• Chainalysis-KYT wird in Chainlinks Automated Compliance Engine integriert, um risikobasierte Regeln („allow/flag/block“) unmittelbar in Smart-Contract-Abläufe zu verankern und über mehrere Chains zu harmonisieren.
  • Der Ansatz ersetzt manuelle Prüfungen und chain-spezifische Integrationen durch eine zentrale Policy-Schicht, senkt Betriebsaufwand und beschleunigt Freigaben bei höherer Nachvollziehbarkeit.

Die Oracle-Plattform Chainlink und der On-Chain-Intelligence-Anbieter Chainalysis spannen zusammen, um Compliance-Workflows direkt in die Ausführungsebene verteilter Anwendungen zu verlagern.

Kern ist die Anbindung der Chainalysis KYT-Risikodaten (Know Your Transaction) an die Chainlink Automated Compliance Engine (ACE). Entwickler können damit einheitliche, KYT-gesteuerte Bedingungen für Transaktionen definieren – unabhängig davon, auf welcher Chain sie stattfinden – und so Freigaben, Eskalationen oder Sperren automatisiert steuern.

Von der Policy zur Transaktion: wie ACE und KYT zusammenspielen

ACE fungiert als regelbasierte Policy-Schicht zwischen Off-Chain-Risikointelligenz und On-Chain-Ausführung. Konkrete Policies können etwa lauten:

„erlaube Zahlung, wenn Gesamtrisiko < X und Gegenparteien nicht auf Sanktionslisten“, „fordere zusätzliche Verifikation ab Schwellenwert Y“ oder

„blockiere Transfer bei konkreter Exposure zu gelisteten Adressen“.

Die KYT-Signale kommen als ereignisgetriebene Atteste in den Workflow: Ein Smart Contract prüft vor Freigabe die attestierten Bedingungen und trifft deterministische Entscheidungen.

Für Betreiber entfällt der Aufbau chain-spezifischer Integrationen. Stattdessen lassen sich globale Richtlinien definieren, die ACE über EVM- und Non-EVM-Netzwerke hinweg durchsetzt. Das reduziert operationellen Overhead, verringert manuelle Review-Schleifen und erhöht die Auditierbarkeit, da jede Entscheidung auf prüfbaren Ereignissen und Regeln beruht.

Einsatzfelder, Governance und Grenzen in der Praxis

Der unmittelbare Nutzen zeigt sich in Cross-Chain-Brücken, Stablecoin-Programmen, RWA-Tokenisierung, DeFi-Kreditlinien sowie Fiat-On/Off-Ramps. Emittenten können etwa Auszahlungen an Risikoklassen binden oder regionale Vorgaben (z. B. Sanktions- und Embargoregeln) in einer Policy-Engine abbilden, statt diese in jede dApp einzeln zu kodieren.

Für Börsen und Custody-Anbieter entstehen konsistente Freigabepfade, bei denen Schwellenwerte und Eskalationen (zusätzliche Verifikation, Freeze, menschliche Freigabe) programmatisch definiert sind.

Für einen produktiven Betrieb sind jedoch Governance und Transparenz zentral. Betreiber müssen dokumentieren, welche Datenquellen in KYT-Scores einfließen, wie oft Daten aktualisiert werden und welche Fehlalarm-Raten toleriert sind.

Fallback-Routinen sind nötig, falls Off-Chain-Feeds zeitweise nicht verfügbar sind; Entscheidungen sollten in diesen Fällen defensiv (z. B. Quarantäne) ausfallen. Ebenso wichtig ist selektive Offenlegung: Prüfbare Atteste sollten nur die für die Regel relevanten Merkmale preisgeben, um Datenschutz zu wahren.

Auf technischer Ebene sind Latenz, Verfügbarkeit und Manipulationsresistenz der Feeds maßgeblich. Verifizierbare Atteste, mehrschichtige Signaturen und Ausreißerfilter sichern die Integrität. Für Intermediäre bleibt die Travel-Rule-Umsetzung relevant: ACE-Policies können die Erhebung und Weitergabe erforderlicher Metadaten triggern, ohne diese dauerhaft on-chain zu speichern.

Aus Anlegersicht verbessert eine harmonisierte Compliance-Schicht die Planbarkeit von On-Chain-Geschäftsprozessen: Freigaben erfolgen schneller, Rückabwicklungen seltener, Audit-Trails werden konsistenter.

Für Protokolle, die über viele Chains wachsen, schafft die Kombi aus ACE und KYT Skaleneffekte: Einmal definierte Policies gelten universell, statt in jedem Netzwerk neu implementiert zu werden.

Ob in Zahlungsflüssen, Token-Emissionsprogrammen oder dApp-Treasuries – das Modell verlagert Compliance vom nachgelagerten Prüfschritt in die Ausführung. Entscheidend für die Akzeptanz werden klare SLAs für Feeds, prüffähige Logs und regelmäßige Atteste zu Datenqualität und Verfügbarkeit sein. So entsteht die Grundlage, Compliance nicht nur einzuhalten, sondern sie messbar und wiederholbar in On-Chain-Abläufe einzubetten.