- Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) distanziert sich von Projekt mBridge, um mögliche Sanktionsumgehungen durch BRICS-Staaten zu vermeiden.
- mBridge zielt auf internationale digitale Währungsüberweisungen ab, gerät jedoch durch seine potentielle Umgehung des Korrespondenzbankensystems in die Kritik.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) hat offiziell angekündigt, sich von Projekt mBridge zu distanzieren – einem Projekt, das sich auf den Einsatz von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr spezialisiert. In einer Ansprache am 31. Oktober betonte BIS-Generaldirektor Augustín Carstens, dass die Organisation keinen operativen Anteil mehr an mBridge haben wird. Dieses Projekt, das 2021 mit der Unterstützung des BIS Innovation Hubs ins Leben gerufen wurde, wurde ursprünglich als Plattform für schnelle, sichere und kostengünstige internationale Überweisungen entwickelt.
Projekt mBridge, das auf der Blockchain-Technologie der Hyperledger Foundation basiert, erreichte im Juni den Status eines Minimalprodukts (Minimum Viable Product). In diesem Zusammenhang wurden auch private Institutionen eingeladen, das Projekt aktiv zu unterstützen. Unter anderem haben Banken aus China und den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits ihre Teilnahme bestätigt.
Neben der BIS gehören die Zentralbanken Chinas, Hongkongs, Thailands und der Vereinigten Arabischen Emirate zu den Gründungsmitgliedern. Im Juni trat Saudi-Arabien dem Projekt als Vollmitglied bei, womit die Mitgliederzahl und die Zahl der Beobachter auf über 25 anstieg.
Sorge um Sanktionsumgehung durch BRICS-Länder
Im Rahmen der International Banking Conference von Santander, auf der Carstens eine Rede hielt, äußerte er die klare Distanzierung der BIS zu mBridge aufgrund politischer Spannungen. Auf die Frage eines Teilnehmers, ob das Projekt als potenzieller Mechanismus zur Umgehung internationaler Sanktionen durch BRICS-Staaten genutzt werden könnte, antwortete Carstens entschieden:
„mBridge ist nicht die ‘BRICS-Brücke‘ – das muss ich kategorisch betonen.“
Obwohl er den primären Zweck von mBridge als Unterstützung der Bedürfnisse von Zentralbanken beschrieb, blieb die Frage der möglichen Sanktionsumgehung durch das Projekt offen. Carstens stellte jedoch klar, dass die BIS weder Geschäfte mit sanktionierten Ländern betreibt noch deren Produkte von solchen Ländern verwendet werden können. Alle beteiligten Zentralbanken teilen diese Einstellung, um Sanktionsverletzungen zu verhindern.
Die BRICS-Gruppe, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, setzt sich seit Jahren für eine Entdollarisierung des globalen Finanzsystems ein. Staaten wie Iran, Ägypten, Äthiopien, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind der Gruppe beigetreten, wodurch mBridge und BRICS nun fast die Hälfte ihrer Mitglieder teilen. Der Fokus von BRICS auf alternative Währungsoptionen und der jüngste Gipfel in Kasan, Russland, haben das internationale Interesse an diesem Thema verstärkt.
Überprüfung traditioneller Überweisungsprozesse
Die Hauptattraktivität von Projekt mBridge für Länder, die sich vor Sanktionen schützen möchten, liegt in der Umgehung des traditionellen Korrespondenzbankensystems. Dieses System ist ein zentraler Mechanismus zur Durchsetzung von Sanktionen, da es den Fluss internationaler Zahlungen kontrolliert. Im Vergleich dazu ermöglicht mBridge schnellere und direkte Währungsüberweisungen, ohne dass Banken auf etablierte Korrespondenznetzwerke angewiesen sind.
Carstens verwies in seiner Ansprache auch auf ein anderes Projekt der BIS – Projekt Agora. Dieses könnte als Grundlage für ein sogenanntes
„Finternet“
dienen, ein internationales Finanzarchitektur-Konzept, das er erstmals im April vorstellte. Das Agora-Projekt wird von renommierten Zentralbanken wie der Banque de France, der Bank of Japan, der Bank of Korea, der Bank of Mexico, der Schweizerischen Nationalbank, der Bank of England und der Federal Reserve Bank of New York unterstützt. Auffällig ist, dass keine BRICS-Länder an Agora beteiligt sind.
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