- CZ bekräftigt, dass Bitcoin langfristig die Marktkapitalisierung von Gold übertreffen könnte, ohne einen Zeitpunkt zu nennen.
- Gold liegt bei rund 30 Billionen US-Dollar, Bitcoin bei etwa 2,2 Billionen US-Dollar bei einem Preis über 110.000 US-Dollar, womit die Lücke weiterhin groß bleibt.
Die These ist provokant, der Befund nüchtern. Gold bleibt mit einer Marktkapitalisierung nahe 30 Billionen US-Dollar das wertvollste Asset der Welt, während Bitcoin bei rund 2,2 Billionen US-Dollar notiert und aktuell über 110.000 US-Dollar handelt. Changpeng Zhao, der Gründer von Binance, erklärte öffentlich, er erwarte dennoch, dass Bitcoin Gold „flippen“ werde. Einen Zeithorizont nannte er nicht.
Werttreiber im Vergleich: Knappheit, Zuflüsse, Nutzungsprofile
Golds Nachfrage speist sich aus Schmuck, Industrie und vor allem Reservehaltung durch Zentralbanken. Das Metall gilt als inflations- und ausfallfreies Kollateral mit tiefen, globalen Märkten und jahrzehntelang erprobten Verwahr- und Abwicklungsstandards. Bitcoin wird durch ein fixes Emissionsschema auf 21 Millionen Einheiten begrenzt, eine Eigenschaft, die in Zeiten erhöhter Inflationsunsicherheit als digitales Knappheitsnarrativ wirkt. Der reale Angebotsdruck sinkt mit jeder Halbierung, während der Free Float durch langfristige Halter gebunden wird.
Auf der Nachfrageseite markieren börsengehandelte Produkte eine strukturelle Verschiebung. Spot-ETFs eröffnen regulierten Zugang, reduzieren operative Hürden und können Mittelströme aus dem Vermögensberatungs- und Pensionssegment kanalisieren. Entscheidend ist, ob diese Zuflüsse wiederkehrend und breit diversifiziert sind. Für Gold sind physische ETP-Mittel in der Vergangenheit schwankungsanfällig gewesen, wurden aber über Dekaden von der Reserve- und Schmucknachfrage überlagert. Für Bitcoin ist die ETF-Schiene jünger und datengetrieben, was höhere Volatilität in den Zuflüssen nahelegt.
Die Nutzungsprofile unterscheiden sich deutlich. Gold dient als bilanzfähiges Reservevermögen und als Sicherungs- und Verpfändungsobjekt im Interbanken- und Derivathandel. Bitcoin wird überwiegend als risikobehafteter Vermögenswert mit wachsender Rolle als Sicherheitenbaustein in Krypto- und zunehmend TradFi-nahem Kontext betrachtet. Settlement-Geschwindigkeit, programmierbare Auslieferungslogik und globale Verfügbarkeit sind operative Vorteile. Volatilität, regulatorische Unsicherheit und Energie-Debatten zählen zu den hemmenden Faktoren.
Was ein „Flippening“ plausibel machen könnte
Drei Blöcke sind zentral. Erstens die regulatorische Anschlussfähigkeit. Klare Regeln zu Verwahrung, Bilanzierung und Produkthüllen in den großen Jurisdiktionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Vermögensverwalter strategische Quoten aufnehmen. Zweitens die Breite der Nachfrage. Wiederkehrende Zuflüsse aus modellbasierten Mandaten, Versicherungen und Pensionskassen wären ein stabiler Sockel, der opportunistische Retail- und Derivateströme ergänzt.
Drittens die Mikrostruktur. Tiefe Orderbücher, enge Spreads, robuste Indizes und redundante Preispfade reduzieren die Eintrittsbarrieren für große Blöcke. Auf der Angebotsseite würden weitere Bindungseffekte – etwa in Unternehmens-Treasuries oder im Collateral-Management – die zirkulierende Menge verknappen.
Ein numerischer Pfad verdeutlicht die Dimension. Selbst bei einer Verdopplung der aktuellen Bitcoin-Bewertung auf etwa 4,4 Billionen US-Dollar läge die Relation zu Gold noch bei rund 1:7. Erst eine langjährige Phase aus Nettomittelzuflüssen, wachsender institutioneller Bilanznutzung und sinkender Volatilität würde die Distanz schrittweise schließen. Umgekehrt bleibt Golds Fundament in Zentralbankkäufen, Schmuck- und Industrienachfrage robust, was die Messlatte hoch hält.
Ob die These „Bitcoin flippt Gold“ Realität wird, hängt weniger von pointierten Posts als von der institutionellen Mechanik ab: Produktzulassung, Risikobudgets, Haftungsrahmen und operative Verlässlichkeit entlang der gesamten Abwicklungskette.