• Die Shanghaier Konzernaufsicht SASAC diskutierte erstmals politische Optionen für Stablecoins und andere Kryptowährungen.
  • Technologiekonzerne fordern Yuan-gebundene Token und wollen Lizenzen nach Hongkongs neuem Stablecoin-Gesetz beantragen.

Rund 70 Beamte folgten laut Reuters am Donnerstag einer Einladung der staatlichen Vermögensaufsichts- und -verwaltungskommission (SASAC), um mögliche Reaktionen auf Stablecoins und Kryptowährungen in China zu erörtern. Direktor He Qing betonte, die Behörde müsse „ein größeres Gespür für neue Technologien“ entwickeln und die Forschung zu digitalen Währungen intensivieren.

Behörden analysieren globale Modelle

Ein Experte von Guotai Haitong Securities stellte Entwicklung, Typologie und Hauptrisiken von Stablecoins vor. Er verglich US-amerikanische, südkoreanische und europäische Regime und empfahl ein gestuftes Genehmigungsverfahren. Erste Tests könnten in der Freihandelszone Shanghai starten, begleitet von enger Abstimmung mit Hongkong, das am 1. August ein Lizenzsystem für Stablecoin-Emittenten einführt.

Die Runde befasste sich zudem mit den Folgen chinesischer Kapitalverkehrskontrollen für eine potenzielle Yuan-Stablecoin. Die People’s Bank of China warnt weiterhin vor geldpolitischen Risiken: Gouverneur Pan Gongsheng hatte im Juni auf den steigenden Aufsichtsaufwand durch digitale Vermögenswerte hingewiesen. Gleichwohl setzt Shanghai traditionell auf Pilotprojekte, unter anderem bei grenzüberschreitenden Zahlungslösungen.

Privatsektor drängt auf Yuan-Token

Der E-Commerce-Konzern JD.com und die Fintech-Plattform Ant Group planen laut Branchenkreisen Stablecoin-Lizenzen in Hongkong zu beantragen, um Yuan-gebundene Token zu emittieren. Ihr Ziel ist es, der Dominanz US-Dollar-gebundener Coins entgegenzutreten und internationale Zahlungen effizienter abzuwickeln. Beide Unternehmen verweisen darauf, dass eine Yuan-Stablecoin die globale Nutzung der chinesischen Währung fördern könnte.

Das weltweite Transaktionsvolumen von Stablecoins wächst rasant. Schätzungen von ARK Invest zufolge erreichte es 2024 etwa 15,6 Billionen US-Dollar und übertraf damit die Zahlungsströme von Visa. Der Großteil entfällt bislang auf Dollar-basierte Token wie Tether oder USDC. Marktteilnehmer sehen daher in einer regulierten Yuan-Alternative ein potenzielles Gegengewicht in Asien.

Obwohl Festlandchina den Handel mit Kryptowährungen seit 2021 untersagt, gewinnt die Debatte über Stablecoins an Dynamik. Shanghai fungiert häufig als Testlabor für regulatorische Neuerungen. Sollten die Behörden Pilotlizenzen genehmigen, könnte dies Pekings Haltung gegenüber digitalen Währungen maßgeblich beeinflussen. Unterdessen stieg der Bitcoin-Kurs am Freitag über 118 000 US-Dollar und untermauert den Handlungsdruck für klare Rahmenbedingungen.