• Der Anteil der auf Börsen gehaltenen Bitcoin ist auf 14,5 % gefallen – der niedrigste Wert seit 2018. Haupttreiber sind ETF-Zuflüsse und die zunehmende Selbstverwahrung.
  • Beständige institutionelle Käufe über Spot-ETFs und rückläufige OTC-Reserven deuten auf einen möglichen Angebotsschock und Aufwärtsdruck auf den Preis hin.

Der Anteil der an Börsen gehaltenen Bitcoin ist auf 14,5 % des zirkulierenden Gesamtangebots gesunken – der niedrigste Stand seit 2018. Dieser Meilenstein markiert einen deutlichen Rückgang gegenüber mehr als 17 % im März 2020. Der Abbau fällt mit der wachsenden institutionellen Nachfrage, insbesondere über Bitcoin-Spot-ETFs, zusammen. Analysten warnen, dass sich das Angebot weiter verknappen könnte, falls die Nachfrage hoch bleibt.

Bitcoin-Bestand an Börsen. Quelle: Glassnode

Daten von Glassnode und CryptoQuant zeigen, dass der Rückgang der Börsenreserven Teil eines mehrjährigen Trends ist, ausgelöst durch ein verändertes Anlegerverhalten. Die Bestände sind von drei Millionen BTC Ende 2024 auf 2,5 Millionen im April 2025 gefallen; einige Quellen meldeten im Juni nur noch 2,1 Millionen BTC – rund 11 % des Gesamtangebots.

Der Trend verstärkt sich, da Anleger ihre Bestände langfristig in Cold-Storage verschieben. Glassnode weist darauf hin, dass der Börsenanteil erstmals seit August 2018 unter 15 % liegt. Institutionelle Käufe und die Präferenz der Nutzer für Selbstverwahrung entziehen den öffentlichen Märkten erhebliche Mengen an Bitcoin.

Institutionelle ETF-Zuflüsse ziehen Liquidität ab

Die Expansion von Bitcoin-Spot-ETFs reduziert das verfügbare Angebot zusätzlich. Diese Fonds transferieren erworbene Bestände in Cold-Storage. Allein an 15 Handelstagen im Juni 2025 verzeichneten ETFs Zuflüsse von mehr als 4,7 Mrd. USD, davon 386 Mio. USD am 9. Juni, wie SoSoValue berichtet.

Auch OTC-Desk-Abflüsse verengen den liquiden Pool. Lourdes Lau, Gründerin der Agentur Focusw3b, betont, dass Bitcoin seit dem 28. Mai über 100 000 USD notiert und durch institutionelle Akkumulation und Angebotsknappheit gestützt wird. Die Marke von 100 000 USD gilt als zentrale psychologische Schwelle, deren Verteidigung essenziell für die weitere Aufwärtsdynamik ist.

Sollte diese Entwicklung anhalten, dürften die Börsenreserven weiter sinken. Historisch gingen vergleichbare Rückgänge des liquiden Angebots kräftigen Kursanstiegen voraus. Ein begrenztes Angebot gepaart mit robusten ETF-Zuflüssen begünstigt einen Angebotsschock, bei dem die Nachfrage das verfügbare Marktangebot übersteigt.

Rückgang bei OTC-Beständen, steigende Selbstverwahrung

Auch die OTC-Desks, über die Großtransaktionen jenseits der Börsen abgewickelt werden, melden schrumpfende Bestände. CryptoQuant-Daten zufolge halten OTC-Adressen, die Minern zugeordnet werden, derzeit 155 472 BTC – ein Rückgang von 21 % seit Januar 2025. Damit wird auch das außerbörsliche Angebot knapper, was den institutionellen Zugang zu großen Blöcken weiter einschränkt.

Nach dem Zusammenbruch von FTX bevorzugen immer mehr Anleger Selbstverwahrung. Glassnode registriert wachsende Abflüsse in Cold Wallets, wodurch der kurzfristige Verkaufsdruck sinkt. Wale akkumulieren weiterhin und transferieren die erworbenen Coins überwiegend ab.

Trotz konstanter institutioneller Nachfrage ist der Markt keineswegs einseitig: Glassnode-Daten zeigen, dass mittelfristige Halter zwischen 100 000 und 110 000 USD Gewinnmitnahmen realisieren. Coins im Alter von drei bis fünf Jahren erzielten 849 Mio. USD, Sieben-bis-Zehn-Jahre-Coins 485 Mio. USD und Ein-bis-Zwei-Jahre-Coins 445 Mio. USD.

Bitcoin-Liquidation-Map. Quelle: CoinGlass

Diese realisierten Gewinne sind typisch für Bullenmärkte, in denen frühe Investoren Positionen abbauen, sobald die Kurse deutlich steigen. Obwohl dadurch Verkaufsdruck entsteht, zeigen Analysten, dass der Markt diese Volumina absorbiert.

Daten von CoinGlass legen nahe, dass ein Rückfall unter die Marke von 100 000 USD börsenübergreifend Liquidationen gehebelter Long-Positionen im Volumen von 6,42 Mrd. USD auslösen würde. Mehrere Analysten halten einen solchen Durchbruch jedoch für zunehmend unwahrscheinlich.

Der parallele Rückgang von Börsen- und OTC-Beständen sowie die langfristige Akkumulation limitieren das verfügbare Bitcoin-Angebot. Wie Crypto Chiefs auf X formuliert:

„Wir haben noch nie eine derartige Divergenz zwischen Beständen und Preis gesehen. Sie werden Zeuge, wie sich ein strukturelles Angebotsproblem entwickelt.“

Die Zahlen von Glassnode und die aktuellen institutionellen Aktivitäten unterstreichen den Trend: Bitcoin wird in Cold-Storage „weggesperrt“. Bleibt die ETF-Nachfrage hoch und das Angebot knapp, erwarten Marktbeobachter für den weiteren Verlauf des Jahres 2025 zusätzlichen Aufwärtsdruck; einige Prognosen sehen Kurse von 140 000 USD und darüber hinaus.