflation oder Kapitalverkehrsbeschränkungen könnten Hedera-basierte Lösungen helfen.

Bürger in betroffenen Ländern könnten etwa Stablecoins (z.B. an den US-Dollar gekoppelt) auf Hedera nutzen, um ihr Vermögen vor Entwertung zu schützen und frei zu transferieren.

Dank Hedera’s hohem Durchsatz ließen sich auch staatliche Auszahlungen oder lokale digitale Währungen implementieren, ohne dass das Netz überlastet würde.

In Haiti wurde z.B. 2022 ein Pilotprojekt gestartet, um eine digitale Gourde (Landeswährung) auf Hedera zu testen.

Zwar ersetzt Technologie allein keine stabile Wirtschaftspolitik, doch Hedera bietet einen neutralen, verlässlichen Rahmen, auf dem innovative Finanzprodukte für Finanzinklusion aufbauen können.

So benötigt ein Nutzer lediglich ein Smartphone mit Internet, um Zahlungen zu empfangen oder zu senden – ein Bankkonto ist nicht nötig.

Die geringen HBAR-Gebühren machen auch Mikrotransaktionen wirtschaftlich. Insgesamt kann Hedera somit Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern neue Finanzmöglichkeiten eröffnen, indem es preiswerte, schnelle und zugängliche Transaktionen ermöglicht, die vom traditionellen System so nicht geboten werden.

Regulierung weltweit

Hedera HBAR unterliegt weltweit den allgemeinen Kryptoregeln. In den meisten Ländern wird HBAR wie vergleichbare Kryptowährungen behandelt – erlaubter Handel unter Auflagen, aber keine Sonderrolle.

In den USA hat die Börsenaufsicht (SEC) bisher keine Schritte gegen HBAR unternommen und in Europa fällt der Token unter die neue MiCA-Regulierung, die das Trading voraussichtlich klar regelt.

Hedera arbeitet aktiv mit Regulierern zusammen und hat Funktionen wie einstellbare Token-Regeln integriert, die Unternehmen helfen, gesetzliche Vorgaben (KYC/AML) einzuhalten.

Insgesamt gilt Hedera als eher compliance-freundlich, was die Akzeptanz bei staatlichen Stellen erhöhen könnte.

Herausforderungen bleiben jedoch die unterschiedlichsten nationalen Vorschriften und die generelle Unsicherheit in der Kryptoregulierung, die auch HBARs globale Nutzung beeinflussen können.

Anwendungsmöglichkeiten: Realistische Einsatzszenarien

Zahlungsverkehr & Micropayments: Dank schneller Finalität und winziger Gebühren eignet sich Hedera für Zahlungsanwendungen – etwa Echtzeit-Überweisungen und Bezahlsysteme für kleinste Beträge.

Supply Chain & Herkunftsnachweise: Z.B. nutzt Avery Dennison Hedera mit seiner Plattform atma.io, um rund 10 Milliarden Produkte in der Lieferkette nachzuverfolgen und deren Nachhaltigkeit nachzuweisen. Unternehmen können so Abläufe transparent machen und Fälschungen oder Fehler leichter erkennen.

NFT-Marktplätze & digitale Medien: Unternehmen wie LG Electronics betreiben NFT-Marktplätze auf Hedera, um digitale Kunst umweltfreundlich zu handeln. Auch weitere Plattformen erlauben das Prägen und Handeln von NFTs ohne hohe Gebühren.

Digitale Coupons & Treueprogramme: Hedera wird auch eingesetzt, um Betrug bei digitalen Gutscheinen zu verhindern: So plant The Coupon Bureau, Millionen von Hersteller-Coupons als Token über Hedera zu verwalten und beim Einlösen in Echtzeit zu entwerten​.

Dadurch sollen Fehler und Missbrauch im Gutscheinwesen (ein Problem von über 100 Mio. USD jährlich) drastisch reduziert werden.

Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs) & Fintech: Hedera wird sogar für digitale Zentralbankwährungen in Betracht gezogen: In Pilotprojekten testen Banken wie Shinhan oder die Zentralbank von Haiti Hedera für digitale Währungen, um schnellen und günstigen Zahlungsverkehr zu ermöglichen​.

Auch kommerzielle Banken (etwa Standard Bank) haben Stablecoin-Transfers über Hedera erprobt. Diese Projekte zeigen das Potenzial, nationale Währungen auf einer stabilen DLT abzubilden.

Hedera als digitales Gold?

Viele Experten bezweifeln, dass HBAR je die Rolle von Gold als Wertaufbewahrungsmittel einnehmen wird. Hedera wurde als performantes Nutzungsnetz entwickelt, nicht primär als knappes „Wertspeicher-Asset“.

HBAR fehlt die starke Dezentralität und das Narrativ von Bitcoin als „digitales Gold“ – stattdessen steht der Nutzen im Vordergrund.

Langfristig könnte HBAR im Preis steigen, wenn das Netzwerk massiv genutzt wird und die feste maximale Token-Menge (50 Mrd.) für Knappheit sorgt.

Doch als Krisenschutz oder Inflationshedge wie Gold oder Bitcoin wird HBAR derzeit kaum gesehen, da es stärker von der Entwicklung seiner Plattform abhängt.

Sicherheitsvorkehrungen gegen Hacker und Betrug

Das Hedera-Netzwerk schützt sich durch mehrere Maßnahmen. Zunächst bietet der aBFT-Konsensalgorithmus selbst hohe Sicherheit: Solange weniger als ein Drittel der Nodes ausfallen oder böswillig sind, bleibt die Integrität des Hashgraphs gewahrt.

Alle Transaktionen und Kommunikationen sind kryptographisch signiert und verschlüsselt, sodass Manipulation oder Abhören praktisch ausgeschlossen sind​.

Zweitens laufen Hedera-Knoten hinter vorgeschalteten Proxy-Servern, die das Netz vor DDoS-Angriffen schützen.

Im Fall einer kritischen Schwachstelle können diese Zugangs-Proxys temporär deaktiviert werden – so geschehen im März 2023, als ein Angriff auf einen Smart Contract entdeckt wurde und das Team umgehend den Zugang drosselte, um weiteren Schaden zu verhindern.

Binnen weniger Tage spielte der Governing Council ein Software-Update ein, das die Lücke schloss, wodurch das Netzwerk schnell wieder normal weiterlief.

Dieser Vorfall, bei dem nur etwa 600.000 $ entwendet wurden, zeigt die schnelle Reaktionsfähigkeit und die Kooperation der Netzbetreiber.

Zusätzlich wird Hedera regelmäßig geprüft: Der Hashgraph-Algorithmus wurde formal verifiziert und als sicher (aBFT) nachgewiesen​.

Ein Bug-Bounty-Programm belohnt das Melden von Schwachstellen. Insgesamt hat es seit dem Start keine erfolgreichen Angriffe auf die Hedera-Konsenslayer gegeben; die Architektur hat sich also bewährt.

Nutzer sollten dennoch wie bei allen Kryptowährungen auf die sichere Verwahrung ihrer privaten Keys achten und vorsichtig vor Betrugsmaschen sein – Schwachpunkte liegen meist außerhalb des Protokolls, etwa in unsicheren Drittanwendungen oder fahrlässigem Umgang mit Zugangsdaten.